Das Deutsch eben nicht nur in Deutschland Amtssprache ist, sondern auch in Österreich und der Schweiz, ist bekannt. Doch wie sieht es eigentlich im Rest Europas und der Welt aus? Eine spannende Reise durch alle fünf Kontinente gibt einen Überblick über Deutschsprechende weltweit.
Starten wir dort, wo uns die vermeintlich kleinsten Überraschungen erwarten: in Europa. Vermutlich haben wir irgendwo im Hinterkopf, dass Deutsch in Liechtenstein und Luxemburg Amtssprache ist. Doch auch in anderen europäischen Ländern genießt die deutsche Sprache einen offiziellen Status. So ist Deutsch in Belgien die Amtssprache. Insbesondere im Osten des Landes leben deutsche Muttersprachler. In Italien ist Deutsch als Regionalsprache Südtirols anerkannt, genau wie im französischen Elsass.
Die Existenz deutschsprachiger Minderheiten in Süddänemark und Ländern Osteuropas wie Polen, Ungarn, Tschechien, Rumänien, der Slowakei, der Ukraine und Slowenien sowie auf dem Balkan ist vornehmlich geschichtsbedingt. Verschiebungen der Grenzen nach den beiden Weltkriegen führten dazu, dass vormals deutsche Gebiete anderen Ländern zugesprochen wurden.
Es gab allerdings auch gezielte Einladungen zur Ansiedlung Deutscher. So leben bis heute Nachfahren ehemaliger Aussiedler in Moldawien oder Russland, die dem Aufruf der zaristischen Regierung gefolgt waren. In Estland und Lettland bildeten sich ab dem zwölften Jahrhundert die Gemeinschaften der Deutschbalten. Von dort siedelten deutsche Muttersprachler nach Litauen und Finnland.
Ziehen wir nun weiter nach Osten. Neben Armenien und Aserbaidschan wanderten Deutsche vor allem nach Georgien aus. Von dort wurden während des Zweiten Weltkrieges viele Deutschsprachige nach Kasachstan, Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan zwangsumgesiedelt.
Israel, Asien und Australien
Einen schweren Stand hat die deutsche Sprache nach wie vor in Israel, obwohl viele dorthin ausgewanderte Juden sie als ihre Muttersprache bezeichnen. Durch die Erfahrungen der von Deutschland ausgehenden Judenverfolgung war Deutsch in Israel verpönt. Viele aus der jüngeren Generation haben jedoch die Sprache von ihren Eltern und Großeltern übernommen und benutzen sie neben dem Hebräischen weiterhin in ihrem Alltag.
Weiter geht die Reise nach Ostasien. Während sich auf den Philippinen in den letzten Jahren vornehmlich deutsche Rentner niedergelassen haben, die ihre Winter auf den Inseln verbringen, war Papua-Neuguinea zur Kaiserzeit deutsche Kolonie. Aus dieser Zeit stammt die auf dem Deutschen basierende Kreolsprache Unserdeutsch, welche jedoch nur noch von etwa hundert Menschen gesprochen wird.
Nach Australien wanderten zwischen den 1840ern und dem Beginn des Ersten Weltkriegs Menschen aus allen Teilen Deutschlands aus. Rasch bildeten sich größere Gemeinschaften. Damit hat die Gruppe der deutschen Immigranten den größten demographischen Einfluss auf Australien neben den Engländern und den Iren.
Ein Blick auf den amerikanischen Kontinent
In Kanada geben rund 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung Deutsch als Muttersprache an. In den Vereinigten Staaten von Amerika sind es ungefähr eine Million Menschen. Für die Glaubensgemeinschaften der Mennoniten, Amish und Hutterer ist die Bewahrung der deutschen Sprache sogar ein Teil ihrer religiösen Überzeugung. Die Legende, dass Deutsch beinahe Amtssprache der USA geworden wäre, ist übrigens genau das – eine Legende. Solch eine Abstimmung hat in Wirklichkeit nie stattgefunden, die Geschichte hält sich jedoch weiterhin hartnäckig.
Neben sehr kleinen Gemeinschaften in Bolivien, Chile und Ecuador leben viele deutsche Nachfahren in Argentinien, was besonders sichtbar an manchen Nachnamen wird: zum Beispiel Krause oder Kirchner. Allerdings stammen die meisten Auswanderer nicht aus Deutschland, sondern auch aus der Schweiz und Österreich oder sind Sudeten- oder Russlanddeutsche.
In Brasilien hat Schätzungen zufolge jeder Zehnte Einwohner deutsche Vorfahren. Während der Industriellen Revolution in Europa suchten die Auswanderer ihr Glück in dem südamerikanischen Land, welches sie mit offenen Armen empfing, da nach dem Ende der Sklaverei ein Mangel an Arbeitskräften herrschte. Bis heute wird in der bekanntesten deutschen Einwandererstadt Blumenau Deutsch gesprochen.
Sowohl in Paraguay als auch in Uruguay leben deutsche Einwanderer oder deren Nachkommen. In Paraguay bekleiden viele Deutschstämmige hohe Ministerposten und üben großen kulturellen Einfluss auf das Land aus. Nach Uruguay flüchteten ab 1935 vor allem deutsche Juden.
Die deutsch-afrikanische Fernsicht
Kommen wir zum letzten Kontinent unserer Reise: Afrika. Zu erwähnen sind hier vornehmlich Südafrika und Namibia. Manche weiße Südafrikaner sprechen auch heute noch neben dem Englischen die deutsche Sprache. Die Bedeutung des Deutschen in Südafrika ist jedoch sehr gering – speziell im Vergleich zu Namibia.
Namibia ist das einzige Land außerhalb Europas, indem die deutsche Sprache einen offiziellen Status als Minderheitensprache besitzt. Speziell in Süd- und Zentralnamibia leben die noch etwa 30.000 Muttersprachler des Landes. Das Land war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie und Deutsch damals die einzige Amtssprache.
Die kulturellen Einflüsse sind bis heute sichtbar. Viele Ortsnamen gehen beispielsweise auf die Kolonialzeit zurück. Allerdings begegnet man auch Aktuellem: So kann es auch schon mal vorkommen, dass in einer namibianischen Disko deutsche Bands gespielt werden.
Die deutsche Sprache hat also nicht nur in Europa eine weite Verbreitung. Unsere Reise hat uns auf alle Kontinente geführt, wo Deutsch immer noch von mal größeren und mal kleineren Minderheiten als Muttersprache angegeben wird. Auch wenn die deutsche Sprache nicht den Stellenwert wie etwa Englisch oder Spanisch inne hat, sollte man immer darauf gefasst sein, sie auch in anderen Teilen der Welt zu hören.
(Text: Sarah Ueding)