Zwei Sandkastenfreunde beschließen zusammen die Musik zu machen, die sie lieben. Danach entwickeln sich die Black Keys schnell mit Oldschool-Sound und einem gewissen Heimwerker-Ansatz von einer Garagenband zur mehrfach Grammy gekrönten Hoffnung des Blues-Rock. Doch was macht die Faszination dieser simplen Band aus?
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Die Bandgeschichte der Black Keys liest sich fast wie ein Hollywooddrehbuch. Die beiden Frontmänner Dan Auerbach und Patrick Carney kannten sich schon von Kindesbeinen an und wohnten fast Tür an Tür in Akron, Ohio. Was die beiden verband, war die Liebe zu klassischer Blues- und Rock’n’Roll Musik.
Am Ende kam es, wie es kommen musste, beide beschlossen im Jahre 2001, gemeinsam Musik zu machen. Mit Dan an der Gitarre und Patrick an den Drums probten sie zusammen unzählige Stunden im Keller des Schlagzeugers. An diesem Punkt hatten beide weder das Bedürfnis, sich weitere Mitmusiker zu suchen, noch machten sie sich selbst den Druck, etwas Großes auf die Beine zu stellen und kommerziellen Erfolg zu haben.
Von der Garagenmusik …
Dennoch nahmen die Black Keys in der heimischen Garage ihre ersten beiden Alben „The Big Come Up” und „Thickfreakness“ auf. Die Kritiker feierten bereits ihr Debüt als zukünftige Hoffnung des Garagenrocks.
Auch ihr drittes Album „Rubber Factory“ entstand, wie der Name bereits andeutet, nicht in einem Studio sondern in einer ausrangierten Gummi-Fabrik. Während ihren ausgiebigen Touren durch kleine Klubs und Auftritten auf verschiedenen Festivals gewann die Band schnell eine treue Fan Basis.
… zum Grammy-Gewinner
Erst ihre vierte Veröffentlichung entstand in einem Studio und dort begannen sie auch ihr Duo häufiger durch den Einsatz von Bass und Keyboard zu ergänzen. Nach einer zwei-jährigen Pause in der sich Auerbach auch als Solo Musiker betätigte, schafften die Black Keys mit ihrem Album „Brothers“ 2010 schließlich ihren kommerziellen Durchbruch.
So landete es auf Platz drei der Billboard Charts, erreichte Goldstatus und bescherte dem Duo aus Akron zwei Grammys. Zudem entwickelte sich die erste Single „Tighten Up“ zu einem Hit. Ihr aktuelles Album „El Camino“ aus dem Jahr 2011 übertraf schließlich diesen Erfolg noch, erreichte Platz 2 der Billboard Charts und wurde ebenfalls mehrfach durch Grammys prämiert.
Daneben wurde der Song „Lonely Boy“ zu ihrem bekanntesten Lied und zum weltweiten Hit. Danach begann die Band ihre erste Tour durch ausverkaufte Stadien und Europa. Es gelang ihnen dabei unter anderem sogar den legendären Madison Square Garden innerhalb von wenigen Minuten auszuverkaufen.
Klassischer Bluesrock
Der Stil der Black Keys ist nur schwer einzuordnen und lässt sich am ehesten mit dem Wort Oldschool beschreiben. Dies ist bereits an der Kleidung der Band zu erkennen, die durch Blue Jeans und Lederjacke an Rockgrößen der Vergangenheit erinnert.
Schon alleine die Brille von Schlagzeuger Carney weckt sofort Reminiszenzen an die Legende Buddy Holly. Dazu ist der Vater von Frontmann Dan Auerbach Besitzer eines Antiquitätengeschäfts und dies hat auch Einfluss auf die Musik, denn fast alle Gitarren der Band stammen aus eben diesem Geschäft. Genau aus diesem Grund erinnert sein Gitarren-Sound an Größen aus den 1960er und 70er Jahren wie Jimmy Hendrix, die Rolling Stones oder Led Zepplin.
