Brennpunkte

Wenn Gutmütigkeit ausgenutzt wird

Man sieht sie überall: Spendenaktionen. back view stellt eine Aktion vor, bei der das Geld nicht an die richtige Adresse ging und stellt sich die Frage, ob sich spenden heutzutage überhaupt noch lohnt.

[divide] Alle Jahre wieder, pünktlich zur Weihnachtszeit, scheinen sich Organisationen aus ihrer Sommerpause zu befreien und rufen auf, den Kranken und Bedürftigen zu helfen. Aktionen wie der „Red Nose Day” auf PRO 7 oder der „RTL-Spendenmarathon” sind ein Vorreiter dafür und streichen jährlich neue Geldrekorde ein.

Auch draußen auf den Straßen sieht man meist junge Leute, die Unterschriften und Gelder für Obdachlose oder Kita-Plätze sammeln. An sich eine gute Sache! So eine ehrenamtliche Arbeit, dieses Engagement gegenüber Bedürftigen ist heutzutage wirklich lobenswert.

Betrügerische Spendensammler
Doch oft genug ist von sogenannten Drückerkolonnen zu hören und zu lesen. Laut Wikipedia-Definition werden sie „als Verkäufer im Außendienst bezeichnet, die oft außerhalb der gesetzlichen Regelungen für Haustürgeschäfte und ohne die für sie geltenden Schutzbestimmungen des Handelsvertreterrechtes zumeist Zeitschriften-Abonnements, Telefonanschlüsse oder vorgeblich gemeinnützige Spenden einwerben und sich dabei unmoralischer oder krimineller Methoden bedienen.”

Das gespendete Geld geht bei solchen Betrügern weder an Hilfsorganisationen, noch an Bedürftige, sondern fließt in die eigenen Taschen. Die Gutmütigkeit von meist älteren Leuten wird hierbei schamlos ausgenutzt. Unter falschem Vorwand werden ihnen Bankdaten und Adresse entlockt und im Handumdrehen ist man um hunderte, ja meist tausende Euro ärmer.

Bekannte Fälle von Betrügen
Im vergangenen Jahr machte ein Spendenbetrug in den Medien die Runde. Es handelt sich um das Hintergehen der Organisation Hatun & Can, die sich für bedrohte Frauen einsetzen sollte und vor 42 Jahren gegründet wurde. Frauen, die misshandelt wurden oder einer Zwangsehe vollzogen werden sollten, sollten dort Unterstützung und Halt finden.

Rund 700.000 Euro sammelte Hatun & Can, darunter eine Einzelspende von ganzen 500.000 Euro von der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Doch bei den betroffenen Frauen kam nicht ein Cent davon an. Nach Ansicht des Berliner Landesgerichts wurde der Verein nur gegründet, um das gesamte Geld in die eigene Kasse zu stecken.

Fast täglich wurden horrende Summen aus Geldautomaten abgehoben und in Luxusartikel wie Autos oder Reisen investiert. Die Richter spekulierten auch, dass das Geld verspielt oder vergraben wurde. Am Ende konnten jedoch nur noch 360.000 Euro und ein Sportwagen im Wert von 60.000 Euro sichergestellt werden. Die Strafe für den Vereinschef fiel allerdings verhältnismäßig milde aus: es gab nicht einmal fünf Jahre Haft.

Macht Spenden überhaupt noch Sinn?
Obwohl viele Kriminelle auf den Straßen, im Internet oder in den Medien, die Gutmütigkeit von Spendenbereiten missbrauchen, sollte man nicht denken, jeder Spendensammler sei ein Betrüger. Wer sicher gehen will, dass seine Spende ankommt oder ehrenamtlich Gutes tun möchte, sollte man sich am besten persönlich an die Bedürftigen wenden. Dadurch ist gesichert, dass es zu 100 Prozent an die richtige Stelle geht und auch im Lokalen gibt es viele Möglichkeiten sich finanziell zu engagieren.
Schulen, Kindergärten, Tierschutzorganisationen und Institutionen für Obdachlose oder Hilfsbedürftige benötigen immer Sponsoren und Unterstützung. Tun sie also etwas Gutes, aber nicht nur zur Weihnachtszeit, um ihr schlechtes Gewissen zu lindern, sondern für sich und die Bedürftigen.

(Text: Christin Hinze)

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