Unter Männern wäre der EU-Russland-Gipfel und die anschließende Pressekonferenz in Samara wohl deutlich kollegialer ausgefallen. Altkanzler Schröder hätte Putin als lupenreinen Demokraten bezeichnet und bei einer Cohiba-Zigarre hätte man sich über die zukünftigen Gasgeschäfte unterhalten. Doch mit Angela Merkel traf der russische Regierungschef auf eine scheinbar angriffslustige Frau, die ihm ungewöhnlich offen sogar vor der Presse Menschenrechts- und Demokratieverletzungen vorwirft.

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Oppositionspolitiker Garri Kasparow spricht aus, was sich viele Regierungsgegner in Russland nicht mehr trauen: „die Bürgerrechte werden mit Füßen getreten“. Am Rande des EU-Russland-Gipfels wurde die geplante Demonstration in Samara, gegen die Methoden und dem Vorgehen Putins, nur auf Druck der EU genehmigt.

Die Behörden wissen sich schnell zu helfen und nehmen einige Journalisten und Organisatoren bereits im Vorfeld fest. Prominente Gegner wie Garri Kasparow, der Menschenrechtler Lew Ponomarjow und der Skandalautor Eduard Limonow werden am Moskauer Flughafen durch angeblich ungültige Tickets festgehalten. Eine lupenreine Demokratie sieht anders aus. Oder war es wieder einmal eine Vorsichtsmaßnahme, um „die normalen Bürger nicht zu stören“, wie es Wladimir Putin so schön ausdrückt.

(Text: Konrad Welzel)

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