Unbestritten brachte er den Freistaat voran und setzte das Erbe von Franz Josef Strauß würdig fort. Stellte sich jedoch ein politischer Mitstreiter in den Weg – egal ob Freund oder Feind – machte der scheidende Ministerpräsident und CSU-Chef kurzen Prozess. Schon allein deshalb sahen es einige Parteimitglieder mit Freuden, wie die Fürther Landrätin Gabriele Pauli vor fast einem Jahr damit begann am heiligen Stuhl des Edmunds zu sägen und seinen Rücktritt zu fordern. Zeigte er sich noch am 9. Januar 2007 unbeeindruckt mit der Äußerung, seine Ämter bis 2013 weiterführen zu wollen, kündigte er nur neun Tage später seinen Rücktritt von beiden Posten im September an.
Auch wenn viele Parteimitglieder damals mit der Forderung des Rücktritts Stoibers nur für „Ruhe innerhalb der Partei” sorgen wollten, wird bei seinem letzten Parteitag doch klar, wie sehr die CSU-Gefährten die Wachablösung herbei sehnten. Fast 29 Jahre stand Stoiber in bayerischen Spitzenämtern von Staat und Partei, als Generalsekretär, Staatssekretär, Ministerpräsident und Parteichef. Manche politischen Freundschaften sind zerbrochen und trotzdem beharrt er darauf, dass sein Rücktritt nach „freier Entscheidung” und nicht auf Druck der Partei erfolgte.
Mit groß klingenden Worten verabschiedet sich der Ministerpräsident: Die Partei werde „durch Inhalte zusammengehalten – und nicht durch Show”. Will er doch eigentlich auf die Aussagen und das Agieren der Fürther Landrätin Gabriele Pauli anspielen, hat gerade er selbst in den vergangenen Jahren gezeigt, wie man durch Show in die Schlagzeilen gelangt.
„Jeder Bayer müsse drei Gründe kennen, um die CSU zu wählen”, spornt er seine Kollegen für die Zukunft an. Doch was wären denn drei derartige Argumente für die CSU? Der Transrapid? Die privaten Geschichten von liebenden Politikern? Oder etwa die Ja-Sager-Sippschaft, die sich aus Angst um den eigenen Kopf um Edmund Stoiber kultiviert hat?
Eine die Delegierten wenig begeisternde aber doch voller Einsatz vorgetragene Rede endet zwar mit stehenden Ovationen, allerdings waren die vereinzelten „Edmund, Edmund”-Rufe früher aus deutlich mehr Kehlen zu hören. Die Parteimitglieder scheinen fast erleichtert. Stoiber genießt und zelebriert seinen Abgang dennoch: Er klettert auf seinen Stuhl in der ersten Reihe, allerdings bezeichnend: Der Blick geht nicht in die Menge, sondern auf die beiden Großbildschirme links und rechts neben der Bühne. Der große Edmund Stoiber feiert sich selbst und blickt dabei wie in einem Spiegel stolz in seine Augen.
Auch politische Misserfolge weiß der Bayer geschickt zu verkaufen: So habe seine Kanzlerkandidatur 2002 doch den Weg für die Kanzlerschaft 2005 geebnet. Während Erwin Huber und Günter Beckstein bereits nach der gewonnen Wahl die Messer wetzten und den Kampf um das Amt des Ministerpräsidenten eröffneten, entschied sich Stoiber überraschend dafür, aus Berlin zu flüchten, ein Ministeramt abzulehnen und nach Bayern zurück zu kehren. Dort angekommen, sprachen ihm alle Regierungsmitglieder selbstverständlich ihr Vertrauen aus – wollten sie doch nur spielen – und die heile bayerische Stoiber-Welt war wieder in Ordnung.
Um so erleichterter schienen nun Erwin Huber als neuer Parteichef und Günter Beckstein als neuer Ministerpräsident zu sein und verabschiedeten Edmund Stoiber mit dem Ehrenvorsitz der CSU.
Die Spannung der Landtagswahl 2008 in Bayern wird sich allerdings traditionell eher auf die Höhe des Sieges der CSU beziehen und ob die 60 % der letzten Abstimmung wieder erreicht werden können.
(Text: Konrad Welzel / Zeichnung: Christina Koormann)