Kriege sind nicht nur Ereignisse aus früheren Zeiten. Weltweit gibt es sie heute noch, daran hat sich nichts geändert. Was sich jedoch verändert hat, ist die Art der Kriegsführung: Was einst eine Blockkonfrontation der Weltmächte gewesen ist, wurde zu Terrorismus und asymmetrischer Kriegsführung. Ein Resümee über die Wandlung des Krieges.
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1999: Die NATO greift im Kosovo ein
2001: Die USA und ihre „Koalition der Willigen” intervenieren in Afghanistan
2003: US-Präsident Georg W. Bush und Verbündete starten den Präventivkrieg gegen den Irak
Die Liste der bisher geführten und teilweise immer noch nicht beendeten Kriege ist lang. Und dieser kleine Auszug zeigt, dass Kriege uns auch in einem Vereinten Europa immer noch verfolgen. Der einzige Unterschied ist die veränderte Kriegsführung.
Der Kalte Krieg und seine Folgen
Nach der Beendigung des Kalten Krieges und der Abwendung des „Super-GAUs” durch die beiden Atommächte USA und Sowjetunion war die Erleichterung groß. Die Einsicht hatte gesiegt und eine scheinbar unüberwindbare Hassschwelle wich einer neuen Zusammenarbeit – auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. Allerdings veränderte sich dabei nicht nur die bisher bipolare Weltordnung zu einer unipolaren – mit ihrem Hegemon namens USA – , es traten noch ganz andere Probleme auf, vor allem in den ehemals kommunistischen Staaten.
Neue Konflikte, die vorher dank gemeinsamer Ideologie unterdrückt wurden, brachen nun auf – so geschehen auf dem Balkan. Die internationale Sicherheitslage hat sich mit dem Ende des Kalten Krieges deshalb nicht zwingend verbessert. Sie ist um einiges unübersichtlicher geworden.
Doch wie sieht die Welt heute aus, 20 Jahre später? Was hat sich verändert?
Der neue Terrorismus
Die Kriege von heute sind um einiges komplexer und undurchschaubarer, als die vor zwei Jahrzehnten. Dies liegt mit Sicherheit an einem bestimmenden Phänomen: dem Terrorismus. Vor dem 11. September 2001 bekam dieser kaum Aufmerksamkeit. Heute ist er in aller Munde. Der Terrorismus bringt weit gefächerte Probleme mit sich.
Werfen wir einen Blick auf Afghanistan: Wer kann dort schon unterscheiden, wer Freund und wer Feind ist? Die Soldaten befinden sich dort deshalb in einer durchaus miserablen Situation. Wer sich tagsüber als einer ihrer Verbündeten ausgibt, kann schon nachts als Taliban die Seiten wechseln.
Die „Krieger Gottes” tragen nun mal keine neongelbe Uniform, die sie identifizierbar macht. Ihre Angriffe sind heimtückisch und nicht vorhersehbar. Durch neue technologische Möglichkeiten erfolgen Kommunikation und Informationsaustausch auf einer ganz neuen Ebene. Die Globalisierung hat eben auch dies mit sich gebracht: den sogenannten „asymmetrischen Krieg”.
Vom Ungleichgewicht des Terrors
Beim assymetrischen Krieg gibt es kein Gleichgewicht des Schreckens mehr, sondern vielmehr ein Ungleichgewicht des Terrors. Während beim Kalten Krieg die Fronten eindeutig geklärt waren, sind diese beim asymmetrischen oder auch „grauen” Krieg verschwommen. Es gibt keine Regeln, keine Armeen und eben vor allem keinen klar erkennbaren Gegner. Dieser ist nur schemenhaft bekannt und schwer lokalisierbar.
Er nutzt die größte Schwäche des Westens aus: seine offene Gesellschaft. Obwohl die Sicherheitsmaßnahmen nach dem 11. September vor allem in den USA drastisch verschärft worden sind, ist selbst Amerika von einem totalen Überwachungsstaat noch weit entfernt. Das bietet viele offene Stellen für Anschläge. Ganz zu schweigen von dem Missbrauchs des Internets: Stichwort Cyberwar. Dem Kalten Krieg noch ein Fremdwort, ist dieser heute eine vollkommen neue Herausforderung.
Dimensionen des modernen Krieges
Doch nicht nur das. Macht wird größtenteils privatisiert und mit fortschreitender, immenser Finanzunterstützung von Externen stehen den Terroristen womöglich bald alle Türen offen. Ein ebenfalls neuer Aspekt des „modernen Krieges” ist sein Ziel. Natürlich gab es auch früher Terroristen, wie die der RAF.
Diese jedoch handelten aus sozial-revolutionären Gründen und forderten so zum Beispiel eine Veränderung der Wirtschaftsordnung. Gotteskrieger im Namen des Dschihad agieren dagegen aus religiösen Motiven und wollen sich gegen den zunehmenden Einfluss des Westens sowie gegen den Verlust ihrer eigenen Identität wehren.
Somit lassen sich zusammenfassend neue Dimensionen in der Art, der Motivation und der Durchführung heutiger Kriege erkennen. Selbstverständlich gibt es heute immer noch, wie zum Beispiel in Afrika, „traditionelle” Bürgerkriege. Jedoch sollte man sich bewusst machen, dass es einen Wandel hin zu modernen Kriegen mit fortschrittlichen technologischen Mitteln und neuer Taktik gibt und in Zukunft noch extremer geben wird. Diese stellen die Weltgemeinschaft vor neue Herausforderungen und erfordern neue Strategien.
Bleibt zu hoffen, dass sich diese finden lassen und somit dem Terrorismus und all seinen Konsequenzen Einhalt gebieten.
(Text: Julia Jung / Foto: Lili Seidl by jugendfotos.de)