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“Das macht mich traurig”

Freiheit kann ganz unterschiedlich und auf verschiedenen Wegen ausgelebt werden. In letzter Zeit kommt sie immer wieder unter die Räder. Wir haben uns mit der Freiheit zu einem persönlichen und ehrlichen Interview getroffen.[divide]

backview.eu: Wie geht es dir gerade, Freiheit?
Freiheit: Ich habe schlecht geschlafen. Im Moment bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits habe ich in vielen Ländern in den letzten 200 Jahren wirklich richtig gute und auch neue Freunde gefunden. Andererseits gibt es einige Länder, die mich zur Zeit einfach extrem nerven!

Warum, was stört dich an ihnen?
Ein Einreiseverbot in die Türkei zum Beispiel. Und, dass Erdogan andere zum Nachahmen anregt. Ich bin seit dem angeblichen Putschversuch im letzten Jahr nur noch selten in die Türkei. Ich komme mit dem Ausnahmezustand, der seitdem ausgerufen wurde, nicht so gut klar. Doch nach dem umstrittenen Referendumsergebnis fühle ich mich nicht nur von Erdogan gehasst. Auch viele Bürger können mit mir scheinbar nichts mehr anfangen. Das macht mich traurig!

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Die Regierungen von China und Russland sind ja auch nicht deine besten Freunde.
Ja. Das ist richtig. Das liegt aber sicher nicht an mir. Ich bin immer wieder einen Schritt auf sie zugegangen. Leider werde ich nach wie vor oft nur mit Füßen getreten.
Viel schlimmer empfinde ich es, dass ich neuerdings auch in den USA teilweise verspottet werde. Und das vom angeblich mächtigsten Mann der Welt. Das ist keine gute Botschaft.

Grundsätzlich trittst du als Freiheit doch erst einmal jedem sehr offen und positiv entgegen. Warum bist in einigen Ländern dieser Welt trotzdem so unbeliebt?
Ich glaube, manche Menschen haben einfach Angst vor mir und den Konsequenzen, wenn sie mich zu nah an sich heran lassen. Meine Theorie dazu lautet: Je mächtiger ein Mensch ist, desto größer die Angst vor mir. Das gilt natürlich nur bei ohnehin schon labilen und anfälligen Personen wie Erdogan, Putin, al-Assad oder auch Trump.

Warum ist das so?
Ich denke, weil ich mit meinen Werten und Überzeugungen schnell zur Gefahr für deren Machtposition und deren Funktion werden kann.

Wirklich?
Naja. Zumindest bei denjenigen, die ihre Macht nie wieder verlieren wollen. Oder diejenigen, die diese Macht vielleicht nicht ganz legal erworben haben.

Und wie kannst du es dann wieder zu mehr Beliebtheit schaffen in Ländern wie Türkei, Syrien, China oder Russland?
Keine Ahnung! Eine gewaltsame, kriegerische Absetzung von Außen, das führt oft nicht zwingend zu mehr Freiheit. Und Aufklärung von Innen ist in diesen Beispielen schon fast unmöglich. Dafür sind die Systeme bereits zu sehr manipuliert. Und sowohl Medien als auch Justiz sind in der Regel nur noch Marionetten des Herrschers.
Ich bin tatsächlich ratlos!

Wie sehr hasst du eigentlich deinen Stiefbruder “Sicherheit”?
Geht so. Natürlich wird durch terroristische Anschläge, wie sie in Europa zur Zeit vermehrt auftreten, mein Stiefbruder immer beliebter. Damit rutschen meine Bedürfnisse und Wünsche mehr und mehr in den Hintergrund. Je größer die Panik und die Angst sind, desto lauter der Schrei nach Sicherheit. Und desto weniger denken die Leute an mich!

Ist das für dich nicht nachvollziehbar, dass den Menschen Sicherheit sehr wichtig ist?
Das mag schon sein. Aber nicht mit blindem Gehorsam. Die Menschen verlieren im Eifer des Gefechts schnell den Blick fürs Wesentliche. Also für mich. So wurde im Schatten meines Stiefbruders schon viel Unsinn gegen meine Prinzipien verzapft und umgesetzt.

Zum Schluss noch dein Blick in die Zukunft. Was wünscht du dir?
Frieden! So platt das auch klingen mag. Aber wenn wir alle friedlich und nicht voll mit egoistischem Verhalten miteinander leben würden, wären sowohl mein Stiefbruder als auch ich glücklich.

(Foto: Mariesol Fumy by jugendfotos.de)

Konrad W.

Konrad hat back view am 06. April 2007 gegründet - damals noch in diesem sozialen Netzwerk StudiVZ. Mittlerweile tobt sich Konrad ganz gerne im Bereich SEO aus.

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