Konflikte zwischen Staaten und jahrzehntelange Kontroversen zwischen Völkern sind seine größten Feinde. Jeder redet über ihn, aber niemand glaubt tatsächlich daran: der Weltfrieden. back view spricht in einem Interview mit dem Weltfrieden über die Gefahren, die Aussichten und einen seiner größten Erfolge.


back view: Lieber Weltfrieden, im Prinzip hat niemand etwas gegen dich – und doch tust du dich so schwer, die friedliche Weltherrschaft an dich zu reißen.
Weltfrieden:
Das ist richtig. Ich zweifle auch immer wieder an mir selbst. Oft erwische ich mich in Gedanken dabei, mich komplett zurückzuziehen und die Menschheit wieder sich selbst und ihren natürlichen Trieben zu überlassen. Ich sehe da immer einen Naturzustand vor mir, in dem jeder um sein eigenes Überleben kämpft und keinen Wert auf gemeinschaftliches Zusammenleben sowie Frieden legt.

Was hast du denn zu bieten?
Wer den großen Weltfrieden für sich erkennt und lebt, der kann positiver und entspannter in die Welt gehen. Es gibt nichts Erdrückenderes und Belastenderes, als morgens schon mit Ängsten aus dem Bett zu steigen. Angst vor Unterdrückung, vor Gewalt, vor Verfolgung und Verhaftung. Ängste, die einen den ganzen Tag verfolgen und bis in den Schlaf in ihren Bann ziehen. Für mich stehen da vor allem die dauerhafte Freiheit, Gerechtigkeit und damit auch ein glücklicheres Leben für alle Menschen im Vordergrund.

Das klingt ja ganz wunderbar, aber wieso hast du dennoch so viele Gegner?
Ja klar, wir sind weit entfernt von mir – also dem Weltfrieden. In meinen Augen ist es vor allem die Geilheit nach Macht, die als mein größter Feind immer wieder große Kreise zieht. Es gibt einfach immer wieder vor allem Männer, die in politisch hohen Positionen nicht mit ihrer Verantwortung umgehen können. Stattdessen klammern sie sich an ihre Ämter und versuchen alles, um ihre Macht zu sichern. Solche Persönlichkeiten gibt es leider immer wieder – aber mit diesen Spinnern werde ich mich wohl niemals anfreunden können.

Aber diese Menschen könnten doch auch in friedlichem Zusammenleben ihre Macht behalten.
Nicht immer. Es geht ja bei mir auch um die Verbreitung von Freiheit und Gerechtigkeit. Das spricht natürlich existenziell gegen den Antrieb der diktatorischen Herrscher. Deshalb schwebt bei diesen Menschen andauernd die Angst mit, die Macht zu verlieren. In der Folge versuchen sie dann möglichst gewalttätig und freiheitsberaubend ihr Volk einzuschüchtern und ihre eigene Machtstellung weiter auszubauen.

In den vergangenen Jahren veränderte sich die Art der globalen Konflikte. Wie sehr belastet dich die atomare Energie beziehungsweise die Gefahr, die von Atomwaffen ausgeht?

Unglaublich! Gerade solch unberechenbare Regierungen wie Iran und Nordkorea machen mir unglaublich Angst. Niemand kann diese irren Machthaber kalkulieren, wie schnell sich eine Auseinandersetzung hochschaukeln kann. Niemand kann im Moment sicher sagen, dass es nur um die Androhung eines nuklearen Konflikts geht, um die eigene Machtposition zu stärken. Niemand weiß, ob diese Fanatiker nicht eines Tages alptraumgeschunden aufwachen und einfach mal auf den Knopf drücken. Das belastet mich tatsächlich sehr.

Sag mal, jetzt reden wir hier über dich – aber woher kommst du eigentlich?

Das ist eine lange Geschichte. Mich gab es im Grunde schon in der Antike – also vor vielen Jahrhunderten. Es gab dann die verschiedensten Storys über einen Welterlöser, einen Messias, der alle Feindseligkeiten aus der Welt schafft und alle Völker vereint. Vor allem in Religionen wird immer wieder über einen göttlichen Heiland gesprochen. Das war so etwas wie meine große Geburtsstunde. Dennoch schwebte ich vorher sicherlich schon in vielen Köpfen, die von einer großen friedlichen Gemeinschaft träumten.

Die Vereinten Nationen haben dich allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg anerkannt.
Ja, das stimmt. Ich wurde 1945 in der Charta der Vereinten Nationen niedergeschrieben. Sicherlich war ich vorher auch schon anerkannt, allerdings nicht in geschriebener und unterzeichneter Form. Seitdem gelte ich als das Ziel aller gemeinschaftlichen Politik. Dazu gehören in erster Linie auch die Menschenrechte, die geschützt und eingefordert werden müssen. Mir ist aber auch klar, dass die Vereinten Nationen keinerlei exekutive Gewalt besitzt, um internationale Vereinbarungen tatsächlich auch rechtlich geltend machen zu können. Es handelt sich schlicht um Absprachen zwischen den Staaten, die allerdings nicht zwingend eingehalten werden müssen.

Ein Blick in die Zukunft: Wirst du die friedliche Weltherrschaft jemals an dich reißen können? Die Idee des Weltfriedens ist ja doch sehr zuversichtlich und optimistisch.
Im Moment gibt es so viele Konflikte zwischen Staaten und auch innerhalb mancher Ländergrenzen. Verständlich, dass es deshalb viel Kritik an mir gibt und ich immer wieder als eine unerreichbare Utopie eingestuft werde. Dennoch habe ich in den vergangenen Jahrzehnten auch viel erreicht und einige Regionen befrieden können. Das ist mein täglicher Antrieb und das motiviert auch die vielen Menschen und Organisationen, die sich für mich einsetzen.

Was gehört zu deinen größten Erfolgen?

Ich bin wahnsinnig stolz darauf, wie sich das europäische Zusammenleben verändert und verbessert hat. Die Europäische Union hat für den längsten Frieden aller Zeiten geführt. Nach den beiden Weltkriegen war das wahrlich nicht selbstverständlich und zeugt von verantwortungsbewusstem Umgang mit dem menschlichen Miteinander.

Meine letzte Frage dreht sich um eine Entwicklung der vergangen Jahrzehnte: Wie sehr kratzt es an deinem Image, dass du gerne auch als eine leere Phrase von Misswahlen bezeichnet wirst?
Klar, es war lange Zeit in Mode, mich bei Misswahlen immer wieder in den Raum zu werfen. Damit wollten die Frauen meist einfach ihr soziales Herz zeigen. Dass ich damit regelrecht abgenutzt werde und immer wieder auf diese Schiene der Misswahl-Phrase geschoben werde.


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(Interview: Konrad Welzel)

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  • Konrad W.

    Konrad hat back view am 06. April 2007 gegründet - damals noch in diesem sozialen Netzwerk StudiVZ. Mittlerweile tobt sich Konrad ganz gerne im Bereich SEO aus.

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Von Konrad W.

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