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Mexico und USA – eine umkämpfte Grenze

Seit dem ersten Kontakt zwischen Amerikanern und Mexikanern in Texas im Jahr 1822 ist „La Frontera” – die südliche Grenze der Vereinigten Staaten – ein brisantes Thema. Jährlich strömen tausende illegale Einwanderer in die südlichen Staaten. Mittlerweile markiert ein hässlicher, scheinbar undurchdringlicher Zaun die Grenzregion gegen den Drogenschmuggel.


Nach dem Mexikanischen Krieg und dem Abkommen von Guadalupo Hidalgo 1848 gehörten Texas, New Mexico und Kalifornien (später weiter unterteilt in die drei genannten sowie Nevada und Utah) offiziell zu den Vereinigten Staaten – das Territorium der USA war damit komplett.
Gleichzeitig war diese Neueroberung ein wichtiger Faktor für den aufkommenden Civil War und durch den California Gold Rush (1848) ein wirtschaftlicher Erfolg für die noch junge Nation. Doch die Grenze war auch eine Problemregion; die früheren Streitereien um Land und Sklaverei bestimmen noch heute die Bandenkriege und Drogenkartelle.

Die meisten Mexikaner erhoffen sich mehr Geld und ein besseres Leben nördlich der Grenze, Amerikaner wollen mit ihren südlichen Nachbaren aber meist wenig zu tun haben. Mexikaner müssen sich in den USA vielen Vorurteilen stellen: Sie werden als minderwertig angesehen und sind in den Augen der meisten Amerikaner grundsätzlich als Verbrecher deklassiert.

T.C. Boyle – einer der bekanntesten amerikanischen Autoren der letzten Jahrzehnte – verwendete in seinem Roman “The Tortilla Curtain” (dt. América) das Symbol des Kojoten für mexikanische Einwanderer. Die typisch amerikanischen, hundähnlichen Tiere leben oft in Grenzräumen und verfügen über eine überdurchschnittliche Anpassung. Selbst in den widrigsten Bedingungen ist es ihnen möglich, zu überleben. Im Buch lassen sich die Kojoten selbst durch einen hohen Zaun nicht davon abhalten, in die Vorgärten der amerikanischen Siedlungen einzudringen. Boyle spielt mit diesem Vergleich auf die Vorurteile der Amerikaner gegenüber der illegalen Einwanderer aus Mexiko und anderen Staaten an. Er scheint für die Grenzstaaten ein Bild mit großem Widererkennungswert geschaffen zu haben.

Drogenhandel und Schmugglerware

Die immer wiederkehrenden Meldungen über Grenzschmuggler und mexikanische Drogenkartelle hilft dem Ansehen Mexikos nicht gerade auf die Sprünge. Dabei stellen sie mit knapp 30 Prozent die größte Gruppe mit ausländischen Wurzeln in den USA dar. In einem Land, das noch immer keine offizielle Sprache hat, ist Spanisch – die Sprache der Einwanderer – vielerorts schon eine inoffizielle zweite Amtssprache geworden.
Immerhin zwölf Prozent der Amerikaner sprechen Spanisch – damit ist die USA das Land mit der fünftgrößten spanischsprechenden Bevölkerung. Jahrelang wurden illegal,e aber dafür günstige mexikanische Arbeiter bevorzugt, regelrecht gesucht und zu Hunderten speziell von kalifornischen Grundbesitzern oder Bauherren angestellt.

Doch heute spitzt sich die Lage an der Grenze mehr denn je zu. Das Projekt Frontera NorteSur der New Mexico State University titelt 2011 gar „The Border of Death” – alleine in Pima County, Arizona, einem der insgesamt 48 „Border counties” wurden 2010 mehr als 170 tote Mexikanische Einwanderer auf der amerikanischen Seite der Grenze gefunden.

Menschen, die aus Verzweiflung oder Aussichtslosigkeit den nächtlichen Sprung über den Zaun wagen und damit meist in ihren Tod springen. Von den circa 11.000 Agenten bei der „US Border Patrol” patrouillieren immerhin 89 Prozent die mexikanische Grenze. Das macht ein unbemerktes Durchkommen praktisch unmöglich. Und dennoch führen die Grenzstaaten die Statistiken der illegalen Einwanderer weiterhin an.

Kriminalität auf allen Wegen
Und auch der Drogenhandel scheint zuzunehmen. Im November 2011 fand die Polizei in San Diego, der südlichsten Großstadt Kaliforniens, den Eingang zu einem „Drogentunnel”, der unter der Grenze hindurch geradewegs in die circa 30 km entfernte mexikanische Grenzstadt Tijuana führt.
Der Tunnel verfügte über strukturelle Absicherungen, Schienenfahrzeuge, Elektrizität und ein Belüftungssystem. Bei der Entdeckung wurden mehr als 12 Kilogramm Marihuana sichergestellt. Und diese unterirdische Schleuse ist kein Einzelfall. Schon ein Jahr zuvor wurden zwei ähnliche Tunnel gefunden, die ebenfalls in das Industriegebiet San Diegos führten.

Amerikanische Zeitungen schrieben, die unterirdischen Durchgänge werden vom mexikanischen Drogenkartell „Sinaloa” betrieben – angeführt von Mexikos meistgesuchtestem Mann, Joaquin „Shorty” Guzman. Die „San Diego Tunnel Task Force” sucht weiter nach unentdeckten Verbindungstunneln zwischen Kalifornien und Mexiko – der Kampf gegen die Drogenkartelle an der amerikanisch-mexikanischen Grenze ist noch lange nicht vorbei.

Weitere Informationen zur aktuellen Entwicklung des Zaunbaus

 

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(Text: Carolin Schmitt)

Carolin S.

Ich habe 2009 angefangen für back view zu schreiben, damals vor allem im Bereich *Sport*. Mittlerweile schreibe ich auch über andere Themen und versuche mein Studium der Anglistik und Amerikanistik auch ab und zu mit meinen Artikeln zu verknüpfen.

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