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Holz, Glas und Jute – ziemlich sexy

Eure halbe Kücheneinrichtung besteht auch aus Plastik? Oder vielleicht findet ihr die Menge an Plastik, die unsere Umwelt verschmutzt, erschreckend? Die Gründe für einen reduzierten Plastikverbrauch sind vielfältig. Unsere Autorin gibt Euch fünf Tipps für weniger Plastikmüll.

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1. Plane deine Einkäufe

Durchschnittlich werden in Deutschland im Jahr rund 5,3 Milliarden Plastiktüten verbraucht. Deswegen ist der erste Tipp, wie man auf diesen Plastikmüll in Form von Tüten verzichten kann, sie einfach nicht zu verwenden. Ja, das klingt lächerlich banal, aber in der Realität können Plastiktüten in den meisten Fällen durch ein wenig Planung vermieden werden. Dafür benötigt es nur den guten alten Jutebeutel. (Und hey, psst… damit seid ihr auch noch total in… Oder wahrscheinlich hinke ich nur wieder der Zeit hinterher…)

Trend hin oder her, zurück zum Thema. Was mir am besten dabei hilft, die Plastiktüten zu vermeiden, ist nie ohne Jutebeutel oder meinem Rucksack einkaufen zu gehen. Was für mich bedeutet, meine Einkäufe zu planen und nicht spontan nach der Uni wegen einer Schwarzem-Loch-im-Bauch-Heißhunger-Fressattacke in den Supermarkt zu rennen. Die starke Abneigung gegen Plastik bewahrt mich so auch vor dem Kaufen von Junkfood und spart einfach Geld.

Den einzigen Plastiktütenverbrauch, den ich im letzten halben Jahr hatte, war einer dieser besagten Schwarzes-Loch-im-Bauch-Heißhunger-Fressattacke geschuldet. Ich wirke dem jetzt einfach – so simpel das nun auch klingen mag – damit entgegen, mir immer Essen von zu Hause mitzunehmen, sodass keine Hungerlöcher entstehen. Außerdem spart ihr durch euer selbst geschmiertes Pausenbrot auch nochmal Plastikmüll und tut eurer Gesundheit einen Gefallen, weil ihr euch kein Junkfood aus dem Automaten ziehen müsst. Ha! Eine Win-Win-Situation also.

2. Frisch, unverpackt, regional, saisonal

Bleiben wir beim Essen. Man kann viel Verpackungsmüll sparen, indem man unverpackte Lebensmittel kauft. Die kleinen Plastiktüten, in die ihr euer Gemüse packt, können wiederverwendet werden. (Gleiches gilt auch für Gefrierbeutel). Ich nehme immer ein paar alte Tüten mit in den Laden und überklebe einfach das alte Etikett.

Wer die Möglichkeiten und die finanziellen Mittel hat, kann natürlich auch auf dem Markt oder beim Bauern direkt einkaufen. Manche Bauern bieten inzwischen sogenannte Flatrates für Gemüse und Obst an. Das heißt, ihr bezahlt einen festen Preis und bekommt eine Kiste des regionalen und saisonalen Gemüses und Obstes.

Plastik Tipps backview

3. Holz ist sexy

Haben eure Mütter auch diese Tupperpartys veranstaltet? Ja, meine auch. Aber liebe Mama, wir brauchen nicht jedes Tupperschüssel-Container-Dings, das jemals auf Erden existiert hat. Zudem sind die Teile echt teuer. Und dabei ist das doch nur Plastik! Ja ich weiß, du sagst jetzt, dass die Sachen echt alle total praktisch sind, und so gute Qualität und die Garantie und sie können in die Spülmaschine und überhaupt und so. Aber Mum, ich habe in meiner Wohnung kein einziges Teil von Tupperware, kann ich mir ja sowieso nicht leisten. Und ich komme auch ganz gut ohne zurecht.

Ich habe keine Plastikschüsseln, sondern welche aus Metall. Meine Gewürze, Mehle und Linsen lagere ich in Einmachgläsern. Und weißt du was? Manche von ihnen waren quasi umsonst, weil da mal Tomatenmark drin war und ich sie später sauber gemacht habe und wieder verwenden konnte. Und weißt du noch, ich hab mal beim Blinibacken ein Loch in die blaue Tupperschüssel geschmolzen, weil die zu nah an der Pfanne stand (Sorry, übrigens noch einmal dafür). Meine Metallschüssel und der Kochlöffel aus Holz können nicht schmelzen und kein giftiges Etwas im Essen hinterlassen.

Okay, ich gebe ja zu, ich habe auch Plastikzeug in meiner Wohnung. Manches war eben schon hier als ich einzog, andere Dinge gab es einfach nicht in einem anderen Material oder die Glasvariante war mir ehrlich gesagt zu teuer. Zu meiner Verteidigung: Ich wohne hier aber auch nur auf Zeit und bin noch Student. Ja, eine schlechte Ausrede, weiß ich. Aber ich versuche, mich auch zu bessern.

Was ich eigentlich sagen möchte ist, dass man viele oder sogar die meisten Utensilien im Haus durch Glas-, Metall- oder Holzalternativen austauschen kann. Ich habe mir auch anfangs einen Plastikcontainer gekauft, um Essen mit in die Uni zu nehmen. Später ist mir aber aufgefallen, dass man das auch in ein kleines Glas mit Schraubverschluss packen kann. Genauso ist es mit Wasser. Das trinkbare, leckere, saubere deutsche Leitungswasser vermisse ich hier in Russland am meisten. Das Leitungswasser kann man sich auch ganz einfach in Glasflaschen füllen für unterwegs. (Was ist nur aus den alten Emil-Flaschen geworden?)

