Auf Worte folgen Taten
Kommentar: Wir brauchen InitialzĂŒndungen zum Spenden
Zigarettenqualm umhĂŒllt die Gestalten. Das Starkbier flieĂt, die Laune steigt. Die HintergrundgerĂ€usche machen eine reibungslose Konversation beinahe unmöglich, man brĂŒllt sich also eher ins Ohr. Es ist vermeintlich kein Ort fĂŒr Tiefsinnigkeit – oder gerade doch? Ein persönlicher Erfahrungsbericht vom Stammtisch ĂŒber Reden und Handeln.
Wir sitzen also in der Starkbierkneipe unseres Vertrauens, vier Jungs reden bisher ĂŒber FuĂball, Gott und die Welt. Themen, die die Welt bewegen – vorwiegend leichte Kost. Was macht der hiesige 1. FC Köln wohl in diesem Jahr? Kennste den? Kennste die?
Doch auf einmal kippt das GesprĂ€ch. Die trivialen Dinge wie FuĂball werden beiseite geschoben. Wir widmen uns der Politik, der Globalisierung und deren perversen AuswĂŒchsen. Das ungerechte, aggressive Wirtschaften und Kriegen vonseiten der Nordhalbkugel steht im Fokus der Unterhaltung.
Ein Hauch von Karl Marx
Man könnte meinen, ein Hauch Karl Marx schwebt ĂŒber den Hardlinern. So in etwa mĂŒssen vor gut 150 Jahren die sozialistischen Ideen entstanden sein. Aus dem Motto âSie gegen uns“ wurde ein âWir gegen sie“. Die marxistisch-leninistische Theorie verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Ganz so groĂ werden wir hier heute Abend sicherlich nicht rauskommen.
Aber es tut gut, immerhin ĂŒber diverse Themen zu sprechen. Auch in Stammtisch-Ă€hnlichen Kreisen können mal tiefgrĂŒndige, kritische und fruchtende Diskussionen entstehen. Einer predigt seine Idee, die anderen intervenieren und kritisieren und spĂ€ter wird gemeinsam lauthals – und sicherlich das ein oder andere Mal auch redundant – diskutiert.
Können wir was bewirken?
Die Essenz des Abends, des GesprĂ€chs im Allgemeinen war jedoch nicht die erlangte, vermeintliche TiefgrĂŒndigkeit, sondern die daraus resultierende Frage: âWas machen wir eigentlich auĂer groĂe Reden zu schwingen?“
Die Frage keimte im Laufe der Konversation auf. Einer stellte sie, wir anderen schauen blöd aus der WĂ€sche. Keine Ahnung – was könnte man denn so machen? Was sind die Möglichkeiten in dieser angeblich freien Welt? Können wir ĂŒberhaupt etwas bewirken?
Das groĂe Versprechen
Sicherlich, die mĂŒndliche, wie auch kognitive Auseinandersetzung wie an besagtem Abend ist sicherlich löblich, aber doch nicht mehr als nur ein erster Schritt. Die verbalen SchaumschlĂ€ger können auf Stammtischen noch zehnmal klug daherreden, es bewirkt zunĂ€chst ânur“ die geistige SchĂ€rfung.
Doch dabei bleibt es leider in vielen FĂ€llen. Unser MĂ€nnerabend in der Starkbierkneipe hat einen von uns als Vorreiter gefunden. Einer von uns fĂŒnf spendete an diesem Abend schon seit einem guten Jahr, der Rest staunte zunĂ€chst. Auseinandergegangen sind wir mit dem Versprechen, jeder suche sich mindestens zwei Organisationen aus, denen er monatlich einen gewissen Betrag spendet. Kein groĂer Akt fĂŒr Kölner Studenten, die ohnehin noch auf Pump der Eltern leben.
Jeder in seinem möglichen Rahmen
Es mĂŒssen ja nicht soziale oder globalisierungskritische Organisationen sein. Dem Spenden sind in keiner Hinsicht Grenzen gesetzt. Doch Worten dann auch Taten folgen zu lassen, das ist einiges wert und kann auch im kleinen Kosmos schon vieles bewirken.
Die sozialkritische MĂ€nnerrunde ist inzwischen mehrere Jahre her. Spenden tun wir noch heute, jeder in seinem möglichen Rahmen. Der Qualm hat nicht unsere Sinne vernebelt, auch das Starkbier konnte uns nicht von unserem Spendenplan abbringen. Beides hat diesen eventuell sogar eher befeuert und so fĂŒhrten Diskussionen zu Aktionen.
(Text: Jerome Kirschbaum)
  Artikel drucken (PDF)
Schreibe einen neuen Kommentar
You must be logged in to post a comment.