Tsunami? Kinder? Afrika? Oder doch der kleine Verein im Nachbardorf? In Frankfurt hat back view bei den Radioleuten von You FM, den Aktivisten von Occupy und dem Redaktionsteam der Straßenzeitung Soziale Welt nachgefragt, ob und wofür sie spenden.

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Torben, Moderator bei YOU FM:
„Es ist ja die Frage, wie man Spenden definiert. Wenn mir jemand auf der Straße begegnet und sagt: ‚Entschuldigen Sie, ich brauche mal zwei Euro für die Obdachlosenunterkunft’, dann weiß ich (weil ich diese Straße drei Mal täglich entlang gehe), dass es immer der gleiche Typ ist. Dann gebe ich nichts. Das ist eher betteln für mich, nicht spenden. Wenn es aber diese Aufrufe gibt wie Ein Herz für Kinder oder ähnliches, würde ich schon eher spenden. Das habe ich aber noch nie gemacht, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich spende nicht.”

frederik_youfmFreddy, Redakteur bei YOU FM:
„Ich verdiene viel weniger Geld als Torben und ich spende. Meine Mutter zum Beispiel ist kein Fan davon, dass es einmal im Jahr den Muttertag gibt, den einen Tag, an dem man „Danke, Mama” sagt. Ähnlich sehe ich das mit Spenden. Ich bin kein Fan von großen Aufruf-Shows und punktuellen Anlässen, wo unglaublich viel Geld gespendet wird für ein Hochwasser oder so. Dann supporte ich lieber eine politische oder soziale Organisation, deren kontinuierliche Arbeit ich schätze. Ich spende regelmäßig, zum Beispiel an Amnesty International. Oder ich engagiere mich eben selber. Ich bin zum Beispiel Pfadfinder und mache Jugendarbeit in der Region.”

Fabian, 22, studiert Informatik, Aktivist bei Occupy Frankfurt:
„Spenden? Wenn man das Geld hat, soll man’s machen. Ob man jetzt eher für Occupy oder für Afrika spendet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich spende gar nicht, ich habe einfach nicht das Geld dafür.”

Silvia, Sozialarbeiterin, Redaktionsteam der Straßenzeitung „Soziale Welt”:

„Es gibt hin und wieder mal Kleiderspenden für die Obdachlosen, aber das ist eher selten.”

james_soziale weltJames, Redaktionsteam der Straßenzeitung „Soziale Welt”:
„In letzter Zeit machen wir oft einen Info-Stand für unsere Zeitung in der Stadt, dort wird häufiger gespendet.”

Thomas, kaufmännischer Angestellter und Fotograf der Straßenzeitung „Soziale Welt”:
„Gerade bei diesem Stand bin ich oft erstaunt. Es gibt Leute, die wollen noch nicht mal ein Probe-Exemplar unserer Zeitung, aber Geld spenden ist ok.”

Silvia:silvia_soziale welt
„Wir hätten natürlich schon gern mehr Spenden für die Zeitung. Aber wir haben ein Problem mit dem Gericht: Menschen, die zu Geldstrafen verurteilt werden, müssen das Geld an Vereine zahlen. Wir haben uns auf der Liste der Vereine registrieren lassen, die für die Spende ausgewählt werden können, aber nie etwas bekommen. Uns fehlt wohl der Draht zum Richter – der wählt wohl aus, welcher Verein das Geld bekommt.”

thomas_soziale_weltThomas:
„Ich selbst spende etwa einmal im Jahr noch an einen anderen Verein in Aschaffenburg, „global sozial”, zu dem ich eine persönliche Beziehung habe.”

Silvia, James:
„Wir spenden privat sehr viel an unseren Verein, Frankfurter Armutsaktie e.V., von dem die Zeitung herausgegeben wird.

(Umfrage und Fotos: Anna Franz / Zeichnungen: Christina Koormann)

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Autor

Von AnnaF

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