Namibia – Land der Farben
Azurblauer Himmel, leuchtend rote SanddĂŒnen, weiĂer Lehmboden, grĂŒngelbes Gras â kaum ein Land dieser Welt bietet einen derartigen Reichtum an Kontrasten.  Namibia, ein vielleicht letztes StĂŒck unberĂŒhrte Natur. Ein Land der GegensĂ€tze, der heiĂen Tage und kĂŒhlen NĂ€chte, der schroffen Gebirge und sanfthĂŒgeligen DĂŒnen, der endlosen Savannen und reiĂenden WasserfĂ€lle.
Namibia ist eine Reise wert, nicht nur fĂŒr jene die die Welt in ihrem natĂŒrlichsten Zustand sehen möchten. Wildbeobachtung ist nur eine der vielen Outdoor-Abenteuermöglichkeiten. Mit dem Quadbike durch die DĂŒnen der WĂŒste Namib bis hin zum White River Rafting auf dem Kunene Fluss. Wer den Tag lieber gemĂŒtlich angeht schlendert ĂŒber einen der vielen MĂ€rkte und nutzt dabei die Gelegenheit handgearbeitete Schalen, Holzfiguren oder Schmuck zu erstehen.
Eine Tour durch Namibia startet fĂŒr gewöhnlich in Windhuk, der Hauptstadt im Herzen des Landes. Wer hier Elefanten und halbnackte StammesoberhĂ€upter erwartet irrt gewaltig. Ausgedehnte FuĂgĂ€ngerzonen und HochhĂ€user zwischen postkolonialen FachwerkhĂ€usern und ĂŒppigen BlumengĂ€rten prĂ€gen das Stadtbild. Der einstige koloniale Glanz weht durch die breiten Avenuen und verbirgt auf den ersten Blick die vielen gleichförmigen Wellblechbauten der Ă€rmlichen Vorstadt Katu-Tura, zu Deutsch âWo wir nicht wohnen wollenâ. Etwa 60.000 Menschen, ausschlieĂlich farbig, zĂ€hlt das Viertel, in dem nach Anbruch der Dunkelheit das eigentliche Nachtleben Windhuks stattfindet.
Weiter Richtung SĂŒden, entlang der tiefroten Kalahari-WĂŒste zeigt Namibia erste raue Seiten. Die SteilhĂ€nge des Fish River Canyons fallen 500 Meter senkrecht ab in das darunter liegende Tal und machen ihn somit zum zweitgröĂten Canyon der Welt.
Vorbei an glattstĂ€mmigen, zĂ€hen KöcherbĂ€umen breitet sich auf 50.000 kmÂČ der Namib-Naukluft-Park aus, mit seinen bis zu 30 km langen DĂŒnen und einem reichhaltigen Tieraufkommen. Eine Jeepfahrt durch die WĂŒstenlandschaft bei Nacht ist ein unvergessliches Erlebnis.
An der rauen AtlantikkĂŒste wartet das idyllische StĂ€dtchen Swakopmund mit postkolonialen FachwerkhĂ€usern und langer Strandpromenade. Wer hier durch die StraĂen schlendert braucht sich nicht wundern auf âHelgas Imbissâ oder âBĂ€ckerei MĂŒllerâ zu treffen. Der deutsche Einfluss macht sich noch immer stark bemerkbar und wird gepflegt.
Wer Richtung Norden fĂ€hrt und den Etosha Nationalpark ansteuert findet 5000 Jahre alte Felsmalereien, gewaltige Kalksteinklippen, sowie versteinerte WĂ€lder vor. StĂ€ndige Begleiter sind Wildpferde, Antilopen und StrauĂe, die sich immer wieder zu beiden StraĂenseiten bemerkbar machen.
Das Highlight eines Namibia Urlaubs ist jedoch meist Etoscha, zu Deutsch âOrt der Lichtspiegelungâ. Der Nationalpark mit einer FlĂ€che von 23.000 kmÂČ ist unter anderem Schutzgebiet fĂŒr Löwen, Zebras, Elefanten, Giraffen, die in natĂŒrlichem Gleichgewicht koexistieren. Die wilden Tiere kreuzen unbeirrt den Weg der Trucks, so dass eine Safari Tour zu einem unvergesslichen Erlebnis wird und allerhand Fotomotive bietet. KĂ€mpfende Elefanten, brĂŒllende Löwen, trĂ€ge Warzenschweine â ein wahres Schauspiel der Natur.
Wer Namibia kennen lernen will, muss fĂŒr neue GeschmĂ€cker, DĂŒfte und GerĂŒche offen sein, statt Wiener Schnitzel ein Kudu-Steak probieren und statt GummibĂ€rchen ein paar Streifen Biltong kosten (Letzteres ist ĂŒbrigens getrocknetes Wildfleisch und eine SpezialitĂ€t des sĂŒdlichen Afrikas).
Das Entscheidende ist jedoch Interesse. Interesse eine neue Kultur kennen zu lernen, andere Sitten und Traditionen zu erfahren, Toleranz gegenĂŒber Fremdem zu entwickeln. Denn Namibia ist, trotz all des kolonialen Glanzes, nicht Deutschland, nicht Europa. Die Uhren ticken anders in Afrika und man beginnt gelegentlich zu hinterfragen, ob es denn ĂŒberhaupt welche gibt. Die Tage erscheinen lĂ€nger, die Ruhe endlos. Wie sagen die Afrikaner doch gleich: âEuropa hat Uhren, wir haben Zeit.â
(Autor und Fotos: Julia Hanel)
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