“Zurückhaltung ist nicht immer positiv”
Am 24. September ist es wieder einmal so weit, ganz Deutschland ist aufgerufen den nächsten Bundestag zu wählen. Unter den knapp 61,5 Millionen Wahlberechtigten sind dieses Jahr auch etwa 3 Millionen Erstwählerinnen und Erstwähler. Vor der Wahl fragt backview.eu junge Menschen, warum es besonders wichtig ist, dass sich auch junge Menschen für Politik interessieren und von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Heute erklärt Federica Woelk (23) in einem Interview mit backview.eu, was sie zur Politik brachte und was diese für sie bedeutet.[divide]
Plötzlich kam die Politik
“Eigentlich hatte ich lange Zeit nichts mit Politik zu tun”, meint die Deutschitalienerin Federica Woelk, auf die Frage nach den Ursprüngen ihres politischen Interesses. Dies sei eigentlich eine sehr komplizierte Frage, aber als sie auf einmal Sozialkunde in der Schule bekamen, da sei das Interesse an der Politik fast automatisch immer größer geworden. “Damals war ich etwa 16 Jahre alt. Es war vor allem mein damaliger Sozialkundelehrer, der meine Liebe zur Politik geweckt hat, indem er mit uns über tagespolitische Ereignisse diskutiert hat. Zumal, Italien ist ein sehr politisches Pflaster. Da gibt es kaum eine Möglichkeit sich dieser zu entziehen.”
Ein guter Politiker oder eine gute Politikerin sollte vor allem ehrlich sein, insbesondere, wenn manche Kompromisse oder Ansätze keinen Erfolg einbringen. Alles in allem sei der Dialog mit den Menschen, entweder durch die modernen Technologien oder einfach von Mensch zu Mensch, entscheidend. Es sei wichtig für die Wählerinnen und Wähler im Wahlkreis vor Ort zu sein, sich für diese einzusetzen und sie nicht alleine zu lassen, begründet sie die Wahl ihrer politischen Vorbilder.
In den ersten Jahren war dies insbesondere Walter Veltroni, der Begründer der Demokratischen Partei (Partito Democratico), der Inspiration für die ersten Schritte in die Politik gab. Mittlerweile ist vor allem der ehemalige italienische Ministerpräsident Matteo Renzi ihr politisches Vorbild, wie sie im Interview verrät. Trotz der komplizierten Lage in Italien, begeistere mit seinen Themen und seinem Enthusiasmus. Heute engagiert sich Federica sowohl in ihrer Heimat Italien, besonders in der Gegend um Trient, wie rund um ihren Studienort, die Freie Universität Berlin.
Politik ist ein langer Weg
Im Laufe der Zeit haben sich auf den politischen Lebensweg verschiedene positive und negative Erfahrungen ergeben. Am schönsten bleibt Federica dabei in Erinnerung, dass sie aufgrund eines Streiks der Air Berlin 15 Stunden im Flixbus von Berlin nach Turin fahren musste, nur um ihre politisches Vorbild Matteo Renzi persönlich treffen zu können. Insbesondere die Leopolda, ein Diskussionsforum der demokratischen Partei sei immer wieder eine tolle Erfahrung um mit Politikern und Bürgern über verschiedene Themen ins Gespräch zu kommen.
Regelmäßig agiert Federica nördlich und südlich der Alpen, sodass sie häufiger am Brenner vorbeikommt. Die Situation der Flüchtlinge an der österreichisch-italienischen Grenze ist ihr dabei als eine schreckliche Erinnerung im Gedächtnis hängen geblieben.
Politik ist Politisch
“Zurückhaltung ist nicht immer positiv. Viel eher sollte man sich bemühen, mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen”, zieht Federica als Zwischenfazit aus dem Wahlkampf 2017. Es sei wichtig, stets den Dialog und die kontroverse Diskussion zu suchen. Hierbei müsse der Fokus weniger auf Schuldzuweisungen, sondern viel eher auf der Suche nach Lösungsansätzen liegen. Insbesondere junge Menschen sollten sich mit Politik beschäftigen, da diese deren Zukunft maßgeblich beeinflusse. “Das Problem ist, viele realisieren dies nicht und distanzieren sich immer mehr von der etablierten Politik”, bedauert Federica. Aus diesem Grund sei es vor allem wichtig, stärker die jungen Menschen mit ihren Vorstellungen und Ideen einzubinden, denn sie hätten durchaus konkrete Pläne, wie sie die Zukunft gestalten möchten.
Ein Blick auf Deutschland 2021
“Für Deutschland 2021 wünsche ich mir mehr Gerechtigkeit und mehr Solidarität”, erläutert Federica ihre Hoffnungen für die nächste Legislaturperiode. Dazu möchte sie gerne ein solidarisches Europa, mit einer besseren gemeinsamen Außenpolitik, stärken.“ Am 24. September ist Bundestagswahl. Wählen ist nicht nur die Abgabe einer Stimme, sondern das Recht, mit zu entscheiden, wohin sich Deutschland in den nächsten vier Jahren entwickeln soll”, gibt die junge Politikerin den vielen jungen Wählerinnen und Wählern mit auf dem Weg. “Politik ist nicht nur Wahlkampf, konkurrierender Ansichten, sondern die Suche nach dem Konsens, wie wir in Zukunft leben möchten”, schließt Federica Woelk.
Es zeigt sich, weil wählen wichtig ist und Politik politisch ist, ist jeder eingeladen, diese mit zu gestalten, sei es durch Interesse für politische Fragen oder gar Engagement in einer Partei. Egal wohin der politische Weg auch führen sollte, der erste Schritt sollte es sein sich über die Parteien zu informieren, so wie die ersten Schritte am 24. September ins Wahllokal zu gehen.