Bye, bye Deutschland… back view-Mitarbeiterin Julia entschied sich, für ein halbes Jahr nach Australien „auszuwandern”. Die kommenden sechs Monate wird sie dort in einer Gastfamilie leben und auf deren Kinder aufpassen. Wie es ihr in Down Under als Aupair ergeht, erfahrt ihr hier.
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Ich bin dann mal weg…
Vor genau 10 Wochen kam ich in Australien an. Die Entscheidung, als Aupair ein halbes Jahr lang ins Ausland zu gehen, traf ich relativ spontan. Irgendeine Auszeit sollte es nach dem Abi eben sein: Freiwilliges Soziales Jahr, Praktika, Aupair… Hauptsache ein fremdes Land erkunden, ein Jahr lang ohne Lernen und Zeitdruck verbringen, neue Erfahrungen sammeln und sich mehr oder weniger selbst finden. Die Wahl fiel schließlich auf das Kinderhüten, da durch das Internet schnell eine nette Familie gefunden war und alle anderen Vorhaben längerer Planung bedurft hätten. Am 17. August ging es schließlich in den Flieger. Ziel: Melbourne, Australien. Ich hatte keinerlei Ahnung, was auf mich zukommt. Ist die Familie nett? Werden sie auch wirklich am Flughafen sein? Wie sind die Kinder, komme ich mit allem zurecht?
Endlich angekommen, fühlte ich mich trotz kaltem, australischem Winter direkt heimisch. Mich erwarteten drei aufgeweckte Kinder. Die vierjährigen Zwillinge Hugo und Thomas und ihre Schwester Sophia, sieben Jahre alt. Alle waren nett und normal, ich war also in keiner Freakfamily gelandet, sehr gut!
Was it right? – Startschwierigkeiten
Dennoch hatte ich in der ersten Zeit große Zweifel, ob meine Entscheidung die richtige war. Lohnt es sich wirklich, ein halbes Jahr lang Nanny zu spielen? Hätte ich nicht lieber doch mit dem Studium beginnen sollen und Australien einfach in kürzerer Zeit erkunden? Um es schon vorweg zu nehmen: Ja, es war die richtige Entscheidung. Aber es dauerte eine Weile, bis ich mir dessen bewusst war. Der Alltag als Aupair kann recht monoton werden, ganz zu schweigen von den Kindern, die einen regelmäßig an den Rand der Weißglut treiben. Vor allem die Zwillinge wussten es am Anfang geschickt, sich möglichst unbeliebt zu machen. Ich hatte zwar mit anstrengenden Kindern gerechnet, aber dass sie so anstrengend sein werden, hätte ich nicht gedacht. Hauptsächlich die Jungs waren schwer zu bändigen, schon morgens ging das Geschrei und Gerangel los. Schließlich wusste ich jedoch auch damit umzugehen und mittlerweile kann ich über die meisten Aktionen nur noch lachen. Hätte mir allerdings vor einem Jahr jemand erzählt, ich würde mal als Aupair arbeiten, hätte ich ihn wohl nur ausgelacht. Ich und Kinder? Niemals! Aber wie der Zufall es wollte, bin natürlich gerade ich dort gelandet. Ehrlich gesagt ist es aber auch nur ein Job, wie jeder andere. Er kann nervig sein, aber auch verdammt viel Spaß machen.
Metropole Melbourne… I like!
Hauptsächlich bestehen meine Aufgaben darin, morgens die Schulbrote vorzubereiten, die Kids zur Schule beziehungsweise zum Kindergarten zu bringen und wieder abzuholen und danach zu beaufsichtigen. Hausarbeit, wie Wäsche waschen, saugen und so weiter, gehört auch dazu. Freizeit habe ich immer zwischen drei und vier Stunden am Tag, abends und am Wochenende. Jene Freizeit verbringe ich größtenteils in meiner neuen Lieblingsstadt: Melbourne. Schon seit meiner ersten Sightseeingtour habe ich mich in diese Metropole verliebt. Melbourne bietet alles; ein lebendiges Stadtzentrum mit Aktionen und Aktivitäten rund ums Jahr. Zahlreiche wunderschön angelegte Parks und Strände zum Relaxen. Eine gut ausgebaute Infrastruktur, sogar bis in meinen außerhalb gelegenen Vorort. Auch Kunst und Musik sind groß geschrieben, Melbourne gilt nicht umsonst als Kulturhauptstadt Australiens. Rundum finde ich die Stadt perfekt und könnte mir durchaus vorstellen, hier länger zu leben.
Pack die Badehose ein… Reiselust und Fernweh
Allerdings macht das Ganze hier alleine natürlich nur halb so viel Spaß. Deshalb ging die Suche nach „Leidensgenossen” los und dank Facebook wurde ich auch schnell fündig. Mittlerweile treffe ich mich immer wieder mit anderen deutschen Aupairs. Der feste Kontakt zu Australiern kam leider noch nicht so recht zustande. Australien ist eben geradezu überflutet von Deutschen und es ist einfach sehr verlockend, sich mit diesen zusammen zu tun. Gemeinsam geht dann das große Planen los. Natürlich ist das Ziel eines nahezu jeden Aupairs, möglich viel vom Gastland zu sehen und einiges zu erleben. Mein persönliches Highlight bisher war Tasmanien. Ende Oktober ging es mit einer Freundin auf die australische Insel mit der Größe Bayerns. Mit dem Auto wurden das grüne Eiland für einen Tag erkundet und am zweiten Tag nahmen wir an einer organisierten Tour teil. Landschaftlich hat Tasmanien wirklich viel zu bieten. Unberührte Regenwälder, Wasserfälle und einfach ganz ganz viel Wiese. Dank den vielen Bergen und Hügeln fühlt man sich fast zuhause: nämlich in der Schweiz. Was man als echter Touri natürlich nicht verpassen darf, sind die Tasmanischen Teufel. Der größte noch lebende Raubbeutler lässt sich theoretisch auf der ganzen Insel finden. Wer sich allerdings nicht nachts auf die Lauer legen will, besucht wie wir einfach eine Tierfarm und bestaunt dort die schwarzen Teufelchen.
Exploring & Experiencing
Auch in Zukunft will ich mehr vom roten Kontinent sehen und plane schon Trips nach Syndey und Co. Zur Zeit warte ich allerdings immer noch sehnsüchtig auf den Frühling. Der lässt sich nämlich noch nicht so richtig blicken. Es gab zwar schon den ein oder anderen warmen Tag, aber dann gießt es auch schon wieder wie aus Kübeln.
Insgesamt genieße ich meine Zeit hier trotz teilweise schlechtem Wetter sehr und bin froh, den Schritt ins Abenteuer gewagt zu haben. Ich bin gespannt, was mich auf dem roten Kontinent noch so alles erwartet!
(Text: Julia Jung / Foto: Laura Schlepper by jugendfotos.de)