Kaya Yanar ist noch bis Ende des Jahres auf großer Deutschlandtournee. Gerade lief mit großem Erfolg sein Live-Programm “Made in Germany!” im TV. Für back view hat er Zeit gefunden, über die männlichen Hodensäcke, was er an Frauen so anziehend findet und die Konsequenzen von Bafög zu sprechen.
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back view: Sie beschreiben Ihre Geburt als “ziemlich traumatisch” –  warum können Sie sich daran überhaupt noch erinnern?
Kaya Yanar: Naja, man liegt im Mutterbauch. Wird genährt, hört das stetige und sicherheitsgebende Herzschlagen der Mutter, es ist warm, einfach fantastisch! Und dann ZACK! Man spürt die kalte Luft, irgend so’n maskierter Penner haut Dir auf den Arsch, es ist scheiß-grell und man ist nur am Schreien. Wer wird davon nicht traumatisiert? Ich kann mich daran erinnern, weil sich seitdem nicht viel an meinem Leben geändert hat.

Hatten Sie in Ihrer Kindheit Probleme aufgrund Ihrer Herkunft?
Nö, im Gegenteil. Ich hatte wohl das Glück, dass ich immer als Exot wahrgenommen wurde und das im positiven Sinne, vor allem bei den Frauen.
Also war es sogar ein Vorteil ein Türke zu sein?
Es war zumindest nie ein Nachteil.

Ihre Comedy beruht stark auf der Wahrnehmung von kulturellen Unterschieden und dem Spiel damit. Wie muss man sich Ihren 14. Geburtstag vorstellen? Wer brachte die besseren Geschenke mit – die deutschen oder die türkischen Kinder?
Es gab zu meinem 14. keine Geschenke, ich hatte da eine Anarcho-Phase und habe gegen alles rebelliert, wie man das in dem Alter halt so macht.

Wollen Sie Ihre Kinder auch mal “Arschkopf” nennen? Wie kam es überhaupt zu diesem Ausdruck?
Da gibt’s noch viel bessere! Das lag daran, dass mein Vater nicht perfekt Deutsch konnte und öfter mal Beleidigungen erfunden hatte, unfreiwillig. Die fand ich meistens lustig. Für meine Kids werde ich mir schon was (für mich) Lustiges einfallen lassen.

Wie sind Ihre Erinnerungen an Ihre Studienzeit?
Eher langweilig. Die Mädels konnte ich besser woanders aufreißen, und nach 13 Jahren Schulbankdrücken, hatte ich Hummeln im Hintern und wollte Action. Die habe ich dann auch gefunden.

Hatten Sie ein bestimmtes Ziel, dass Sie mit Ihrem Studium erreichen wollten?
Nö, war ein reines Interessenstudium. So viel Sinnvolles kann man ja nicht studieren. 80 Prozent meiner damaligen Klassenkameraden studierten Jura oder BWL, der Rest zahlt heute sein Bafög mit der Arbeitslosenrente zurück.

Warum haben Sie Ihr Studium geschmissen und was hat Ihr Vater dazu gesagt?
Ich habe schnell entdeckt, dass mir das Künstlerdasein besser gefällt. Und als ich den Was Guckst Du?!-Vertrag in der Tasche hatte, habe ich mich exkomm… er… exmatrikuliert. Meinem Vater habe ich das dann zeitgleich zum Start meiner TV-Präsenz gebeichtet. Mit den ersten Lachern hat er mir dann verziehen.

ImageSie haben während Ihres Studiums viele Nebenjobs gehabt. Was zählt zu den unvergesslichen Erfahrungen daraus?
Der beste Job war der des Nachtwächters an der Frankfurter Messe! Ich hatte eine 12h-Schicht, meistens einen netten Kollegen und wir zwei sollten nachts in aller Ruhe das Gelände “sichern”, bewaffnet mit einer Taschenlampe! Ich denke, bei einem ernsten Einbruch, hätten wir uns wahrscheinlich selbst gesichert und hätten uns aus dem Staub gemacht. Ich meine, das Messegelände ist riesig und was hätten da zwei Studentenköppe großartig ausrichten können? Die Taschenlampe entgegen werfen? Oder sie benutzen um aus unserer Magisterarbeit vorzulesen, damit wir sie so hätten einschläfern können? Jedenfalls war der Job deswegen klasse, weil ich keinen Chef hatte. Ich hatte schon von jeher Probleme mit Autorität und ich wollte bei der Arbeit am liebsten in Ruhe gelassen werden. Mit meinem damaligen Studienkollegen haben wir Gameboy oder Schach gespielt, das war sehr kurzweilig.

