Stimmt etwas an dieser Überschrift nicht? Ist diese Entscheidung denn wirklich so schwer? Kann man das nicht sowieso ständig ändern? Und vor allem, muss man sich denn überhaupt für einen der beiden „Sinne” entscheiden?


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Zum einen – das liegt auf der Hand – sind es die Lieben, diejenigen, die ständig präsent sind, die um Rat gefragt werden und; ohne die das Leben nicht so wunderbar wäre. Zum anderen – und auch hier gibt es keinen Zweifel – ist es das „täglich Brot”. Ohne die Energie von Nahrungsmittel und ohne das Dach über dem Kopf würde uns auch die guten Ratschläge und die freundlichen Worte unserer Familie nicht weiterhelfen. Und welcher Aspekt soll nun mehr gepflegt werden?

Eine Schwarz-Weiß-Betrachtung
Es gibt die Menschen, für die materielle Dinge keinen Stellenwert haben. Für sie zählt die Harmonie zu Hause. Alles andere wird unwichtig. Eine intakte Familie ist ihnen mehr Wert als alles Geld der Welt. Das Risiko? Enttäuschungen, Trennungen und Streit. Im Glauben durch den Verzicht auf die Karriere ein intaktes Familienleben zu haben, passiert es hier nicht selten, dass die Erwartungen an andere zu hoch angesetzt werden.
Menschen, die hingegen ihre Arbeit als Sinn des Lebens betrachten, haben nur noch wenig Freizeit. Die Workaholics dieser Welt sind erst dann zufrieden, wenn sie das Büro spät abends verlassen und zu Hause sowie am Wochenende weiterarbeiten können. Für sie haben Karriere und Geld oberste Priorität – um jeden Preis. Das Risiko? Der Verlust des Ansehens durch (menschliche) Fehler und der Verlust des Jobs. Außerdem werden genau diese Menschen nicht allzu selten mit harter Hand geführt, weshalb sie noch mehr arbeiten und gegebenenfalls erschöpft zusammenbrechen.

Ist die Vereinbarkeit möglich?
Zu oft prallen genau diese beiden Kontroversen aufeinander: Ein Partner ist eifrig, ehrgeizig, auf die schnelle Karriere aus, während der andere im Glauben bleibt, von Luft und Liebe leben zu können. Nun könnte man meinen, die einfachste Lösung bestünde darin, „genügend” Geld zu verdienen und dabei gleichzeitig ausreichend Zeit zu haben, sich um die Belange und Bedürfnisse der Familie zu kümmern. Doch genau hierin besteht die Krux. Denn bei dieser einfachen Betrachtung werden das Machtstreben und die Emotionalität der Menschen nicht berücksichtigt. Natürlich ist es ganz nett „genügend” Geld zu verdienen, doch was passiert, wenn die Gier nach materiellem Besitz immer größer wird? Schnell rücken persönliche Interessen und vor allem das Familienleben in den Hintergrund. Und andersherum, was passiert, wenn das Verlangen nach Gemeinsamkeit und Nähe immer größer wird und die Eifersucht des einen auf die Arbeit des anderen auflodert? Entweder wird das Verhalten enttäuscht hingenommen oder Auseinandersetzung und damit das Zerstören des Zusammenhaltes innerhalb der Familie sind die Folge. Von den leidtragenden Kindern ganz zu schweigen.

Ein Zertifikat mit Zukunft
Nun darf und soll nicht unterstellt werden, dass alle Menschen macht- und besitzbesessen sind. Aber die immer schneller und besser werdende Gesellschaft verlangt ein gewisses Tempo ab. Dies wiederum bedeutet mehr Arbeit und weniger Freizeit. Der Arbeitnehmer muss sich schließlich bei jeder beruflichen Weichenstellung selbst Gedanken um die Auswirkungen auf sein Familienleben machen. Genauso wie der Arbeitgeber in seiner Unternehmensstrategie eine unterstützende Familienpolitik für die Mitarbeiter einbeziehen sollte. Unternehmen, die diesen Aspekt mit in ihre Planung aufnehmen und Familien unterstützen, können sich mit dem Audit „berufundfamilie” zertifizieren lassen. Dieses Audit der „berufundfamilie gGmbH” wird von den führenden deutschen Wirtschaftsverbänden BDA, BDI, DIHK sowie dem Bundesfamilienministerium empfohlen. Der Trend scheint also zu einer familienfreundlicheren Unternehmenspolitik hinzudeuten. Doch kann und soll alleine die Familienpolitik der Unternehmen dazu führen, dass sich der Sinn des Lebens vermehrt in der Familie wiederfindet? Sollte es ein solches Zertifikat gar für jeden Bundesbürger geben?

Vielleicht kommt diese Entwicklung schon bald von selbst und wird lediglich von solchen Managementstrategien begleitet. Denn die aktuellen Zahlen der Shell-Jugendstudie 2010 zeigen: Mehr als drei Viertel der Jugendlichen empfinden eine Familie als nötig, um wirklich glücklich leben zu können.

(Text: Martina Gewehr)

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Von MartinaG

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