Jeder Mensch erkenne instinktiv, ob das Lachen des Gegenübers echt sei, behaupten Wissenschaftler. Ein Lachen kann schließlich verschiedene Gründe haben – sei es Hohn, Schadenfreude, Kitzeln oder Freude. Die unterschiedlichen Lachtypen können deshalb darüber entscheiden, wer jemandem sympathisch ist und wer nicht.

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Ich stehe gelangweilt in der U-Bahn, lehne meinem Oberkörper gegen die Fensterscheibe und blicke gedankenverloren in die graue Stadt, die an mir vorbeizieht. „Hahahahaha!“ schallt es plötzlich aus dem hintersten Abteil. Ein Mädel im Teenageralter prustet laut los und findet kein Ende. Alles starrt sie an.

Sie hat ein Handy am Ohr, ich kann den Gesprächspartner nur vermuten und bin mir sicher, dass ihre beste Freundin ihr gerade den Witz des Jahrhunderts erzählt hat. Auch, wenn sich manche Fahrgäste wohl in ihrem Dasein in der U-Bahn gestört fühlen, sprüht die junge Frau einfach pure Freude aus. Ihr Lachen verrät: Sie ist gerade glücklich, da bin ich mir ziemlich sicher.

Laut loslachen kann wirklich laut sein
Menschen sind dazu fähig, die unterschiedliche Motivation von Lachen zu unterscheiden. Das zumindest behauptet Dirk Wildgruber, Psychiater an der Universitätsklinik Tübingen. Wildgruber ließ Probanden raten, aus welchem Grund ein anderer Teilnehmer lachte. Und siehe da: Die Meisten wussten die richtige Antwort. Aber das alleine reiche nicht, um mit absoluter Sicherheit zu erkennen, warum gelacht wird. Dafür bräuchten wir weitere sinnliche Reize, die Mimik und Informationen über die Situation.

Beim Lachen geschieht Erstaunliches mit der menschlichen Stimme: In wenigen Millisekunden kommt eine aus tiefstem Herzen lachende Frau auf eine Tonhöhe von 1000 Hertz – die normale Frequenz liegt bei 100 Hertz.
Die Wissenschaftler sind sich sicher, dass der komplexe Vorgang des Lachens, also die Lachmelodie, durch die Grunz- und Schnarchlaute und die Veränderung der Tonhöhe unbewusst gesteuert werden –  und deshalb niemals glaubwürdig nachgeahmt werden können. Jeder Mensch erkenne instinktiv, ob das Lachen des Gegenübers echt sei.

Hohn, Schadenfreude, Kitzeln, Freude – vier verschiedene Lachtypen
In der Psychologie werden vier verschiedene Lachtypen unterschieden: aus Freude, aus Schadenfreude, aus Hohn und schließlich, wenn jemand gekitzelt wird. Auch rein physikalisch unterscheiden sich die vier Lacharten voneinander. Man stelle sich nur vor, wie variabel die Tonhöhe, die Frequenz oder die Dauer eines Gelächters sein kann.

Beim Lachen aus Freude entstehen lange Pausen zwischen den Phrasen. Der Kitzellaut ist besonders schnell und schrill. Schadenfreude ähnelt in der Rhythmusstruktur dem freudigen Lachen, ist aber deutlich lauter. Das Hohngelächter übertrifft alle anderen Typen an Lautstärke und die einzelnen „Ha“-Silben sind besonders lang gezogen. „Die Technik und das menschliche Gehör sind also ähnlich gut“, sagt Wildgruber. Unterschiede in den Vokalen, etwa ein „Hahaha“ für Freude, ein „Hihihi“ beim Kitzeln und ein „Hohoho“ für Hohn, wie sie in der Comicsprache verwendet werden, stellen laut Wildgruber dagegen kein Charakteristikum dar.

Lachen kann über Sympathie oder Antipathie entscheiden
Gemeinsames Lachen bringt Menschen einander näher. Man denke nur daran, wie unterschiedlich eine erste Begegnung sein kann. Wie sympathisch ein fremder Mensch werden kann, sobald er einen anlächelt. Aber wir können auch erahnen, wie schrecklich es wäre, in diesem Moment ausgelacht zu werden – statt Sympathie durchströme einen das Gefühl, ausgeschlossen zu werden. „Lachen hat eine sehr wichtige Funktion für die Gruppenzugehörigkeit von Menschen und zur nonverbalen Vermittlung von Emotionen“, sagt Wildgruber.

Allein daran lässt sich erkennen, dass alle Menschen zwar unterschiedlich lachen – aber am Ende wissen wir oder vermuten wir zumindest, welche Motivation hinter dem Gelächter steht. Wohl jeder kennt das falsche Lachen, das einem hin und wieder ins Gesicht geplärrt wird oder die unangenehme Situation, aus reiner Höflichkeit und vermeintlicher Erwartungshaltung lachen zu müssen – nur, weil der Chef einen seiner großen Witze gerissen hat. Dann dagegen, die Situationen im Seminar, in der der Kaugummi aus Versehen in den Haaren der Freundin kleben bleibt und man seinen dreckigen Lachkrampf aus Schadenfreude kaum unterdrücken kann.

Lachen wir mal zusammen
Lachen ist also ein angeborenes Ausdrucksverhalten des Menschen, das vor allem in der Gemeinschaft mit anderen seine Wirkung entfaltet. Für das Gemeinschaftsgefühl. Das Mädel in der U-Bahn hat wohl mit ihrem herzhaften Lachkrampf keine neuen Freunde gefunden. Sie wird eher verstört angeblickt. Schade. Ich hätte diesen Witz gerne auch erfahren und bei nächster Gelegenheit weitererzählt.

(Text: Christina Hubmann)

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Mehr zum Titelthema LACHEN gibt es hier:
Interview mit Eva Ullmann, Leiterin des Deutschen Instituts für Humor
Die Typologie des Lachens
Über die Grenzen des deutschen Humors
Das deutsche Institut für Humor in Leipzig
Wie unterschiedliche Lachtypen über Sympathie entscheiden

Autor

  • Christina Hubmann

    Christina wollte eigentlich mal Busfahrer werden, ehe sie sich entschloss, doch "irgendwas mit Medien" zu machen. Schreiben tut sie nämlich schon immer gern. Und wie das Leben ohne dieses Internet funktioniert hat, fragt sie sich schon seit Längerem - erfolglos.

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Von Christina Hubmann

Christina wollte eigentlich mal Busfahrer werden, ehe sie sich entschloss, doch "irgendwas mit Medien" zu machen. Schreiben tut sie nämlich schon immer gern. Und wie das Leben ohne dieses Internet funktioniert hat, fragt sie sich schon seit Längerem - erfolglos.

Ein Gedanke zu „Hihi, Hoho, Hehe, Haha“

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