Egal, ob Titanic, Avatar oder Matrix – selbst die größten Klassiker der Filmindustrie kann back view-Redakteurin Julia Jung nicht länger als 15 Minuten ertragen. In ihrem Kommentar schreibt sie eine etwas andere Filmkritik.
Es mag Filme geben, die sind weniger schlecht als andere. Für mich sind sie alle schlecht. Das liegt daran, dass ich keine Filme mag. Dafür nehme ich gerne die ächtenden Blicke meiner Mitmenschen in Kauf – und lasse unvermeidbare Kommentare über mich ergehen wie: „Waaas? Bist du verrückt? Dann hast du aber noch nicht XY gesehen!”.
Ja, ich bin kein Filmmensch. So wie manche eben keine Katzenmenschen sind. Sondern Hundemenschen. Oder Kanalrattenmenschen. Kanalrattenmenschen haben wohl ein ähnliches Schicksal wie ich: Sie müssen sich ständig rechtfertigen und erklären, warum sie Ratten den Hunden und Katzen vorziehen. Warum mag ich nun Ratten lieber als Pudel? Oder anders gesagt: Woher kommt meine Abneigung gegenüber Filmen?
Die Film-Schlaftablette
Zunächst einmal schlafe ich bei Filmen ein. Dies könnte ein wichtiger Grund für mein aufrichtiges Desinteresse sein, denn im Normalfall bekomme ich den besten Teil des Films gar nicht mehr mit.
Auch, wenn auf der Mattscheibe gerade komplett New York zerstört wird, oder Brad Pitt nackt Zumba tanzt – nach spätestens 20 Minuten schlafe ich ein. Das hat auch durchaus seine Vorteile – immerhin spare ich damit Geld für Schlaftabletten.
Das Gesetz der Filmfinsternis
Nicht ganz unschuldig an dem Gedöse vor dem Flimmerkasten ist das scheinbar ungeschriebene Gesetz der Filmfinsternis. Wann immer ich einen Film mit anderen Leuten anschaue, muss es stockfinster sein. Warum? Im Kino ist das ganze Prozedere ja noch verständlich – schließlich muss der Film auf die Leinwand projiziert werden.
Aber daheim? Nur damit mein Hirn danach Matsch ist? Hört man im Dunkeln vielleicht besser? Oder kann man sich dann unbeobachtet am Allerwertesten kratzen? Was auch immer es sein mag, bei mir bewirkt es nur Kopfweh und rote Augen.
Noch schlimmer als der Augenkrebs ist aber das Totschlagen von Zeit. Filme dauern einfach viel zu lang. Wer hat schon Zeit, sich zwei oder mehr Stunden vor die Glotze zu setzen? Da lobe ich mir stattdessen eine kurze knackige Serie, in der man in zwanzig Minuten zu Potte kommt.
Film-Fanatiker
Ein weiteres leidiges Mitbringsel von Filmen sind Menschen, die diese Filme mögen – ja fast schon verehren. Und damit meine ich nicht nur die Verehrung von einem Streifen, sondern von abertausenden von Love-Stories, Blockbustern, Psycho-Thrillern und anderen Schmonzetten.
Und genau diese Film-Fanatiker scheinen es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, mich mit ständigen Filmzitaten zu nerven und alles mit Filmen in Verbindung zu bringen. Sie zerstören einen guten Song im Radio, indem sie mir den gesamten Plot des dazugehörigen Filmtitels vorbeten. Oder mich alle zwei Minuten fragen, ob ich diesen oder jenen Film kenne.
Ja, solche Menschen gibt es. Und sie nerven. Denn es interessiert mich einfach nicht, dass Tom Cruise einen neuen Streifen herausgebracht hat, dass sich Anne Hathaway in Les Misérables die Haare abrasiert oder Halle Berry nackt auf einem Kamel reitet. Ich möchte es, dezent gesagt, einfach nicht wissen – und habe auch nicht das Bedürfnis diese Bildungslücke zu schließen.
Crème de la Krätze: Hollywood-Filme
Ab und zu schaue ich mir sogar Filme an. Meist aber nur, um mich anschließend darüber auszulassen. Die Crème de la Krätze sind dabei die sogenannten „Hollywood-Filme”. Diese überzogenen Klischees, die angeblich das wahre Leben abzeichnen und überhaupt nicht durchschaubar sind.
Aber soweit es sich vermeiden lässt, will mit mir eh keiner Filme anschauen – ich gehöre nämlich zu der Spezies, die während eines Films ununterbrochen Zwischenfragen stellt. Über interessante Dinge darf ich während eines Films ja nicht sprechen, also stille ich meinen Redebedarf eben mit nervigen Kommentaren zum Film selbst.
Noch schlimmer als Filme? 3D-Filme!
Nun gibt es eine Sache, die noch schlimmer ist als Filme. 3D-Filme! Absolut überflüssig! Die tollen Effekte sind ungefähr so fesselnd wie eine Statistik-Vorlesung. Die Brillen sind unbequem und der einzige Mehrwert besteht in einem teuren Kopfweh. Und vielleicht noch im Preisaufschlag – der lässt wenigstens bei den Produzenten und Kinobetreibern die Kasse klingeln.
Nun mögen meine Ansichten auf völliges Unverständnis stoßen – und das ist auch okay so. Mein Desinteresse für Filme muss nicht verstanden oder gar kuriert werden. Jeder hat da ja so seine eigenen Vorlieben. Und ich mag eben Kanalratten einfach lieber als Hunde.
(Text: Julia Jung)