Musik & Theater

Konzert im übergroßen Wohnzimmer

Berührend, melancholisch, zum Mitschwelgen. „Me And My Drummer” und Enno Bunger ließen im Februar im Leipziger Werk II eine Wohnzimmeratmosphäre der besonderen Art aufkommen. Niemals pathetisch, sondern immer mit einem Augenzwinkern begeisterten sie ihre Zuschauer.


Eine Zimmerlampe am linken Rand der Bühne, eine Couch aus den 70ern – die Wohnzimmer-Atmosphäre kam nicht von ungefähr. TV Noir, angelehnt an das Filmgenre Film Noir mit dessen düsterer Bildgestaltung und pessimistischer Weltsicht, hatte am siebten Februar Station im Leipziger Werk II. Diesmal auf Tour waren Me & My Drummer und Enno Bunger, die mit Livemusik und Anekdoten aus ihrem Leben das Publikum zum Lachen und Schwelgen brachten.

Enno, der seinen Freund Onno als Gitarristen und Akkordeonspieler dabei hatte, begann mit „Leeres Boot” und zog die Menge gleich in seinen Bann. Eine fast schon familiäre Atmosphäre kam auf, trotz der kahlen Industriehalle und der geschätzten 1000 Leute. Trotz seiner Erkältung, die diese Woche für Konzertausfälle in Hamburg und Rostock sorgte, sorgte der gebürtige Ostfriese für Gänsehaut und witzelte über seine allmählich rau wirkende Stimme.

Bunger’s Stücke entstammen dem Konzept-Album „Wir sind vorbei”, welches 2012 erschien und von dem melancholischen Ende einer langjährigen Beziehung handelt. Die Musik behandelte das Thema durchweg treffend und emotional, ohne ein einziges Mal in den Kitsch abzugleiten. Nach mehreren Songs setzten die beiden sich auf die Couch, und als Me And My Drummer mit ihren Stücken anfingen, wurde emsig mitgewippt.

Charlotte Brandi und Matze Prölloch trugen die Stücke ihres Albums „The Hawk, The Beak, The Prey” vor, darunter auch die beiden Single-Auskopplungen „Runner” und „Heavy Weight”. Charlottes Stimmvermögen ist enorm – gefühlvoll, aber dennoch durchdringend erzeugt ihre Stimme Gänsehaut.

Überdies hinaus beeindruckten „Me And My Drummer” mit zwei Covern: „Bitte bleib bei mir” von Element of Crime sowie „Pick Up The Phone” von The NoTwist, das mit Bunger zusammen auf die Bühne gebracht wurde. Hinzu kam das neue Stück „Wut”, welches noch nicht auf Tonträgern veröffentlicht ist. Die beiden Musiker schafften es damit, alles Unwesentliche abzustreifen und sich nur auf die Emotion in der Musik zu konzentrieren.

Später erklangen wieder die Töne von Bungers Klavier, das mit markantem Fünf-Achtel-Takt „Blockaden” anspielte, den Part des Schlagzeugers übernahm Matze Prölloch. Dass diese zwei Bands wunderbar miteinander harmonieren, steht außer Frage. Geradezu ansteckend wirkten die Melodien auf die jeweilige Combo, die auf dem Sofa saß. „Me And My Drummer” und Enno Bunger, der viele Tage später Konzerte wegen seiner Erkältung ausfallen lassen wird, schafften es, eine Performance mit Tiefgang und Humor zu bieten, die ihresgleichen sucht.

(Text: Eric Elert)

 

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