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Einmal Narr und zurück

Verkleidet genießt man eine gewisse Narrenfreiheit – eine gute Gelegenheit für einige, mal richtig über die Stränge zu schlagen. Für viele mag das ein Grund sein, jedoch steht der Gedanke des Verwandelns im Vordergrund, denn hinter jedem Kostüm steckt etwas Mysteriöses.
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Wie viel Mühe und Kreativität in einem Kostüm stecken, sieht man auf den Straßen und unzähligen Partys um die Faschingszeit. Viele Faschings- und Karnevalsbegeisterte zerbrechen sich schon in den Monaten zuvor den Kopf über das perfekte Outfit für das kommende Frühjahr.

Jedes Jahr aufs Neue kann man Zeuge der verrücktesten Verkleidungen werden: von Klassikern wie dem Clown, Cowboy, oder Comic-Superhelden über Horrorgestalten bis hin zu unzähligen Politikerparodien. Einige Kostüme bleiben unerkannt in der Menge, andere hingegen stechen ins Auge und bleiben im Kopf. So ist ein Kondome verteilender Papst Benedikt XVI. am Rosenmontag nicht anstößig, sondern die beste Interpretation der Nächstenliebe – und ganz im christlichen Sinne.

Der Gedanke sich zu verkleiden ist so alt wie die Menschheit. Weg vom eigenen Ich ist ein Wunsch, den jeder einmal verspürt. In der fünften Jahreszeit kann man in eine fremde Rolle schlüpfen. Das rosenmontägige Durcheinander schafft aber auch Anonymität. In vielen guten Krimis verliert sich die Spur des Mörders im chaotischen Treiben eines Karnevalsumzugs oder hinter einer venezianischen Maske. Ein selbstgebastelter Spongebob gehört zu den ausgefalleneren Kostümen. (Foto: Tobias Matthaeus / www.jugendfotos.de)

So vielfältig und bunt der Karneval auch scheinen mag, kommt es dennoch vor, dass ein Highlander plötzlich auf einen anderen trifft, obwohl es ja bekanntlich nur einen geben soll. Vermutlich haben da nicht nur zwei Faschingsfans den gleichen Gedanken, sondern auch den gleichen Kostümverleih oder -versand genutzt. Im Internet gibt es viele Versandhäuser, die sich auf Kostüme, Masken und jede Menge Scherzartikel spezialisiert haben.

Karneval.com gehört zu den größten Online-Versandhäusern. Hier findet man Mönchskutten neben Schottenröcken und vielerlei „Radauzeug”, wie Holzratschen oder Tamburine. Bei baldiger Bestellung kann Mann und Frau auch noch mit einer Lieferung bis zum Wochenende rechnen. Oder man besucht einfach den Shop in Köln, in dem die fleißige Mitarbeiterin arbeitet, die mir beim besten Willen keinerlei Fragen beantworten konnte. Der Laden war überfüllt mit kaufbereiten Jecken. Schnell wird klar, dass weder Schnee und Eiseskälte noch eine Finanzkrise den Jecken vom Feiern abhalten können.

Laut Kölnischer Rundschau, liegen Märchenkostüme und „alles was mit Himmel und Hölle zu tun hat” hoch im Kurs. Mit großer Sicherheit werden auch unzählige Barack Obamas und andere prominente Gummigesichter durch die Straßen laufen. Für diejenigen, die das nicht für kreativ und ausgeflippt halten, gibt es noch die Möglichkeit selbst Nadel und Faden zu schwingen.

Mit etwas Sinn und Verstand entstehen so unverwechselbare Kunstwerke. Mein Kommilitone Hendrik (27) macht mit Freunden seit einigen Jahren Kölns Straßen unsicher. Worauf beim Schneidern zu achten ist, hat er mir im Gespräch erzählt. Meist stammen seine Vorlagen aus Comics. Im Internet gibt es genug Bilder und Videos, an denen man sich orientieren kann. Man braucht aber auch ein Gespür für Details und Mut zur Umsetzung.

Seine Turtles-Kostüme mit riesigen Pappmaché-Panzer und viel grüner Schminke haben andere Jecken begeistert. „Es sind gerade die Kleinigkeiten, die andere vor Neid erblassen lassen”, sagt er in Vorfreude auf die kommende Woche. „Da ist aber noch mehr drin. Dieses Jahr werden wir noch einen draufsetzen und all die Bushs und Obamas alt aussehen lassen.” In welchem Kostüm er und seine Freunde anreisen werden, bleibt vorerst sein Geheimnis. Bilder hat er backview.eu aber versprochen.

(Text: Felix Klabe, Foto: Tobias Matthaeus /www.jugendfotos.de)

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