Mit Sextourismus assoziiert man meist unvermittelbare Männer mittleren Alters, die für billigen Sex vorzugsweise nach Thailand fliegen. Welchen Preis zahlen die vermeintlich billigen Lustobjekte bei diesem Geschäft eigentlich?
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Seit den 1960er Jahren gibt es den Massentourismus und damit stieg ebenfalls die Anzahl der Touristen, die nicht unbedingt wegen der kulturellen Schätze ferner Länder eine lange Flugreise auf sich nehmen. Angezogen von billigen Preisen und der Vorstellung von gefügigen, exotischen Frauen reisen jedes Jahr mehrere Millionen Männer, aber auch zunehmend Frauen, nach Thailand, Kambodscha oder ein anderes, meist ärmeres Land der Welt.
Der Unterschied zwischen Frauen und Männern ist dabei oft der, dass Männer sich nur für einmalige Lust mit einer Frau, leider auch Mädchen und Jungen, treffen, wohin gegen Frauen oftmals eine Art „Boyfriend” suchen, mit dem sie über längere Zeit zusammenbleiben.
Dass man dazu aber nicht immer gleich eine weite Reise auf sich nehmen muss, wissen zum Beispiel die Deutschen ganz genau. Sie fahren am Wochenende auch gern kurz über die Grenze nach Polen oder Tschechien, wo sich an machen Stellen bereits einige Kilometer nach der Grenze mehrere Bordelle aneinanderreihen.
Ausbreitung von AIDS und Kinderprostitution
Die Folgen der schnellen, günstigen Lust sind verheerend. So steigt beispielsweise die Anzahl AIDS-Infizierter seit einigen Jahren rasant an, zum Teil auch, weil viele Sextouristen ausdrücklich wegen Sex ohne Kondom anreisen. Aus Angst sich zu infizieren, wollen die Freier auch immer jüngere Opfer für ihre sexuellen Fantasien, da hier die Ansteckungsgefahr geringer sei.
Aber nicht nur die Gesundheit wird auf beiden Seiten gefährdet. Ganze Leben werden durch den Sextourismus und Prostitution allgemein zerstört, denn vielen jungen Frauen bleibt wegen der Perspektivlosigkeit im eigenen Land nichts anderes übrig, als ihren Körper zu verkaufen. Andere wiederum, nämlich vor allem Kinder werden gegen ihren Willen auf der Straße aufgegriffen und in Bordelle, Privathäuser und eben auch Hotelanlagen verschleppt und dort zahlenden Kunden angeboten.
Laut “Brot für die Welt” wurden bereits 2009 über 220 Millionen Minderjährige für Pornographie und sexuelle Handlungen missbraucht. Dass diese Zahl eher zu- als abgenommen haben dürfte, liegt nahe, denn in Zeiten der Billigflüge und der immer größer werdenden Kluft zwischen arm und reich wird das Millionengeschäft mit günstigem, verbotenem Sex weiter pulsieren.
Dies liegt auch daran, dass es in diesen ärmeren Ländern kaum Strafverfolgung für die Täter gibt oder diese Taten nicht einmal verboten sind. So zum Beispiel in Kambodscha, wo Kinderpornographie keine Straftat darstellt. Zudem gelten Kinder in Thailand und zahlreichen anderen Ländern bereits im Alter von 14 Jahren als Erwachsene und können so nicht mehr geschützt werden.
Kampf gegen sexuelle Ausbeutung
Aber es gibt auch wichtige Fortschritte im Kampf gegen den sexuellen Missbrauch jeglicher Art von Kindern. So durch die international vertretene Organisation ECPAT (End Child Prostitution, Pornography and Trafficking of Children for Sexual Purposes), die sich dem Schutze der Kinder in den betroffenen Ländern verschrieben hat und einen Kinderschutzkodex erstellt hat.
Dieser wurde bislang von 4200 Reiseveranstaltern unterzeichnet und beinhaltet unter anderem, die kommerzielle Ausbeutung von Kindern, speziell auch auf dem Hotelgelände, zu unterbinden und dem Kind das Recht auf Leben, Kindheit und Mitsprache zuzgestehen.
Um bereits beim Verdacht der Kinderprostitution gezielt einzugreifen, gibt es für das Hotelpersonal bestimmte Workshops zur Vermittlung der richtigen Vorgehensweise. Auch Klauseln in Hotelverträgen und die Bereitstellung von Informationen für Touristen sollen zu einer erhöhten Aufmerksamkeit beitragen und die Polizei und den Staat dazu zwingen, nicht länger wegzusehen.
Auch für betroffene junge Frauen, die perspektivlos in die Prostitution kommen, gibt es spezielle Ausbildungsangebote im der Hotellerie, um einen Weg aus dem Teufelskreis von Armut, Sex und Krankheit zu finden. Es bleibt zu hoffen, dass der öffentliche Druck zusammen mit solchen Angeboten dazu beiträgt, einen Umbruch hervorzurufen und auch die Strafverfolgung der Verbrechen in der Sexindustrie zu ermöglichen.
(Text: Julia-Friederike Barbier / Foto: Stefan Franke by jugendfotos.de)