Gaddafis gnadenlose Killer
Die Söldner Libyens
RegulÀre StreitkrÀfte zu schwach
Die Antwort ist erschreckend einfach. Gaddafis regulĂ€re StreitkrĂ€fte sind schwach. GröĂtenteils sogar absichtlich, die Kampfeinheiten sind unterbesetzt und in schlechtem Zustand. Die Gefahr, dass das libysche MilitĂ€r sich gegen den Diktator wendet und sich mit den Demonstranten solidarisiert, ist zu groĂ. Es kommt nicht selten vor, dass Einheiten zu den Gaddafi-Gegnern ĂŒberlaufen. Doch das schadet dem Regime kaum. WĂŒrde sich die komplette Streitmacht gegen Gaddafi stellen, so hĂ€tte er dennoch ein tödliches Gegengewicht: Seine Söldner.
Woher kommen diese und warum sind sie so gefĂ€hrlich? Ăber die Herkunft der Söldner wird viel spekuliert. Es wurden verschiedene Ausweispapiere aus Guinea, Niger dem Tschad, Mauretanien oder dem Sudan gefunden. Es gibt eine sogenannte panafrikanische Legion, die Gaddafi vor mehreren Jahren grĂŒndete und die weiterhin KĂ€mpfer aus ganz Afrika bezieht. Doch kaum ein Journalist ist vor Ort, um das zu bestĂ€tigen. Und offiziell gesicherte Zahlen gibt es natĂŒrlich auch nicht.Die Killer jagen Frauen und Kinder
Die Aufgabe der Söldner war zunÀchst einleuchtend: Sie sollen die AufstÀnde von Rebellen verhindern. Doch die angeheuerten Profis nahmen ihre Aufgabe etwas ernster und erstickten sÀmtliche WiderstÀnde und KÀmpfe im Keim. Nicht nur StreitkrÀfte, sondern auch wehrlose Zivilisten dienten als Zielscheibe.
Es ist die Rede von Massakern in Moscheen, von versteckten Milizen in Krankenwagen und plötzlichen SchĂŒssen von DĂ€chern mitten in Tripolis. Die paramilitĂ€rischen VerbĂ€nde, also Einheiten, die nicht der regulĂ€ren Streitkraft angehören, sind ĂŒberall. Sie verbreiten Panik im ganzen Land. Nicht einmal Frauen und Kinder bleiben verschont. In Bengase sollen MĂŒtter mit ihren Kindern von einer BrĂŒcke gesprungen sein, um den HĂ€nden der Söldner zu entkommen.
12 000 US-Dollar pro Leiche!?
Doch was lĂ€sst Gaddafis KĂ€mpfer so brutal und skrupellos morden? Was treibt sie an? Die Antwort liegt auf der Hand: Die auslĂ€ndischen Söldner haben im Gegensatz zum regionalen MilitĂ€r keine Verbindung zum Gegner. Sie erschieĂen bei den KĂ€mpfen nicht ihre eigenen LandesbrĂŒder, sondern Fremde. Sie können sich von lokalen EinflĂŒssen freimachen und werden sich somit wohl nie mit der Bevölkerung solidarisieren. Das macht sie zu den regimetreuesten KrĂ€ften und zum besten Garant fĂŒr Gaddafis Sicherheit. Nicht zu vergessen ist das Kopfgeld, dass die Söldner nicht zu knapp bekommen. Bis zu 12 000 US-Dollar sollen sie pro Leiche erhalten.
Unklar ist, wie viele KĂ€mpfer der Diktator auf seine Seite gezogen hat. Er heuerte an, wo es nur ging, doch anscheinend versagten ihm immer mehr LĂ€nder und VolksstĂ€mme die UnterstĂŒtzung. Es wird schwieriger, bewaffnete Söldnertruppen einfliegen zu lassen. Die NachbarlĂ€nder fĂŒrchten, die Gewalt könnte ĂŒber die Grenzen schwappen und bemĂŒhen sich, dem Heer von blutrĂŒnstigen Killern ein Ende zu bereiten.
(Text: Julia Jung)
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