Mann hat zwei unterschiedliche Gedanken auf linker und rechter Seite - Bild im Comic Stil

Was ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung?

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine komplexe psychische Störung, die tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen hat. Charakteristisch sind extreme emotionale Instabilität, intensive und oft unvorhersehbare Stimmungsschwankungen sowie Schwierigkeiten, stabile zwischenmenschliche Beziehungen zu führen. Menschen mit BPS haben ein starkes inneres Leiden, das sich in Form von intensiven Emotionen wie Angst, Wut oder Traurigkeit äußert. Häufig erleben sie ein tiefes Gefühl der Leere, das schwer zu füllen scheint.

Diese Störung betrifft etwa 1-2 % der Bevölkerung und zeigt sich meist im frühen Erwachsenenalter. Betroffene können Probleme haben, sich selbst zu verstehen und fühlen sich oft isoliert oder missverstanden, was wiederum ihre sozialen Interaktionen erschwert.

Ursachen und Hintergründe

Die genauen Ursachen der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind nach wie vor Gegenstand intensiver Forschung. Es wird jedoch angenommen, dass mehrere Faktoren zusammenwirken, um das Risiko zu erhöhen:

  • Genetische Veranlagung: Menschen mit einer familiären Vorbelastung für psychische Störungen, insbesondere für Störungen der Emotionsregulation, haben ein erhöhtes Risiko, selbst an BPS zu erkranken.
  • Traumatische Kindheitserfahrungen: Viele Betroffene berichten von körperlichem, emotionalem oder sexuellem Missbrauch in der Kindheit, Vernachlässigung oder Verlust einer Bezugsperson. Solche Erlebnisse hinterlassen tiefe seelische Wunden und beeinflussen die emotionale Entwicklung.
  • Biologische Faktoren: Es gibt Hinweise darauf, dass bei Menschen mit BPS bestimmte Neurotransmitter, wie Serotonin, gestört sind, was zur instabilen Emotionsregulation beiträgt.
  • Umweltfaktoren: Auch schwierige familiäre Verhältnisse, instabile soziale Umgebungen oder wiederholte Konfliktsituationen können die Entstehung der Störung begünstigen.

Symptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Symptome von BPS sind vielfältig und äußern sich auf unterschiedliche Weise. Zu den häufigsten Merkmalen gehören:

  • Instabile Beziehungen: Menschen mit BPS haben oft intensive, aber instabile Beziehungen. Sie schwanken zwischen extremer Idealisierung und Abwertung ihrer Partner oder Freunde.
  • Emotionale Dysregulation: Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu regulieren. Kleine Auslöser können zu heftigen emotionalen Reaktionen führen, die nicht immer der Situation angemessen sind.
  • Impulsivität: Viele Menschen mit BPS neigen zu impulsivem Verhalten, das riskant oder selbstschädigend sein kann. Dazu gehören Drogenmissbrauch, unüberlegte Geldausgaben oder riskantes Fahrverhalten.
  • Selbstverletzung und Suizidgedanken: Eine erschreckend hohe Zahl von Menschen mit BPS verletzt sich selbst oder hat Suizidgedanken. Selbstverletzendes Verhalten wird oft als Ventil für die intensiven inneren Spannungen genutzt.
  • Schwankendes Selbstbild: Betroffene erleben oft große Unsicherheit in Bezug auf ihre Identität. Sie können Schwierigkeiten haben, ein stabiles Selbstbild zu entwickeln, und fühlen sich häufig unsicher über ihre Rolle in der Welt.
  • Chronisches Gefühl der Leere: Viele Menschen mit BPS berichten von einem ständigen inneren Vakuum, das schwer zu erklären ist. Dieses Gefühl der Leere kann zu verzweifelten Versuchen führen, es durch externe Bestätigung oder extreme Verhaltensweisen zu füllen.

Diagnosestellung bei Borderline

Die Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung erfordert eine umfassende Untersuchung durch einen Psychiater oder klinischen Psychologen. Da die Symptome der BPS sich mit anderen psychischen Erkrankungen überschneiden können, ist es wichtig, eine präzise Diagnose zu stellen. Der Diagnostiker wird in der Regel eine eingehende Anamnese durchführen, die sowohl das aktuelle Verhalten als auch die Lebensgeschichte des Betroffenen einschließt.

Therapie und Behandlungsmöglichkeiten von Borderline

Die Behandlung von Borderline-Persönlichkeitsstörung kann sehr effektiv sein, wenn sie richtig auf die Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmt wird. Die Therapieansätze konzentrieren sich vor allem auf die Verbesserung der emotionalen Kontrolle, die Stärkung der zwischenmenschlichen Fähigkeiten und das Erlernen von Strategien zur Reduktion von Selbstverletzungs- und suizidalen Gedanken.

  • Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT): Diese Therapieform wurde speziell für Menschen mit BPS entwickelt und kombiniert kognitive Verhaltenstherapie mit Achtsamkeitsübungen. Ziel ist es, die Emotionsregulation zu verbessern und destruktives Verhalten zu reduzieren.
  • Schematherapie: Hierbei wird versucht, alte, ungesunde Verhaltensmuster zu erkennen und durch neue, gesündere Muster zu ersetzen. Diese Therapieform fokussiert auf das Verstehen und Auflösen von frühen negativen Lebenserfahrungen.
  • Medikamentöse Behandlung: In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, medikamentöse Unterstützung in Form von Antidepressiva, Stimmungsstabilisatoren oder Antipsychotika zu erhalten, um bestimmte Symptome zu lindern. Diese sollten jedoch immer in Kombination mit einer psychotherapeutischen Behandlung erfolgen.

Umgang mit Borderline im Alltag

Für Betroffene ist es wichtig, sich selbst zu verstehen und anzunehmen. Es kann hilfreich sein, emotionale Auslöser zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um mit intensiven Gefühlen umzugehen. Achtsamkeitsübungen und regelmäßige Selbstfürsorge sind essenziell, um langfristig ein stabiles und erfülltes Leben zu führen.

Für Angehörige und Freunde von Betroffenen ist es von großer Bedeutung, Geduld und Verständnis zu zeigen, aber auch klare Grenzen zu setzen. Es kann hilfreich sein, sich selbst über die Störung zu informieren und möglicherweise Unterstützung in Form von Selbsthilfegruppen zu suchen.

Fazit: Hoffnung und Zukunftsperspektiven

Obwohl die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine tiefgreifende Herausforderung darstellt, gibt es Hoffnung. Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung können viele Menschen mit BPS lernen, ihre Emotionen zu regulieren und stabile, erfüllte Beziehungen zu führen. Die Reise zur Heilung ist oft lang, aber sie ist möglich, und die Fortschritte, die gemacht werden, können das Leben grundlegend verändern.

 

(Das Beitragsbild wurde mit Dall-E erstellt)

Autor

Von Janine Schulz

Janine schreibt seit 2012 für backview.eu.