DeutschlandPolitik

Was hinter Deutschlands Exportüberschuss steckt

Deutschland erhielt laut Ifo-Institut 2014 weltweit am meisten Einnahmen durch Exporte. Das Statistische Bundesamt berichtet, dass es sich dabei um einen Überschuss von 216,9 Milliarden Euro handelt. Doch was hat die Bundesrepublik davon nicht nur beim Fußball Weltmeister zu sein?[divide]

Exportland DeutschlandWerden die Exporteinnahmen mit denen des Imports verglichen, dann liefert die deutsche Wirtschaft deutlich mehr Güter ins Ausland als sie von anderen Staaten einkauft. Das bedeutet, dass viel leeres Geld heimgebracht wird, denn es bekommt erst durch einen Austausch einen Wert – zum Beispiel beim Kauf eines Sofas.

„Geld ist heute ein reines wertloses Schuldgeldystem“, so Andreas Popp, Dozent für Makroökonomie. Dieser Fakt ist sogar auf der US-Dollarnote höchstpersönlich nachzulesen. Das Mitglied der Wissensmanufaktur, einem Institut für Wirtschaftsforschung und Gesellschaftspolitik, beobachtet schon seit Längerem das Treiben des Kapitalismus und veröffentlicht seine Gedanken über verschiedenste Medienkanäle.

„Export- beziehungsweise Außenhandelsüberschüsse sind also sehr gefährlich, denn sie bestehen nur aus wertlosem Papier. Nicht einmal das. Da das Geld heutzutage nur noch aus Bits und Bytes besteht“, erklärt Popp in seinem YouTube-Video „Andreas Popp: Die Export Narren – Deutschland“.

Er fragt sich, was hinter der Exportideologie steckt und kommt zur Einsicht, dass es eigentlich gar keinen Grund zum Freuen gibt. „Durch die absurde Gleichschaltung völlig heterogener Wirtschaftsregionen“, nämlich den Euro-Mitgliedsländern, „durch den Euro haben die Konzerne nicht einmal das Risiko der Abwertung ihrer Investitionen im Ausland. Das tragen nun die Steuerzahler der effizienteren Länder, indem sie durch Einzahlung ins EU-System bluten müssen. Deutschland ist das Opfer Nummer Eins in dieser Währungswucherung Euro.“ Der Euro bringt sicherlich so manche Schwierigkeiten mit sich, was auch der Fall Griechenland zeigt. Ob er zu verwerfen ist oder die EU stärker zusammenarbeiten muss, um dem Gemeinwohl dienlich zu sein, sei dahingestellt.

Die Lösung für Europa

„Von den Gewinnen der hiesigen Konzerne profitieren die Aktionäre, die auf der ganzen Welt verstreut sind“, so die Meinung Popps über die Exportüberschüsse. In Deutschland selbst aber wird wie in anderen Ländern auch die Schere zwischen Arm und Reich größer. Schuld daran sei der Globalisierungswahn. „Wir brauchen wieder viele verschiedene Währungen für die vielen unterschiedlichen Mentalitäten.“ Erst dadurch kann sich die Wirtschaft erholen und vor allem hätten die Menschen dann vielleicht weniger Sorgen um ihren Lebensunterhalt.

Gibt es also zu viel einheitliches und erlogenes Geld und zu wenig Ressourcen? Gehen wir in den Supermarkt, strotzen die Regale nur so vor leckeren Angeboten. Wir sind es gewohnt, genügend Vorräte zu haben, fließend Wasser und mit Geld zum vollen Bauch zu kommen. Von der Ressourcenknappheit ist momentan als Verbraucher noch wenig zu spüren. Doch Popp denkt quer: “Die monetäre Ökonomie gehört vermutlich als jahrhundertelang verfolgter Irrweg auf den Müll. Vielleicht sollte man einmal mit einer Ressourcenökonomie nachdenken.“ Ressourcenökonomie legt mehr Wert auf die Bevölkerung und die Natur als so mancher konzerngesteuerte Politiker unserer Tage.

Nun ist also wieder die Politik schuld, doch die Welt ist nicht schwarz-weiß und Veränderung bahnt sich sogar in den politischen Kreisen an.

Die Zukunft der Industrie aus Sicht der Politik

Das Projekt „Zukunft der Industrie“, bei dem Bundesminister für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel und Partner aus Gewerkschaften und Industrie zusammenarbeiten, hat zum Ziel, Deutschland als Industriestandort nachhaltig modern zu gestalten. Das sind schöne Worte, aber wie wollen sie die starke Exportabhängigkeit und die wachsende Armut angehen?

Nun, es soll in Arbeitsgruppen diskutiert werden, wie die Zukunftsperspektive für Mensch und Umwelt in der Industrie aussehen könnte, um im ständigen Wandel als Industrienation international zu bestehen. Ein weiteres Problem liegt laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie darin, dass die Menschen immer älter werden und das Wachsen der Wirtschaft Richtung Digitalbranche (also alles im Computer als über Papier und Kopf) mehr Jobs vernichtet als erzeugt.

Es wird prognostiziert, dass es durch die Digitalisierung wenig überaus gut bezahlte Arbeitsplätze geben wird, wie der eines Programmierers oder Gründer-Milliardärs und viele Billiglohnstellen wie bei Amazon, wo erwartet wird, dass Menschen robotergleich arbeiten. Für die Mittelschicht wird so in der Digitalbranche nichts übrigbleiben.

Bei der Suche nach einer Lösung, woher die neuen Jobs kommen könnten, muss man beim schon oft gehörten Stichwort Individualisierung beginnen. Über online-Vermarktung können relativ billig spezielle, auch handgefertigte Produkte vertrieben werden und es gibt ein großes Angebot an Verschiedenstem. Bereits jetzt bieten Websites an, sich nach eigener Wahl sein Müsli fürs Frühstück zu mischen. Auch die Erfindung der 3D-Drucker weitet das Spektrum der Möglichkeiten etwas zu produzieren.

Das alte Sprichwort mag recht behalten: Not macht erfinderisch.

(Foto: “Franziska Maxi Müller” by jugendfotos.de)

Anna L.

Anna Luther schreibt seit Februar 2015 bei backview.eu und interessiert sich für gesellschaftliche, kulturelle und politische Thematiken. Sie studiert in Wien Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und Philosophie.

Schreibe einen Kommentar