Jetzt geht die Bundesliga wieder los! Die Weltmeisterschaft in Südafrika ist seit mehr als einem Monat vorbei. Das deutsche Team hat sich mit erfrischendem Fußball in die Herzen der Fans gespielt, auch wenn der große Triumph am Ende ausblieb. Nun wartet auf die deutschen Erstligisten die Bundesligasaison. Robert Reiche bringt für back view alle Fakten zur neuen Spielzeit und wagt einige Prognosen. [divide]
Die Sommerpause – Transferknaller und Gerüchte
Es steht außer Frage, diese Sommerpause hatte bereits einige Transfersensationen zu bieten. Mandzukic und Kjær nach Wolfsburg, Raúl und Metzelder zu Schalke 04, Ballack zu Bayer Leverkusen. Ja, die Bundesliga hat enorm an Attraktion gewonnen, anders lassen sich solche Vereinswechsel nur schwer erklären.Gleichzeitig durften sich einige Vereine über enorme Transfererlöse freuen. Khedira nach Madrid, Jérôme Boateng nach Manchester, Rafinha nach Genua – allein diese Transfers brachten insgesamt über 35 Millionen Euro in die Vereinskassen. Dazu kommt der erst kürzlich vollzogene Wechsel von Mesut Özil zu Réal Madrid, der Werder Bremen einen Erlös von knappen 20 Millionen Euro eingebracht haben dürfte.
Doch auch ligainterne Wechsel waren in diesem Sommer keine Seltenheit. Heiko Westermann verließ den Ruhrpott Richtung Hamburg, Toni Kroos bekommt nach seinem Gastspiel in Leverkusen eine weitere Chance beim FC Bayern, Christian Gentner sucht sein Glück in Stuttgart.
Im Gegensatz dazu setzen viele Bundesligisten trotzdem auf ihre bewährten Stammkräfte der letzten Saison. Besonders auffällig ist dies beim FC Bayern, der auf Einkäufe bisher fast komplett verzichtete. Das verwundert angesichts der überaus erfolgreichen letzten Saison nicht. Doch auch Vereine wie Werder Bremen, Hoffenheim oder Dortmund haben sich bisher auf dem Transfermarkt zurückgehalten.
Die Gerüchteküche brodelt in diesem Sommer wie selten zuvor. Kein Wunder, konnten viele deutsche Nationalspieler sich doch durch ihre herausragenden WM-Leistungen empfehlen. Aber auch die Spieler anderer europäischer Vereine stehen bei den Bundesligisten noch auf den Wunschzetteln, ebenso wie das Ausland um deren Spieler buhlt.
Da wäre der Ex-Bremer Diego. 2009 für 25 Millionen nach Turin gewechselt, entwickelte er sich für die dortigen Verantwortlichen zum Sündenbock für eine verkorkste Saison. Klar, dass nun liquide Vereine wie Wolfsburg und sogar der nicht ganz so liquide FC Schalke 04 an dem Brasilianer Interesse zeigen. Gleichzeitig zeigt sich Juventus bereit einige Millionen für den Hamburger Elia hinblättern zu wollen.
Im Gegenzug zieht es die Wolfsburger Misimovic und Dzeko nun zu anderen Vereinen. Besonders Dzeko wird mittlerweile von halb Europa gejagt. Auch der Bremer Spielmacher Mesut Özil wird seit Wochen mit englischen und spanischen Topclubs in Verbindung gebracht. Und auch wenn das alles bisher nur Transfergerüchte sind, so könnten sich daraus noch einige Sensationen entwickeln. Erst ab 1. September geht nichts mehr.
Die Aufsteiger – Kaiserslautern und St. Pauli zurück in der Bundesliga
Lange mussten Kaiserslautern und St.Pauli warten, ehe sie sich wieder als erstklassig bezeichnen durften. Lautern stieg 2006 in die 2. Bundesliga ab, bei St. Pauli war dies bereits 2002 der Fall. Umso besser, dass die beiden Traditionsvereine nun wieder das Oberhaus aufmischen dürfen, wussten beide doch schon in Liga Zwei zu überzeugen.
Auch wenn man von beiden Vereinen keinen Durchmarsch erwarten sollte, so werden dennoch beide Teams als unangenehme Gegner auftreten. Besonders St. Pauli zeigte sich in der vergangenen Saison als offensiv brandgefährlich, während der FCK mit einer soliden Defensive aufwarten konnte. Beide Mannschaften werden in der nächsten Saison den Klassenerhalt schaffen.
Die Favoriten – Und täglich grüßt der FCB
Man muss wahrlich kein Prophet sein, um zu erkennen, dass auch in der kommenden Saison der Topfavorit FC Bayern München heißt. Gleicher Trainer, gleiche Mannschaft, gleiche Philosophie – die Münchner dürften auch in dieser Spielzeit das Maß aller Dinge sein. Doch man sollte den Blick auch auf andere Teams werfen, die diesmal vielleicht mit dem nötigen Quäntchen Glück als Meister die Saison abschließen könnten.
Kandidat Nummer 1: Schalke 04. Die Knappen warten weiter auf ihren ersten Meistertitel seit über 50 Jahren. Mit dem Meistermacher Felix Magath wurde dieses Ziel in der letzten Saison nur knapp verfehlt. Lange lieferten sich die Schalker einen Kampf mit den Bayern, nur um am Ende doch als Zweiter durchs Ziel zu kommen. Nun soll mit Raúl und Metzelder alles anders werden. Mehr Routine soll ins Spiel kommen, um die Saison konstanter spielen zu können und keine unnötigen Niederlagen mehr zu kassieren. Sollte Magath sein Team noch weiter verstärken können, dürfte ein Titelgewinn diesmal zumindest möglich sein.
Kandidat Nummer 2: Werder Bremen. Die Werderaner sind wie immer hungrig auf Titel. Letzte Saison scheiterte die Titelverteidigung im Pokalfinale an den Bayern, ein Jahr zuvor verlor man das UEFA-Cup-Finale. Immerhin könnten die Bremer nach erfolgreicher Qualifikation dieses Jahr wieder in der Champions League spielen. Mit den WM-geprüften Spielern Özil, Mertesacker und Marin sowie den Stammkräften Frings, Naldo und Pizarro wird nun wieder einmal das Unternehmen Meisterschaft angepackt. Bei Bremen stehen Schaaf und Allofs für jahrelange Konstanz und auch Erfolg, deshalb darf man diese Werder-Mannschaft auch in dieser Saison zu den Titelkandidaten zählen.
Kandidat Nummer 3: Bayer Leverkusen. Der „ewige Zweite” schickt sich mit seinem wiedergekehrten Michael Ballack an, endlich Deutscher Meister zu werden. In der letzten Saison blieb die Werkself bis zum 24. Spieltag ohne Niederlage, um daraufhin gegen Nürnberg zu verlieren und einen beispiellosen Absturz zu erleben. Die Saison beendeten sie auf dem vierten Tabellenplatz, der Traum von der Champions League war zu Ende. Mit Toni Kroos verloren sie zudem einen wichtigen Spieler. Er war nur geliehen und ging zu den Bayern zurück. Diese Lücke im Mittelfeld wird Ballack füllen und die Leverkusener mit seiner Erfahrung an die Spitze führen. Vielleicht beschert er dann der Werkself den ersten Titel seit dem Pokalsieg 1993.
Es steht uns also eine hoffentlich bis zum letzten Spieltag spannende und faire Bundesligasaison bevor, die hoffentlich von einem guten Abschneiden der Bundesligisten in den europäischen Wettbewerben begleitet wird.
(Text: Robert Reiche)