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Die Wurzel des Hasses

März 2013, Nordkorea erklärt Südkorea den Kriegszustand. Was bewegt dieses Land immer wieder zu solchen Drohungen? Die Wurzeln für diesen Hass gegen den Westen reichen bis zum Kalten Krieg zurück. In dieser Zeit wurde der Grundstein für den jetzigen Krisenherd Korea gelegt.

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Im Verlauf des 21. Jahrhunderts stellt der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea einen dauerhaften Krisenherd dar, der die Welt in Atem hält. Die Fronten sind verhärtet und eine Einigung zwischen beiden scheint nicht in Sicht zu sein.

Schlimmer noch, der Konflikt scheint sogar erneut zu eskalieren und der Norden provoziert seinen südlichen Nachbarn und seine Unterstützer, wie die USA mit immer neuen Drohungen. Doch wo liegt die Wurzel des seit Jahren bestehenden Konfliktes? Die Ursache für diesen Hass zwischen den beiden Teilen Koreas liegt tief. So beginnt die Krise bereits mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Die Teilung Koreas
Zuvor war das gesamte Land seit 1910 unter der Kontrolle Japans und wurde auf diese Weise zu einer Kolonie. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Kapitulation Japans im Jahr 1945 wurde Korea  durch die USA und die Sowjetunion befreit. Man beschloss, ähnlich wie im Bezug auf das Nachkriegsdeutschland, schließlich Korea in zwei Besatzungszonen zu teilen. Dabei wurde der Süden durch die USA besetzt, wohingegen der Norden unter die Kontrolle der Sowjetunion kam. Die Trennlinie sollte dabei der 38. Breitengrad sein.

Auf der Konferenz von Jalta 1945 hatte man sich zwar noch für ein unabhängiges Korea entschieden, doch durch den Beginn des Kalten Krieges kam es nie zur Umsetzung dieses Vorhabens. Anfangs plante die UNO eine Wiedervereinigung der Besatzungszonen, welche allerdings an der mangelnden Kooperation der Sowjetunion scheiterte. Daher wurde die Grenze am 38. Breitengrad zur Demarkationslinie zwischen zwei neuen Staaten.

Gegensätzliche Entwicklung
Beide Teile Koreas schlugen nun durch den Einfluss ihrer Besatzungsmächte völlig gegenteilige Wege ein. Der Süden wurde unter der Anleitung der USA in eine antikommunistische Richtung geleitet. Es wurden Wahlen organisiert, die von Beobachtern aber bereits früh kritisiert wurden. Als Sieger ging dabei Rhee Syng-man hervor, der sich in den Jahren zuvor im Exil in den USA befand und die Regierungsgeschäfte übernahm. Im Jahr 1948 wurde schließlich die Republik Korea ausgerufen.

Im Gegensatz dazu wurde der Norden nach kommunistischem Vorbild umgebaut. Durch die Kommunistische Partei unter Kim Il-Sung, dem Großvater des heutigen Machthaber Kim Jong-Un, wurde schließlich ein Volksrepublik nach stalinistischem Vorbild aufgebaut. Er hatte die vorherigen Kriegsjahre im Exil in der Sowjetunion verbracht und konnte auf diese Weise die Organisation eines solchen Staates genau beobachten.

Außerdem hatte Kim Il-Sung ein hohes Ansehen in der Bevölkerung seines Landes und wurde zum Volksheld. Es wurde sogar eine Art mythischer Personenkult um ihn als „großen Führer“ aufgebaut, welcher auch von seinen Nachfolgern weiter geführt wurde, um ihre Herrschaft, trotz zunehmender wirtschaftlicher Probleme, zu sichern. Im gleichen Jahr wurde schließlich offiziell die Volksrepublik Korea ausgerufen.

Angesichts dieser grundlegend gegensätzlichen Entwicklung war es letztlich kaum möglich, Korea auf friedlichem Wege wieder zu vereinen. Eine militärische Eskalation zwischen diesen beiden neuen Staaten schien unausweichlich.

Der Koreakrieg
1950 kam es schließlich zum Koreakrieg und mit diesem zur ersten Eskalation des Kalten Krieges. Mit Unterstützung der Sowjetunion startete Nordkorea eine Invasion des Südens. In diesen schaltete sich auf Seiten des Südens zuerst die USA und nach deren Misserfolg schließlich auch Truppen der UNO ein.

Neben der Sowjetunion unterstützte das kurz zuvor unter Mao kommunistisch gewordene China Nordkorea, im späteren Kriegsverlauf auch mit Truppen. Dieser Krieg war auf beiden Seiten äußerst verlustreich, so forderte er nach Schätzungen bis zu drei Millionen Opfer in der Zivilbevölkerung. Außerdem wurden große Teile des Landes zerstört, besonders im Norden, durch den vermehrten Einsatz der USA von Bomben und Napalm.

Verschlimmert wurde dies außerdem durch die Taktik der „verbrannten Erde“ der nordkoreanischen Streitkräfte, im Zuge derer beim Rückzug alles zerstört wurde was dem Feind in irgendeiner Weise nutzen konnte, wie auch Nahrungsmittel und Straßen.

Waffenstillstand
Bereits im Jahr 1951 hatte man mit Waffenstillstandsverhandlungen begonnen, doch diese zogen sich lange Zeit hin und erst zwei Jahre später wurde ein entsprechende Vertrag geschlossen. Dieser legte den 38. Breitengrad erneut als Grenze fest, welche bis heute gilt. Außerdem wurde eine entmilitarisierte Zone entlang der Grenze festgelegt, an der sich auch jetzt noch über eine Millionen Soldaten gegenüberstehen.

Auch nach dem Abkommen herrschte formell Kriegszustand zwischen beiden Ländern und zwei verhärtete Fronten standen sich gegenüber. Die deutlichste Bewegung hin zu einem Friedensvertrag erfolgte im Jahr 2007, noch unter Kim Jong-Il.
So unterzeichneten er und der südkoreanische Präsident zu dieser Zeit eine Friedenserklärung, in welcher sie zu Frieden, Wohlstand und engerer wirtschaftlicher Zusammenarbeit aufriefen.

Eine erneute Eskalation?
Allerdings folgte auf diesen Schritt in die richtige Richtung keine weitere Annäherung beider Staaten unter dem Nachfolger Kim Jong-Ils. Im Gegenteil, im März dieses Jahres kündigte Nordkorea sogar den Waffenstillstand auf und erklärte Südkorea den Kriegszustand.

Auch zuvor erfolgten immer wieder Provokationen und Drohungen des aktuellen Machthaber Kim Jong-Un – auch in Richtung der USA. Aus diesem Grund befindet sich die ganze Welt in Alarmbereitschaft, denn nun scheint sich eine erneute gewaltsame Eskalation des Konflikts anzukündigen. Verschlimmert wird diese erneute Krise noch durch die Tatsache, dass Nordkorea nun auch über atomare Waffen verfügt. Steht die Welt vielleicht sogar vor einem Atomkrieg?

Es bleibt abzuwarten, ob es zu einer erneuten Zuspitzung der Situation des Krisenherdes Korea kommt, oder eine erneute Verschärfung des Konfliktes wieder abzuwenden ist.

(Text: Maximilian Stenger)

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