Da sind sie wieder, die schwarz-rot-goldenen Blumenketten und Flaggen. Stimmt, da war was. Frauen-WM! Richtig. Wer hat denn da jetzt gewonnen, fragte mich gestern eine Bekannte. Und genau aufgrund solcher Fragen wird es kein Sommermärchen 2011 geben. Geh hin und frag deinen Nachbarn – er wird dir nicht sagen können, wann die WM beginnt und wann sie aufhört – geschweige denn, wo gespielt wird.
Das Sommermärchen zur Fußballweltmeisterschaft 2006 im eigenen Lande kam zufällig und plötzlich. Es war einfach da und nicht gewollt. Der Hype war unvorhersehbar – auch deshalb waren während der WM plötzlich die Fahnen in den Geschäften ausverkauft. Das ist es, was das Sommermärchen ausmachte. Eine Welle, die ganz Deutschland erfasste und in Jubel versetzte. Ohne, dass wir Deutschen zuvor darüber nachgedacht hätten, wie wir uns da in der Öffentlichkeit präsentieren – und gerade deswegen plötzlich so sympathisch wurden.
Bei den Frauen ist das in diesem Jahr anders. Seit Wochen ist der Name Steffi Jones allgegenwärtig – die deutsche Kaiserin. Es wird geworben, überall ist vom zweiten Sommermärchen zu lesen. Es gibt zu viele Erwartungen an die Weltmeisterschaft im eigenen Land, denen die Realität nicht gerecht werden kann. Denn der Nebensatz, dass man ein eigenes Frauen-Sommermärchen – natürlich mit weniger Flaggen und weniger Zuschauern – will, geht unter. Der Vergleich mit der WM 2006 ist automatisch vorhanden. Und zumindest nicht ungewollt – sonst würden die Verantwortlichen nicht so oft vom Sommermärchen sprechen, ein Begriff, der die Männerweltmeisterschaft vor fünf Jahren so sehr prägte wie kein anderer.
Die Frauennationalmannschaft wird an Popularität nie an die Herrennationalmannschaft herankommen. Es fehlt an den Stars. Wo sind die Lahms, Schweinsteigers, Neuers, Özils? Es gibt sie nicht. Die deutschen Damen haben zwar eine realistische Chance – was die Männer nicht schafften – den Titel im eigenen Land nicht nur zu holen, sondern sogar zu verteidigen. Eine Euphorie werden sie dabei aber nicht auslösen können. Denn der Bekanntheitsgrad ist zu gering. Es werden nicht junge Frauen in Sportläden rennen, um sich Trikots mit Bartusiak und Hingst bedrucken lassen. Es gibt die wenigen, die wir kennen – eine Birgit Prinz oder eine Fatmire Bajramaj und vielleicht noch Nadine Angerer – aber dann hört es auch schon auf.
Drei Stars und ein Titel machen noch kein Sommermärchen aus. Die Euphorie muss von alleine kommen, die Stimmung darf nicht erzwungen werden. Und genau darin liegt der Fehler, wenn heute schon vom Sommermärchen 2011 gesprochen wird.
(Text: Miriam Keilbach)