Es gibt übrigens auch ungewöhnliche Dinge in der Non-Plastik-Variante, wie Handyhüllen. Meine Hülle ist nicht komplett aus Holz, sieht aber ziemlich sexy aus. Es gibt da aber auch noch die Variante komplett aus Holz, das strahlt dann noch etwas mehr Sexiness aus.

4. Ein bisschen mehr Natürliches

Ich hatte mal eine Zeit lang den Verpackungsmüll meiner Kosmetikartikel aufgehoben, um zu sehen, wie viel sich da ansammelt. Nach ein paar Monaten hatte sich da ein ganzer Berg in meinem Badezimmer aufgetürmt, alles natürlich aus Plastik. In meinem Versuch, meinen persönlichen Müll ein wenig zu reduzieren, bin ich bisher zu drei Erkenntnissen gekommen. (Link zu anderem Artikel einfügen)

Die erste und wichtigste ist die Frage, ob ich den ganzen Kram wirklich brauche. Eigentlich würde ich behaupten, dass ich keine vier verschiedenen roten Nagellacke brauche. Und ich brauche keine zehn Lippenstifte, wenn man die Hälfte von ihnen nach einem Jahr noch nicht einmal getragen hat – Und die andere Hälfte auch nur gefühlte zweimal im Jahr. Es macht mir nicht so viel aus, drei verschiedene Shampoos in der Dusche stehen zu haben, die brauche ich auf jeden Fall früher oder später auf. Aber Nagellack? Also bitte, wer hat denn schon mal einen Nagellack aufgebraucht, bevor er eingetrocknet war? Leider muss ich gestehen, dass ich auf diesem ersten Gebiet nicht so gute Fortschritte mache (die roten Nagellacke unterscheiden sich nämlich alle erheblich voneinander, müsst ihr wissen!).

Der zweite Punkt, der mir hilft, Plastikmüll zu sparen, ist, so viele natürliche Produkte zu verwenden wie möglich. Kokosnussöl ist in Gläsern verpackt und kann gegen Bodylotion, Handcreme, Haarkur und Conditioner ausgetauscht werden. Olivenöl benutze ich, zum Beispiel, als MakeUp-entferner.
Wer jetzt denkt „wow cool“ und so richtig Hardcore-Öko-ich-rette-die-Welt-mäßig unterwegs ist, kann sich natürlich einen großen Teil seiner Kosmetik selbst herstellen und das ist auch meine dritte Erkenntnis. Durch selbst hergestellte Produkte kann zumindest ein Teil der Verpackungen gespart werden. Man kann sich, zum Beispiel, seine eigene Zahnpasta oder sein eigenes Deo herstellen.

Wer jetzt nicht, den Drang verspürt seine eigene Seife zu sieden, dann ist das natürlich auch verständlich. Feste Seife ist meist ergiebiger und weniger verpackt (manchmal auch gar nicht verpackt) als die flüssige Version. Wer dennoch lieber flüssige Seife verwenden will, kann sich Nachfüllpackungen besorgen.Waschmittel ist zwar keine Kosmetik, aber auch hier ist die Pulvervariante ergiebiger und in vielen Fällen in Pappkartons verpackt.

5. Plastik auf der Haut

Ja das Plastik steckt auch in unserer Kleidung. Und ich war ganz schön erschrocken zu sehen, wie viele meiner Klamotten zumindest zu 50 Prozent aus Plastikstoffen bestehen. Und das obwohl ich seit einer gewissen Zeit versuche keine Kleidung mehr aus Acryl zu kaufen. Ich mag den Stoff gar nicht auf der Haut, aber Acryl ist ja nicht der einzige Kunststoff in Textilien. Diesen Stoffen zu entgehen, ist auch kaum noch möglich. Aber ein Tipp wäre zumindest, alte oder ungeliebte Kleidung (nicht nur die aus Plastik) nicht in den Müll zu werfen, sondern sie zu spenden oder weiter zu verkaufen. Einige Bekleidungsgeschäfte bieten auch den Service an, dass man Kleidung in jeglicher Verfassung bei ihnen abgeben kann.

Wenn wir ehrlich sind, dann können wir Plastik nicht komplett vermeiden. Mama mag eben Tupperware und Papa will nicht die schweren Glaswasserflaschen schleppen. Aber es gibt viele kleine Dinge, die wir tun können, um Müll zu sparen: An der Kasse eben mal Nein zu den Plastiktüten sagen, zum Beispiel. Und denkt dran, Holz sieht fast immer cooler aus als Plastik.

(Text und Fotos: Miriam Gräf)

Miriam G.

Wenn Miriam nicht gerade durch Russland reist, dann schreibt sie darüber. Ansonsten erzählt sie noch gerne von der großen Liebe oder schreibt Hassreden gegen Schokonikoläuse. Miriam ist freie Journalistin für verschiedene Online Medien, darunter generationanders.com und to4ka-treff. Seit 2013 ist sie Mentee im Mentorenprogramm der Jugenpresse und Jungejournalisten.de

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