Der Stoff aus dem Fantasy-Romane gestrickt werden, weil ihn keiner so richtig kennt: das Erdreich unter uns. Doch der Untergrund, auf dem wir uns bewegen, ist nicht nur der Ort unter dem vielleicht merkwürdige Gestalten leben. Der Boden ist sowohl als Nutzfläche als auch als Lebensraum in Gefahr.
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Beim Thema Umweltverschmutzung und Klimawandel denken alle an Luftverschmutzung durch CO2 oder an das Ende des Regenwaldes und Artensterben. Doch an ihn denken nur wenige, obwohl er genau so leidet: der Boden.
Egal ob auf dem Weg zur Universität oder zum Einkaufen gehen wir zu Fuß, fahren mit dem Rad oder dem Auto, auf der Straße oder auf dem Gehweg. Der Boden unter unseren Füßen ist so selbstverständlich, dass man nicht weiter darüber nachdenkt, dass darin auch Leben steckt. Dass der Boden in seiner natürlichen Form auch „Arbeitsgrundlage” für Landwirte und Gärtner ist, kommt dabei nicht gleich in den Sinn. Erde wird nicht als überlebensnotwendig wahrgenommen, wie das bei Luft und Wasser der Fall ist. Er ist einfach da, gehört zum Alltag.
Dabei ist der Boden eine der wichtigsten Lebensgrundlagen des Menschen, da hier 90 Prozent aller Nahrungsmittel, des Tierfutters und der Faserstoffe produziert werden. Der Wissenschaftliche Beirat Bodenschutz beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) erklärt in der Broschüre „Ohne Boden – bodenlos”, wie wichtig der richtige Umgang mit dem Boden ist, auf dem Nutzpflanzen angebaut werden. In dieser 57 Seiten umfassenden Broschüre schildern Wissenschaftler aus ganz Deutschland, wie wertvoll und lebendig Böden sind.
Und sie zeigen, wie wir sie besser schützen können. Böden mit ihren natürlichen Funktionen zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe des Umweltschutzes. Der Erdboden reinigt das Wasser und ist Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen. Aber er ist auch Nutzfläche für Landwirte und Gärtner oder für Architekten, Lebensraum für Menschen und Tiere, Rohstoffquelle und vieles mehr.
Die Abteilung Boden im Umweltbundesamt UBA ist dafür verantwortlich, dass gesetzliche Vorgaben zum Schutz des Bodens auch eingehalten werden. Der Auftrag des UBA liegt der in der Schaffung von Grundlagen zum Schutz der Böden und der Beurteilung der Gefährdungssituation. Und der Boden ist immer mehr und immer größeren Belastungen ausgesetzt.
Zu viel Dünger bringt den empfindlichen Boden aus dem Gleichgewicht. Auch die Klimaerwärmung ist eine zunehmende Gefahr für die Erde. Veränderte Temperaturen und Niederschlagsmengen beeinflussen das Gleichgewicht, so dass die derzeitige Bodennutzung den veränderten Bedingungen angepasst werden muss.
Immer heißere und trockenere Sommer und viel Regen in kurzer Zeit im Herbst und Winter führen dazu, dass es bei unveränderter Nutzung des Bodens zu einer steigenden Erosions- und Hochwassergefährdung kommt. Viele Klimaforscher gehen davon aus, dass es in unseren Breitengraden zu einer Temperaturerhöhung von zwei bis sechs Grad kommt. Insgesamt sind die Wechselwirkungen zwischen Klima, Bodennutzung und Bodenzustand sehr komplex. Gleichzeitig werden immer mehr Felder verkauft und für Besiedlung und Verkehr zugänglich gemacht.
Insgesamt gibt es eine „Flächenüberbauung”, die den Boden aus dem Gleichgewicht bringt. Asphalt und Pflastersteine verdecken den Erdboden und vernichten das Leben darunter. Wissenschaftler sagen deshalb, dass ein verantwortlicher Umgang mit Böden nur möglich ist, wenn Öffentlichkeit und „Bodennutzer” den Wert des Bodens erkennen. Gleichzeitig sehen sie noch viel Aufklärungsbedarf, der vielleicht zu einer Bewusstseinsveränderung – und damit einer Bodenwahrnehmung – führt.
(Text: Nina Nickoll)