Warum können deutsche Frauen nicht witzig sein?
Können Sie schon, Anke Engelke ist doch ein hervorragendes Beispiel dafür. Von ihr bin ich absolut fasziniert. Aber viele “Comediennes” machen, meiner bescheidenen Meinung nach, den Fehler, dass sie oft brüllen. Schauen Sie sich mal um, die meisten Frauen schreien die Pointen raus oder poltern generell sehr laut rum. Das spricht mich als Mann nicht an.

Aus welchen Gründen gelten Sie unter Ihren Freunden als “wählerischer Junggeselle”?
Ach wissen Sie, früher habe ich mich in alles verknallt, was zwei halbwegs anständige Brüste hatte. Dann merkte ich, dass die Frau nicht nur zur Befriedigung meiner sexuellen Wünsche existiert. Was auch gut war, denn Sex wurde sowieso schnell langweilig. Dann versuchte ich herauszufinden, was ich an Frauen denn noch toll fand. Ich merkte, dass ich generell Frauen schöner finde als Männer. Ich meine, schauen Sie sich doch mal den männlichen Hodensack an, wie hässlich der ist! Dieses hängende haarige Etwas, das aussieht, als sei es dir gerade aus dem Hintern gekrochen. Frauen haben zum Glück nix, was da so rumbaumelt.
Außerdem liebe ich das Feminine, das Weibliche, das Fürsorgende, das Sanfte, das Liebenswürdige. Männer sind wie ihre Geschlechtsteile: Sie müssen erobern, eindringen, Raketen bauen, imponieren, angeben und generell immer der Größte oder Erster sein. Jetzt hatten wir leider die letzten Jahre einen Feminismus, in der die moderne Deutsche Frau es den Männern gleichtun will. Und um in unserer männlichen Gesellschaft nach vorne zu kommen, braucht man halt diese männlichen Eigenschaften. So haben leider viele Frauen hierzulande nicht mehr viel Feminines an sich. Aber das Weibliche ist das einzige, was mich an Frauen interessiert, selbst wenn sie keine zwei halbwegs anständige Brüste mehr hat.

Wie sehr suchen Sie zur Zeit eine Frau an Ihrer Seite?
Gar nicht, ich glaube nicht an: “Wer suchet, der findet”. Ich glaube an: “Wer wartet, zu dem kommt es”.

Darf Sie witziger sein als Sie?
Na klar! Ich lache gerne und wenn sie mich tüchtig auf den Arm nehmen kann, dann heirate ich sie sogar.

Wo legen Sie selbst die Grenzen Ihres Humors?
In der Öffentlichkeit trägt man Verantwortung, sogar “nur” als Komiker. Und insofern stecke ich die Grenzen immer wieder neu, ich möchte niemanden verletzten oder beleidigen. Ich möchte nur unterhalten. Insofern lasse ich alles weg, was die Leute verletzten könnte: Religion, Tragödien, Humor auf Kosten einzelner Personen.

Wieso nehmen Sie eigentlich deutschen Comedians Zuschauer und Arbeitsplätze weg? Haben Sie da nicht manchmal ein schlechtes Gewissen?
Wieso? Die Deutschen Zuschauer geben mir doch den Arbeitsplatz. Außerdem ist genug für alle da, schauen Sie sich doch um, es sind viel mehr Komiker unterwegs als noch vor zehn Jahren und sie touren alle sehr erfolgreich. Der Bedarf nach guter Comedy ist groß. Ist doch klasse für den Fan, das Angebot ist größer und er pickt sich seine Rosinen halt selbst raus.

Sind Sie für den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union?
Ich kenne die EU-Fritzen nicht. Irgendwelche Politiker sitzen da, die ich nicht gewählt habe, die wählen ihren Chef aus den eigenen Reihen und erlassen Gesetze, die unser Leben direkt beeinflussen. Ich sag’s mal so, wer unbedingt in die EU möchte, ist selbst Schuld.

Vielen Dank für das Interview Herr Yanar und alles Gute für die Zukunft!

(Interview: Konrad Welzel / Foto: yanar.de)

Autor

Von Konrad

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