Weniger als einen Monat vor den Wahlen in Pakistan gibt der amerikanische Geheimdienst CIA an, den Verantwortlichen für den Mord an Benazir Bhutto ermittelt zu haben. Es bestehe kein Zweifel daran, dass das Terrornetzwerk Al Qaida zusammen mit Verbündeten des Islamistenführers Baitullah Mehsud den Anschlag vom 27. Dezember begangen haben, um die Lage im Land zu destabilisieren. Die pakistanische Regierung unterstützt diese Ansicht, wohingegen Mehsud selbst die Vorwürfe bestreitet.
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Der CIA-Direktor Michael Hayden hielt es in einem Interview mit der Washington Post für erwiesen, dass ein Netzwerk rund um Mehsud für den Anschlag verantwortlich sei. Dies steht im Gegensatz zu den Stimmen aus der Bevölkerung, die den pakistanischen Geheimdienst hinter dem Attentat vermuten. Hierzu ist allerdings zu bemerken, dass aufgeklärte Pakistanis der Meinung sind, dass der pakistanische Geheimdienst stets verantwortlich gemacht werde, wenn es zu Aufsehen erregenden Ereignissen kommt, die man sich nicht so leicht erklären kann.

Pakistanisch-afghanische Grenze Rückzugsgebiet für Mehsuds Männer
Baitullah Mehsud ist ein so genannter „Warlord“ eines paschtunischen Unterstamms, aus dem afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet Wasiristan. Dieses Grenzgebiet gilt schon seit der sowjetischen Besatzung Afghanistans als Rückzugsgebiet der Taliban, und so verwundert es nicht, dass Mehsud als „Pro-Taliban“ eingestuft wird. Er ist äußerst medienscheu, es gibt kein Bildmaterial und die wenigen Journalisten, die Kontakt zu ihm haben, sind der Meinung, dass sein Streben sich streng an seiner Interpretation der islamischen Ideale orientiert.

So hält er es für die Pflicht jedes Moslems, gegen „die Mächte Amerikas und Britanniens“ zu kämpfen. Nur der Djihad könne Frieden für die Welt bringen, er selbst habe auch schon einige militärische Aktionen als Führer vor Ort geführt. Als Indiz für seine Aussage kann gewertet werden, dass ein BBC-Team ihn 2007 besuchen wollte, ein Sprecher jedoch angab, er sei in Afghanistan, um dort zu kämpfen.
Man sagt ihm nach, dass er viele Selbstmordanschläge aus dem Hintergrund geführt habe. Er gibt zu, dass Soldaten, beziehungsweise militärisches Personal zu seinen Zielen gehören, bestreitet jedoch, irgendwelche politischen Figuren gewalttätig zu attackieren. In den letzten Tagen kam es zu mehreren Angriffen, sowohl auf militärische Ziele als auch auf Politiker.

Beschuldigungen gegen Mehsud scheinen einfache Lösung zu sein
Insgesamt scheint diese Lösung, also die Al Qaida und Baitullah Mehsud als Verursacher des Bhutto-Attentates, eine recht einfache Lösung zu sein. Irgendwie zu einfach. Der Gedanke, dass er der Verursacher der Tötung Bhuttos sein könnte liegt zwar nahe, genau so nah liegt jedoch auch die Idee, dass das CIA Gründe für ein intensiveres Eingreifen in das betroffene Grenzgebiet Wasiristan liefern möchte. Bezeichnend hierzu ist, dass Scotland Yard, welches schließlich auch Ermittler nach Pakistan geschickt hat, sich noch nicht geäußert hat. Natürlich kann hier nicht pauschal behauptet werden, dass das CIA lügt, allerdings sollten die Meldungen mit Vorsicht genossen werden. Sie könnten sich ja auch geirrt haben.

(Text: Martin Böcker)

Autor

Von Martin B.

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