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Kommt der Wolf nach Baden-Württemberg?

Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Wolf sich in Baden-Württemberg ansiedeln wird. Wann die Einwanderung erfolgen wird, kann aus heutiger Sicht noch kein Forscher mit Sicherheit feststellen. Allerdings ist sicher, dass die Einwanderung über die Schweiz oder die Vogesen geschehen wird und nicht wie vermutet über die nord- und osteuropäischen Wolfsgebiete.

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Diese Einwanderung wird damit belegt, dass zwei Wölfe an der A8 bei Merklingen und an der A5 bei Lahr überfahren wurden. Beide Wölfe stammen aus einem Wolfsrudel und sind Brüder, das ergab die entsprechende DNA-Analyse.

Wolf

Der Wolf in Baden-Württemberg

Die Aufklärung der Bevölkerung in Baden-Württemberg läuft vorbildlich über regionale (Forum Schwäbische Alb) und überregionale Arbeitsgruppen (Transfer-und Kommunikationsprojekt zum Umgang mit Großraubtiere in Baden-Württemberg). Der Wolf steht gemeinsam mit dem Luchs im Mittelpunkt des „Transfer- und Kommunikationsprojekts zum Umgang mit Großraubtieren in Baden-Württemberg“, das die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg und die Universität Freiburg seit Ende 2015 umsetzen.

In dem Vorhaben werden in den vier Modellregionen Nordbaden, Schwäbische Alb, Südschwarzwald und Schwäbisch-Fränkischer Wald Vertreter der Landwirtschaft, des Naturschutzes, der Jagd und der Verwaltung in regionalen Foren an einen Tisch gebracht. Das soll die Kommunikation zwischen den Akteuren erleichtern, sollte der Wolf im Land Fuß fassen.

Die wichtigsten Fragen geklärt

Für den Landkreis Esslingen gibt es momentan keine nachprüfbaren Meldungen über die Einwanderung von Wölfen. Es gibt zahlreiche Fragen aus der Bevölkerung, die ich recherchiert habe. Folgende Antworten habe ich bekommen:

Wie verhalte ich mich, wenn mir ein Wolf wider Erwarten sehr nahekommt? Laut Sabine Häring, Wolfsbeauftragte des NABU Plochingen-Reichenbach, ist es vor allem wichtig, ruhig zu bleiben und Abstand zu halten. Wölfe haben eine natürliche Scheu vor dem Menschen und werden wahrscheinlich schnell wieder verschwinden. Falls dies doch nicht passiert, sollte man auf keinen Fall hektisch werden. Man sollte ruhig stehen bleiben, mit dem Wolf reden und zeigen, wer der Stärkere ist, indem man sich groß macht oder laut in die Hände klatscht.

Ist mein Hund beim Gassigehen im Wolfsgebiet sicher? Der NABU (Naturschutzbund) rät, Hunde grundsätzlich anzuleinen, denn freilaufende Hunde können von Wölfen als Eindringling in ihr Revier angesehen werden. Es kann zudem vorkommen, dass sich die Raubtiere für Hunde als ihre Artgenossen interessieren. Der Hund sollte daher nah bei seinem Besitzer bleiben, da der Mensch die größte Abschreckung für den Wolf darstellt. Sollte der Wolf dennoch zu nahe an den Hund geraten, sollte man durch Klatschen oder Rufen Präsenz zeigen.

Bin ich als Mensch potentielle Beute für den Wolf? Nein, als natürliche Beutetiere des Wolfes gelten laut einer Studie der NINA (Norwegisches Naturforschungsinstitut) in Europa vor allem Rehe, Rothirsche und Wildschweine. Seltene Übergriffe auf Menschen mit tödlichem Ende waren in den zurückliegenden 50 Jahren jeweils auf Tollwuterkrankungen der Wölfe zurückzuführen. Laut NINA-Studie sind in diesem Zeitraum in Europa fünf Fälle von tödlichen Angriffen auf Menschen durch tollwütige Wölfe bekannt geworden.

Deutschland ist seit 2008 tollwutfrei, die Situation wird ständig beobachtet und bei Notwendigkeit werden Gegenmaßnahmen ergriffen. Um das Risiko eines Angriffs gänzlich zu vermeiden, sollten die Tiere nicht provozieren oder in die Enge getrieben werden. Auch die Habituierung (Gewöhnung durch Anfüttern) sollte unterlassen werden, da der Wolf dadurch seine natürliche Scheu verliert und ein dreistes, aggressives Verhalten entwickeln kann, sobald das Futter vom Menschen ausbleibt.

Was passiert, wenn mir ein Wolf vor das Auto läuft oder ich ein verletztes Tier sichte? Leicht verletzte Wölfe, die sich selbstständig zügig vom Unfallort entfernen, dürfen nicht verfolgt werden. Sie sollten aber beim jeweiligen Landkreis gemeldet werden, empfiehlt beispielweise der Landkreis Lüchow-Dannenberg. Ein schwer verletzter Wolf darf nur mit behördlicher Genehmigung untersucht und behandelt werden; tote Wölfe müssen ebenfalls beim Landkreis gemeldet werden.

(Foto: Julia P. by jugendfotos.de)

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