Im Spätsommer 2010 veröffentlichte der Wiener Rapper Sebastian Meisinger aka Money Boy die Single „Dreh den Swag auf“. Mit Textzeilen fragwürdigen Sinns wie „Nic Nac Paddywag, ich bin jetzt so dope!“ schaffte er es, vor allem bei Jugendlichen eine Welle der Begeisterung loszutreten. Der Grund dafür liegt auf der Zunge, er spricht ihre Sprache: die sogenannte Jugendsprache.
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Das sprachliche Niveaulimbo
Neben dem “Normalgebrauch”, der Standardsprache, gibt es noch andere Varietäten. Eine davon ist die Jugendsprache. Denn sprachliche Normen sind generationsabhängig und im jeweiligen Sprachgebrauch werden Werte, Einstellungen und Interessen ausgedrückt. Dabei ist die Jugendsprache eine Sprachweise, deren Inhalte sich extrem schnell ändern und, die besonders offen für neue Einflüsse ist.
Die Jugendsprache hilft Heranwachsenden, sich miteinander zu identifizieren und sich von den anderen, Älteren, abzugrenzen. Dabei ist die Jugendsprache besonders gekennzeichnet durch humorvolle und ironische Tendenzen, Übertreibungen und Anglizismen. Eine konkrete Alterseingrenzung für die Jugendsprache gestaltet sich jedoch äußerst problematisch, da die Sprache ein komplexes System aus verschiedenen Elementen der Kommunikation ist.
„Carpe Diem“ vs. „YOLO“!
Wo früher noch das lateinische „Carpe Diem“ (Nutze den Tag) in Poesiealben gekritzelt wurde, tragen heutzutage bei Facebook veröffentlichte Selbstauslöserfotos “von links oben” nur noch die Überschrift „YOLO“. Diese vier Buchstaben stehen für „You only live once“ (Du lebst nur einmal) und wurden 2012 vom Langenscheidt-Verlag sogar zum Jugendwort des Jahres gewählt.
Das Rennen bei der Wahl zum Jugendwort des Jahres 2011 machte das Wort „Swag“. In Bezug auf Money Boy dürfte dieses Wort eine Ausstrahlung beschreiben, die besonders lässig, beneidenswert und cool ist. In der Jury zur Wahl sitzen wider Erwarten neben Jugendlichen übrigens auch Sprachexperten und Journalisten.
Epic Fails, Facepalms und GIFs
Zu den Elementen der Kommunikation gehören im Zeitalter der neuen Medien natürlich allen voran Facebook, Whatsapp und Skype. Die Verbreitung der Jugendsprache wurzelt regelrecht in diesen Netzwerken. Eine Whatsapp-Nachricht mit „Yolo“ oder „Yalla!“ wirkt um Einiges lässiger als ein persönlicher Dialog auf der Straße, in dem es bestenfalls um „Komasutra“ oder „hartzen“ geht.
Die Suche nach dem Nachfolger von „Yolo“ läuft momentan bereits auf Hochtouren, wählen kann man zwischen geistigen Glanzleistungen wie „whatsen“ für das Kommunizieren per Whatsapp oder „vallah“ – einer neuen Kreation für „Alter“. Das Beispiel Money Boys zeigt, dass man übrigens über sprachliche Spielereien selbst jenseits der 30 Interessen und Einstellungen der 16-Jährigen teilen kann.
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(Text: Laura Gassner / Foto: Deni Šimić by jugendfotos.de)