Diese Elemente aus der klassischen Rockmusik vermischen die Black Keys noch mit den Einflüssen der Bluesmusik ihrer Idole im Stile von Robert Johnson oder Son House und entwickeln auf diese Weise einen ganz eigenen Sound.
Einfachheit als Kunst
Dabei werden ihr Songs möglichst simpel und schnörkellos gehalten und überzeugen den Hörer mit mitreißenden, tanzbaren Rhythmen und eingängigen Melodien, die leicht zum Ohrwurm werden.
Die Black Keys schrecken auch nicht davor zurück einfach Refrains zu schreiben, die nur aus „Whoo-hoo“ oder „da da da da“ bestehen. Auf diese Weise wird auch der Ersthörer direkt zum Mitsingen eingeladen. Der einfache schnörkellose Ansatz des Duos wird durch den fehlenden Einsatz von High-Tech Equipment bei Albumproduktion ergänzt, was letztlich allen ihrer Songs einen rauen, unsauberen Grundcharakter gibt, der seinen Hörer fasziniert.
So sind bei vielen Aufnahmen auch Hintergrundgeräusche zu hören und der Gesang wirkt leicht verzerrt. Hört man ein Black Keys Album hat man daher häufig das Gefühl Songs aus einer längst vergangen Zeit vor sich zu haben. Letztlich lässt gerade dieser Do-it-Yourself Ansatz die Musik ehrlich und handgemacht klingen, was sie sofort sympathisch macht.
Trotz diesem puristischen Ansatz bleiben die Black Keys bis heute experimentierfreudig und entwickeln sich im Laufe ihrer Karriere weiter. So erweiterte sich das Duo nicht nur im Studio mit Bass und Keyboard, sondern nimmt diese Musiker mittlerweile auch mit auf Tour. Zudem ergänzten sie ihre Blues- und Rockwurzeln spätestens mit dem „Brothers“-Album immer mehr durch Elemente aus Rockabilly, Soul und Funk und eröffnete ihren Songs auf diese Weise ganz neue Dimensionen.
Die Antistars
Die Frage, wie eine solche Band heute kommerziellen Erfolg haben kann, ist ebenso simpel zu betrachten wie die Musik der Band. Mit ihrer unkonventionellen Art stelle sie die Antithese zum typischen Star von heute dar. In einer Zeit in der im Studio High-Tech wie Auto-Tune und ähnliches Routine sind, entscheiden sie sich bewusst dagegen und für einfach produzierte, handgemachte Songs.
Dabei scheint bei ihnen die Musik im Vordergrund zu stehen und sie als Personen nicht wichtig zu sein. So treten die Black Keys nicht in bunten, ausfälligen Bühnenoutfits auf, sondern tragen einfache Straßenkleidung. Dies ist sehr ungewöhnlich in einer Zeit, in der Stars, wie Lady Gaga und Konsorten, mehr durch provozierende Outfits auffallen als durch ihre Musik.
Letztlich wirken Dan Auerbach und Patrick Carney wie zwei durchschnittliche Typen, die einfach nur die Musik machen wollen, die sie selbst lieben. Sie scheinen nicht auf kommerziellen Erfolg aus zu sein und ein um das andere Mal beweisen sie auch ein gehörige Portion Selbstironie in ihren Musikvideos, beispielsweise bei ihrem Song „Tighten Up“. Dieser angenehme Unterschied zu den Mainstream-Diven von heute macht nicht nur sympathisch, sondern klingt auch noch richtig gut.
Soundvillage Tipp: Little Black Submarines
Dieser Song hat das Potenzial das Hous of The Rising Sun der Moderne zu werden und ist wahrscheinlich das vielschichtigste Werk der Band. So folgt auf einen ruhigen Beginn ein raues verzerrtes Ende und gefühlvollen Gitarrensolo. Als ich es das erste Mal gehört habe lies es mich sprachlos zurück und wurde sofort zu einem meiner Lieblingslieder.
(Text: Maximilian Stenger)
Ein wirklich guter Sound der lange im Kopf bleibt. “Lonely Boy” ist ein wahrlich spaßiger Hit. Mit diesem Artikel hier, bin ich am Überlegen, mir das Album zu kaufen. 🙂