Musik & Theater

Frischzellenkur für die Akustikgitarre

Ein Mann und seine Akustikgitarre, mehr braucht es nicht, um auch Festivalbühnen mit vielschichtigen Songs zu erfüllen. Genau dies beweist der britische Singer-Songwriter Newton Faulkner und zieht auf diese Weise sein Publikum in den Bann. Grund genug für back view dieses Multitasking-Genie unter die Lupe zu nehmen.

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Wer glaubt, Singer-Songwriter wären langweilig, da sie für ihre Songs immer nur gleiche Lagerfeuerakkorde benutzen, hat Newton Faulkner wahrscheinlich noch nicht gehört. Ohne Band mit ihm auf der Bühne fasziniert er mit jedem Lied aufs Neue und beweist, dass auch eine einzelne Akustikgitarre niemals langweilig werden kann. Dabei lässt er gerne auch erfahrene Musiker staunend zurück. Doch wer ist dieser außergewöhnliche Künstler?

Vergleichsweise spät mit 13 Jahren begann Newton Faulkner das Gitarre spielen, aber er machte derart rasante Fortschritte, dass er schnell an der renommierten “Academy Of Contemporary Music” in Guildford angenommen wurde. Dort schloss er ein vollständiges Musikstudium ab. Nach einem kurzen Intermezzo in einer Green Day Tribute Band als Bassist und der Reggae Band „Half A Guy“, begann er alleine Songs zu schreiben.

Rasanter Aufstieg
Danach begann sein Aufstieg rasend schnell. Auf einen Plattendeal mit Sony-BMG folgten Touren mit John Mayer, James Morrison und dem John Butler Trio und seine Popularität stieg.
Noch vor dem eigentlichen Album erschien der Song „Dream Catch Me“, der schnell zum Hit wurde und Platz 7 der UK Charts erreichte. Auch im Rest von Europa und in Australien machte der Song Newton Faulkner bekannt. Das darauffolgende Debütalbum „Hand Built By Robots“ wurde ebenfalls sofort zum Erfolg und gelangte letztlich sogar auf Platz 1 der Albumcharts in Großbritannien.
Darauf finden sich Songs wie „I Need Something“ oder das Massive Attack Cover „Teardrop“, die zu den absoluten Klassikern von Newton Faulkner gehören und bis heute in seinem Live-Programm nicht fehlen dürfen.

Das Nachfolgewerk gestaltete sich nun schwierig, da er sich kurz vor Beginn der Aufnahmen das Handgelenk brach. Dennoch verlor er dadurch nichts von seinem Können und „Rebuild By Humans“ wurde zu einem europaweiten Erfolg.

Sein drittes Album „Write It On Your Skin“ untermauerte noch einmal mit einem erneuten ersten Platz in den UK-Album Charts seinen Ruf als Größe im Musikgeschäft. Darauf liefert Faulkner mit der Single „Clouds“ auch einen seiner größten Hits. Für dieses Jahr wurde bereits sein nächstes Werk mit „Studio Zoo“ angekündigt, welches bereits vollständig aufgenommen ist.

Einzigartiger Stil
Besonders auffällig an Newton Faulkners Musik ist sein einzigartiger Stil, welcher gar nicht den Gewohnheiten eines durchschnittlichen Gitarristen entspricht. So verwendet er nicht einmal eine standartmäßig gestimmte Gitarre, sondern entwickelt eigene, vollkommen neue und ungewöhnliche Tunings.
Dieses Risiko gehen nur wenige Gitarristen ein, da man immer Gefahr läuft, dass das eigene Spiel verstimmt klingt. Dadurch wird sein Sound unverwechselbar und originell. Auf diese Weise hinterlässt er auch erfahrene Gitarristen schnell ratlos, denn Newton Faulkner klingt einfach wie kein anderer Künstler.

