Unter einem „Dear John letter” versteht man in den USA einen Abschiedsbrief. Ein netter Euphemismus, der seinen Ursprung im Zweiten Weltkrieg hat. Wer das weiß, wird in zweifacher Hinsicht verstehen, wie der 2006 erschienene Nicholas Sparks – Roman „Dear John” zu seinem Titel kam. Unter dem weniger geistreichen Namen „Das Leuchten der Stille” erschien das Drama vier Jahre später auf der Leinwand.[divide]
Im Zentrum des Films stehen Briefe. Und wer schreibt heutzutage noch Briefe? Verliebte. In seinem Heimaturlaub hat sich Soldat John (Channing Tatum) unsterblich in die Südstaaten-Schönheit Savannah (Amanda Seyfried) verliebt. Die gemeinsamen zwei Wochen vergehen wie im Flug und John muss wieder zurück zu seiner Einheit. Um die Wartezeit zu überbrücken, schreiben sich die beiden fortan Liebesbriefe.
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA beschließt John, seinen Militärdienst zu verlängern und für das Vaterland zu kämpfen. Mit dieser Entscheidung kommt Savannah nicht zurecht. Sie schreibt ihm einen letzten Brief, einen Abschiedsbrief und erzählt darin von einem neuen Mann in ihrem Leben. In seiner Verzweiflung stürzt John sich in die Arbeit und versucht Savannah zu vergessen. Als er Jahre später, durch den Tod seines Vaters, zurück in die Heimat kommt, ist die Begegnung mit Savannah unvermeidlich.
Bestseller-Autor Nicholas Sparks und Regisseur Lasse Hallström sind bekannt für ihr Faible für die ganz großen Gefühle. Sparks lieferte mit seinen zahlreichen Bestsellern bereits Vorlagen für Kassenschlager wie „Message in a Bottle”, „Wie ein einziger Tag” und „Das Lächeln der Sterne”. Hallström überzeugte hingegen mit hoch gelobten Filmen wie „Gottes Werk und Teufels Beitrag” oder „Chocolat”.
In diesem Buch beziehungsweise Film haben es beide mit der Romantik ein wenig zu gut gemeint und sich zu sehr auf die Wirkung von Strandspaziergängen, Sternen und Lagerfeuer verlassen. Auch die Südstaaten-Idylle wird einfach zu häufig in güldenem Sonnenuntergangslicht präsentiert.
Die Figurenzeichnung erscheint zusätzlich ein wenig platt. Savannah, von Amanda Seyfried durchaus sympathisch gespielt, gibt durchweg den blonden Unschuldsengel, der vor lauter Sozialengagement nicht an sich selbst denkt. John hingegen ist das klischeehafte Musterbild eines übereifrigen Patrioten, der aus Ehrgefühl und Patriotismus dem Vaterland statt seiner großen Liebe beisteht.
„Das Leuchten der Stille” ist eine überwiegend kitschige Romanze. Dennoch hat sie ihre berührenden Momente. So klingt das Thema „Autismus” gleich an mehreren Stellen an. Als (autistischer) Vater des jungen Soldaten John trägt Richard Jenkins so zu den Höhepunkten des Films bei. Der Vater-Sohn-Konflikt ist ohnehin sehr überzeugend dargestellt.
Fans von Nicholas Sparks werden mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen und das vorfinden, was sie erwarten. Alle anderen sollten sich auf ein hochromantisches Melodram einstellen, das durchaus bewegt, aber die Mischung aus Liebe, Herzschmerz und Tragik ein wenig zu hoch dosiert.
(Text: Julia Hanel)