Mitt Romney machte bis zur Schließung der Wahllokale in den USA noch Wahlkampf, jede Stimme sollte gefischt werden, kein Wähler durfte dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten entgehen. Barack Obama hingegen nahm es lockerer – er spielte Basketball. Einerseits Kalkül, andererseits sicherlich auch eine Demonstration seiner Sportlichkeit.
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Wenn ein Präsident der USA am Wahltag Basketball spielen geht, dann ist da auch immer eine gewisse Portion Berechnung und Symbolik bei. „Seht her – ich bleibe locker, ich bin einer von Euch”, das scheint Obama mit seinem Spalding-Intermezzo dem Volk mitzuteilen.
Doch es passt auch zum sportlichen Obama, der während und auch vor seiner ersten Amtszeit gerne und gerne viel Sport trieb. Die USA haben mit ihrem ersten schwarzen Präsidenten wohl auch den fittesten der Welt wiedergewählt.
Mit 12 Stichen genäht
Neben Billard und Bowling ist der 51-Jährige vor allem mit dem Basketball in der Hand aktiv. Im letzten Jahr wanderte ein Video von ihm durchs Internet, das ihn beim Basketball spielen zeigte, und wie er später von Mitarbeitern des Secret Service nach einer Verletzung zum Notarzt begleitet wurde.
Es ging für Obama ab zum Doktor, wo er mit 12 Stichen im Mundraum genäht wurde. Die Verletzung symbolisiert auch eine gewisse Nähe. Obama wird oft eine grundsätzliche Kühle nachgesagt, er möge gar keine Menschen, er isoliere sich lieber. Da helfen solche menschliche Bilder natürlich perfekt zur Aufpolierung des Images.
Olympia und NHL – Obama vermittelt und arbeitet
Barack Obama wirkt auch in administrativer Weise auf den Sport ein. So bemühte er sich – letztendlich vergeblich – um eine Olympiade in seiner Heimatstadt Chicago. Auch in der Eishockey-Liga NHL intervenierte er zum Thema Vertragsverhandlungen mit den Worten: „Ich erinnere Spieler und Klubbesitzer daran, dass sie ihr Geld nur verdienen, weil die hart arbeitenden Fans Tickets kaufen – regelt das bitte!”
Ein Präsident der anpackt, der Dinge regelt und selbst sportlich aktiv ist. Ein moderner Mann, der da im Weißen Haus residiert. Und dennoch hatte der Präsident wohl auch Glück mit seinem Schicksal, denn wenn die Washington Redskins der NFL (Football-Liga) das Spiel vor der Wahl verloren, kam es meist zu einem Machtwechsel.
Die Washington Redskins täuschen sich
In 17 von 18 Fällen spiegelt das Ergebnis der Redskins das Wahlergebnis wider. Gewannen die Redskins, blieb der Amtsinhaber an der Macht, verlor der Football-Klub, kam es zu einem Machtwechsel. Obama trotzte diesem sportlichen Hokuspokus und blieb trotz Redskins-Niederlage im Weißen Haus.
Der Sport spielte auch im Wahlkampf eine große Rolle, Romney beispielsweise rief seinen Wählern entgegen: „Liebe Amerikaner, feuert diesen Trainer!” Oder bezüglich der Arbeitslosenzahlen: „Null Siege, 23 Millionen Niederlagen”.
Der Sportler Obama griff diese Sport-Rhetorik gerne auf und entgegnete: „Haut Romneys Regierungskonzept weit weg! Sonst geht das Spiel verloren.” Eine gute Vorlage Romney wurde von Obama zielsicher verwertet.
Der Wahlkampf, aber auch die Äußerungen und Tätigkeiten darüber hinaus zeigen einen Präsidenten der Leibesübungen liebt und es perfektioniert hat, diesen Wesenszug für sich auszuspielen. Obama – ein sportlicher Machtmensch, der immer wieder zwischen Kalkül und Euphorie pendelt.
(Text: Jerome Kirschbaum / Bilder: flickr.com, Official U.S. Navy Imagery und Harsh 1.0 nach Creative Commons)