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Erneuerbare Energien stärken Unabhängigkeit Deutschlands

Die Bundesrepublik Deutschland ist abhängig von Rohstofflieferungen. Der hohe Lebensstandard und die wirtschaftliche Leistung sind nur möglich, weil Energieträger wie Erdöl und Erdgas aus dem Ausland eingeführt werden. Dadurch entstehen Abhängigkeiten von Staaten wie Russland, die zur Durchsetzung geopolitischer Interessen durch Waffengewalt nicht zurück schrecken – man werfe einen Blick auf Georgien als Transitland für Energielieferungen aus Zentralasien. Wer sich selbst unabhängiger machen möchte, kann seiner außenpolitischen Stimme durch den Ausbau von Bündnissen – wie der EU – ein größeres Gewicht verleihen. Man kann sich aber auch um „Alternativen” zu herkömmlichen Energiequellen kümmern.
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Abhängigkeit von ausländischen Energielieferanten am Beispiel Erdgas
Der wichtigste Erdgaslieferant für Deutschland ist Russland, mit 35 Prozent des benötigten Erdgases. Damit liefert es nicht nur ein Drittel des Gesamtbedarfs, sondern auch mehr als doppelt so viel, wie Deutschland selbst für den Eigenbedarf fördert, nämlich 16 Prozent. Der zweitgrößte Erdgaslieferant ist Norwegen, mit knapp einem Viertel des Gesamtverbrauches.
Das restliche Erdgas wird mit 19 Prozent von den Niederlanden und mit sechs Prozent aus Dänemark und Großbritannien bezogen. Der deutsche Energiebedarf wird mit etwas mehr als einem Fünftel durch Erdgas gedeckt, erst danach folgen Energieträger wie Steinkohle, Kernenergie oder Braunkohle. Insgesamt würde die deutsche Wirtschaft ohne russisches Gas wohl nicht vollkommen kollabieren, mit dem Wegfall des selbigen oder einem Drehen an der Preisschraube könnte die deutsche Wirtschaft jedoch deutliche Nachteile erleiden.

Russland als unangenehmer Energielieferant
Zur Jahreswende fand ein Streit zwischen Russland und Weißrussland seinen Höhepunkt, als die Russen eine Ölpipeline abschalteten, die auch nach Deutschland führt. Dies zeigt genau wie die jüngsten Ereignisse in Georgien, dass Russland politisch deutlich anders denkt als die Bundesrepublik. Wenn man jedoch von russischem Gas abhängig ist, wird es schwer zu den Punkten deutlich Stellung zu beziehen, die das deutsch-russische Verhältnis belasten. Im Bezug auf die Erdgaslieferungen gilt Russland zwar als zuverlässig, im Anbetracht seines Großmachtstrebens und dem unbedingten Willen, Stärke zu zeigen besteht jedoch immer die Gefahr, dass Russland seine Interessen auch mit seiner Rohstoffüberlegenheit durchsetzt.

Erneuerbare Energien: Nicht nur Umweltschutz, sondern auch Machtmittel?
Nach Angaben des Bundesumweltministeriums bezieht Deutschland 4,8 Prozent seines „Primärenergieverbrauchs” aus erneuerbaren Quellen wie Biomasse, Wasserkraft, Erdwärme, Wind und Solarenergie. Damit liegt Deutschland europaweit zwar unter dem Durchschnitt und weit entfernt von Ländern wie Schweden und Lettland, die bis zu einem Drittel ihres Energiebedarfes mit erneuerbarer Energie deckt.

Hier muss aber auch bedacht werden, dass in Deutschland ein um vielfach höherer Energiebedarf herrscht. Zudem wirbt das Ministerium mit Erfolgen in der Forschung über erneuerbare Energien und stellt fest, dass Deutschland Technologieführer in der Windenergietechnik sei. Da Deutschland über wenig andere echten Ressourcen außer Bildung und Forschung verfügt, liegt genau hier die Möglichkeit, das noch recht junge Feld der alternativen Energien gründlich zu beackern.
Langfristig gesehen bieten sich nicht nur die Vorteile der Energieunabhängigkeit, sondern auch die des Innovationsvorsprunges. Wer Technologien exportieren kann, die -zum Beispiel- von russischem Erdgas unabhängig machen, stärkt auch seine eigene Position. Deutschland sollte hier die Chancen nutzen, die sich in einer europaweiten Kooperation bieten und intensiv Forschung betreiben. Das so nebenbei auch noch der CO²-Ausstoß verringert wird, ist ja auch nicht schlecht.

(Text: Martin Böcker)

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