Ein Blick auf Deutschlands Straßen zeigt: Immer häufiger stechen sie aus der Menge heraus – aus dem Alltag gerissene, unzufriedene, orientierungslose, pessimistische, oder auch unter Dauerstress stehende Gesichter. Doch was genau verbirgt sich hinter diesen Mienen? Ist es die schleichende Veränderung in unserer Gesellschaft, die sich immer mehr und mehr zu einer Einzelgängergesellschaft ohne jegliche Wertevorstellungen entwickelt?[divide]
Es scheint als wachse der Frust den Menschen über den Kopf und verdränge das gemeinsame Miteinander, irgendwo hin wo der Pfeffer wächst. Heute ist der Einzelkämpfer angesagter als je zuvor. Doch durch den Verlust des Gemeinschaftsgefühls, ist auch eine starke Konkurrenz entstanden, die sich in den verschiedensten Lebenslagen widerspiegelt.
Viele Individuen unserer Gesellschaft sind nicht mehr in der Lage diesem hohen Druckgefühl oder auch Stress, den der Wettbewerb mit sich bringt, standzuhalten, oder sich der sich immer weiter entwickelnden Veränderung anzupassen. Dies führt wiederum dazu, dass viele in der Entwicklung und Entfaltung auf dem Weg zur Verwirklichung ihrer Selbst scheitern, oder zumindest gehemmt werden. Menschen, die sich auf der Suche nach dem „Eigenen Ich”, soll heißen die eigene Identität, oder sich in sozialen Krisensituation befinden, neigen dazu die fehlende Stabilität, das fehlende Rückrat, oder auch den roten Faden in ihrem Leben anders wo zu suchen. Häufig befinden sich darunter auch Menschen die von den Hilfsorganisationen der Gesellschaft enttäuscht wurden. Viele Menschen sehen eine Lösung in einer „Alternativreligion”, umgangssprachlich auch bekannt als Sekte – heutzutage wird der Begriff im Gegensatz zur Vergangenheit von einem abwertenden Charakter begleitet.
Die Definition einer Sekte ist schwierig und wird häufig umstritten diskutiert. Auf der einen Seite gibt es die Vertreter der Religionsfreiheit – die überzeugt und standhaft ihre Meinung vertreten, es sei falsch „Alternativreligionen” zu bewerten oder gar zu verbieten. Denn diese haben sich im Laufe der Zeit einfach nur von größeren Gemeinschaften abgespaltet. Auf der anderen Seite befinden sich die Vertreter uralter Traditionen und Glaubensrichtungen, die nicht in der Lage sind „Alternativreligionen” zu akzeptieren, weil diese eben nicht mit dem aktuellen Weltbild und den Moralvorstellungen der heutigen Zeit übereinstimmen.
Als Gründe für die Kritik werden häufig Aussagen genannt wie „Sekten würden sich bestimmter Methoden der Kontrolle bedienen, um auf diesem Wege Menschen von ihnen abhängig zu machen.”
Dies geschehe unter anderem durch Führerpersonen, die kompetent genug seien, eine Antwort auf alle Fragen des Lebens parat zu haben, durch einen hierarchischen Aufbau, der Verweigerung des eigenen Lebensstils, kritikloser Anpassung und Identifikation, Abschottung von der Umwelt und Beschränkung der eigenen Freiheit. Bestärkt werden diese Aussagen, durch diskriminierende und menschenverachtende Vorfälle. Gerade diese tauchen dann natürlich als Schlagzeilen in den Medien auf, wie z.B. sexueller Missbrauch innerhalb der Sekten, oder auch das in Kauf nehmen vom Tode eines Mitgliedes, durch das Verbot der Blutspende. Aufgrund ihres verfassungswidrigen Verhaltens werden in Deutschland einige Sekten beobachtet und stehen kurz davor sich ein Verbot einzufangen. An diesem Punkt entsteht die Frage: Ist es denn überhaupt erlaubt Menschen nach ihrer Glaubensrichtung, sowie auch nach deren Aspekten für die einschlagende Orientierung zu beurteilen oder gar zu verurteilen?
Akzeptanz oder Intoleranz? Dieser Spagat soll in den kommenden Tagen betrachtet werden. Ein endgültiges Urteil bleibt jedoch zum Glück jedem selbst überlassen.