Die Gitarre als Perkussion-Instrument
Zudem wird in seinen Händen der Gitarrenkorpus zum Drum-Ersatz. An verschiedenen Stellen klopft Faulkner darauf die rhythmische Basis seiner Lieder und wartet dabei mit einer Klangvielfalt auf, dass man sich als Hörer sicher ist verschiedene Perkussion-Instrumente zu hören.
Von Kick-Drum über Bass-Drum, bis hin zu kratzenden Beats, all dies findet er einzig und alleine auf dem Gitarrenkorpus. Dabei kreiert er ganz ohne Backing Track eingängige Rhythmen, zu denen man einfach mitwippen muss.

Neue Techniken
Daneben läuft trotzdem das gesamte Melodiespiel weiter, wobei man ihn so gut wie nie einfach Akkorde auf den Saiten anschlagen sieht. Vielmehr wendet Faulkner meist ungewöhnliche Spielweisen für die Akustikgitarre an, welche eigentlich aus anderem Zusammenhang bekannt sind. Dabei verwendet er gerne Techniken wie Hammer Ons, Pull Offs oder Tapping, während derer er die Saiten nicht anschlagen muss damit sie klingen.
Dadurch ist es ihm möglich mehrstimmig, sogar gegenläufig klingende Melodie zu spielen, bei denen es verwunderlich ist, dass sie von einem einzelnen Instrument stammen können. Letztlich ist Newton Faulkners Stil ein Sammelbecken verschiedenster Techniken aus unterschiedlichen Bereichen der Gitarrenschule. So entsteht ein faszinierender Spielfluss, der die eigentlich simple Akustikgitarre erstaunlich vielschichtig macht und ihr auf diese Weise eine spannende Frischzellenkur verschafft.

Newton Faulkner als Live Erlebnis
Ein besonderes Erlebnis sind dabei die Konzerte von Newton Faulkner, in denen er seinen Hörern sein gesamtes Geschick offenbart. So spielt er selten ein Lied exakt wie es im Studio aufgenommen wurde. Dennoch wirken seine Songs perfekt, ausgereift und trotzdem handgemacht. Besonders wenn man Faulkner beim Spielen sieht fällt noch einmal auf wie mühelos er als einzelne Person eine ganze Band ersetzen kann, ohne, dass dem Hörer etwas fehlt.

Dabei überzeugt er zusätzlich durch seine vielseitig einsetzbare, eingängige Stimme, die dem Hörer schnell Gänsehaut verschafft. Von hohem Gesang in der Kopfstimme bis hin zu harten, rauen Tönen steckt alles in Faulkners Repertoire.
Ein besonderes Highlight sind immer wieder seine eigenen Interpretationen von bekannten Klassikern, wie Bohemian Rhapsody von Queen oder Superstition von Stevie Wonder. Auch hier verliert er nie seinen eigenen Stil und verschafft den Songs auf diese Weise eine unerwartete Frischzellenkur.

Eine Menge Spaß
Trotz des hohen technischen Anspruchs seiner Songs bleibt auch der Spaß bei seinen Konzerten nicht auf der Strecke. Man sieht es Newton Faulkner einfach an, wie gerne er auf der Bühne seine Musik spielt und er lächelt den gesamten Auftritt.
Zudem erzählt er gerne lustige Geschichten zwischen den Liedern oder covert auch mal Titelmelodien verschiedener Fernsehserien, wie Baywatch oder Spongebob Schwammkopf. Auf diese Weise wirkt er wie ein sympathischer, lockerer Mann und steckt auch noch den letzten Zuhörer mit seiner guten Laune an.

Letztlich fasziniert dieses Gesamtpaket und lässt das Publikum schnell vollkommen sprachlos zurück. Nicht selten hat man als Hörer auf einem Newton Faulkner Konzert noch lange danach mit Nachwirkungen, wie einem vollkommen erstaunten Gesichtsausdruck, immer wiederkehrenden Glücksgefühlen und einer anhaltenden Gänsehaut zu kämpfen. Daher ist es nur absolut zu empfehlen sich selbst ein Bild von diesem Multitasking-Phänomen zu machen, dessen besonderer Stil kaum in Wort zu fassen ist.

(Text: Maximilian Stenger)

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