Flüchtlinge

Wer kann nicht verstehen, hier leben zu wollen? In Ländern mit Chancengleichheit und vollem Bauch werden Lebensträume junger Menschen gesucht. 2014 kamen nach Eurostat mehr als 600.000 Menschen in die EU-Länder, um dort Asyl zu suchen – Überforderung und Unverständnis macht sich breit.[divide]

Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es nicht mehr so viele Flüchtlinge, in deren Köpfe die Hoffnung heller leuchtet als die Warnblinker der EU-Gesetzgebung. Ein Recht auf Schutz und Aufenthalt haben nach der UN-Sonderkonferenz in Genf 1951 nur diejenigen, die aus begründeter Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Ethnie, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung von ihrem Land geflüchtet sind. Wirtschaftsflüchtlinge fallen aus dieser Definition heraus und das Menschenrecht der Bewegungsfreiheit wird ignoriert.

Flüchtlinge

Auch Menschen aus Russland und China flüchten nach Europa

Im vergangenen Jahr stammten die meisten Asylansuchenden aus Syrien, Afghanistan und Kosovo, weitere afrikanische und asiatische Staaten folgen in der Liste der Eurostat, auch Russland und China sind überraschenderweise dabei. Krisenländer sind es alle, wobei sich aber die Frage stellt, welches Land ein solches nicht ist. Gerade die Staaten der EU werden durch Staatsüberschuldung und Arbeitslosigkeit herausgefordert.

Diese Probleme schneiden aber im Augenblick weit weniger in das Alltagsleben ein, als die Truppen des Machthabers Assad und der IS in Syrien und Irak. In Afghanistan wüten noch immer die Taliban. In Somalia, einem Land ohne anerkannte Regierung, herrscht seit Jahrzehnten Bürgerkrieg. Wirtschaftliche Ausweglosigkeit treibt in afrikanischen Ländern unterhalb der Sahara wie in Mali oder dem Sudan, aber auch in Ländern auf dem Westbalkan wie Albanien und Kosovo zum Verlassen des Wohnorts.

Der Krisenherd Syrien

Nach letzten Angaben der Vereinten Nationen (UNO) starben in Syrien durch den Kampf der Rebellen, die Freie Syrische Armee, gegen dem syrischen Präsidenten Bashar Hafez al-Assad und dem IS 190.000 Menschen. Assad ist darum bemüht, seine syrische Armee nicht schrumpfen zu lassen und erließ darum einen verpflichtenden Militärdienst, besonders religiöse und ethnische Minderheiten wehren sich dagegen, viele flüchten daher vor dem Wehrdienst.

Der Konflikt eskalierte im März 2011 mit der Niederschlagung friedlicher Proteste für die Demokratie und gegen Assads Diktatur. Assads Familie herrscht schon seit über vier Jahrzehnten in Syrien. Daneben droht der IS seinen Machtraum weiter zu vergrößern, weite Teile Syriens und Iraks gehören bereits zum Kalifat, einer besonderen Form eines islamischen Gottesstaats.

Über das Kampfgebiet Afghanistan

Afghanistan ist seit dem Staatsstreich der kommunistischen Partei 1978 kein sicheres Land mehr. Die Sowjetunion setzte daraufhin eine kommunistische Regierung ein, von der USA unterstützter Widerstand entwickelte sich, er nannte sich Mudschahedin. Es waren unterschiedliche Gruppen islamischer Widerstandskämpfer, die aus dem Untergrund operierten. 1989 zog sich die Sowjetunion zurück und zwischen den Mudschahedin Gruppen entstand Bürgerkrieg, die stärkste Gruppe waren dabei die Taliban.

Die USA sah sich nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York gezwungen eine demokratische Regierung in Afghanistan zu installieren. Die Taliban zogen sich nach Pakistan zurück und führen aber dennoch einen Aufstand gegen die afghanische Regierung. Seitdem gibt es militärische Auseinandersetzungen zwischen Taliban und afghanischen Sicherheitskräften. Die UNO berichtete von 17.774 dabei getöteten Zivilisten.

Ein Blick auf Kosovo

Das dritte Land der meisten Asylansuchenden innerhalb der EU ist Kosovo, ein kleines Land zwischen den Balkanstaaten. Während dem Kalten Krieg gehörte es als Mitglied des Vielvölkerstaates Jugoslawien zum Ostblock. Nach dem Zerfall des Ostblocks sowie Jugoslawiens kam es 1998 bis 1999 in Kosovo zum Bürgerkrieg zwischen serbischer und albanischer Bevölkerung, serbische Truppen zogen ein. Nachdem sich die NATO eingeschaltet hatte und die Deutsche Bundeswehr mit ihrem ersten Einsatz überhaupt sich bei den über 1.000 Flugzeugen beteiligte, war der Krieg beendet und durch die Bombardierung geschätzte 3.500 Menschen tot.

Auch die Infrastruktur und Gebäude mussten wieder aufgebaut werden, bis heute sind die Ruinen noch da. 2008 erklärte die Republik Kosovo die Unabhängigkeit, die allerdings nicht von allen UN-Mitgliedsstaaten – wie zum Beispiel Serbien oder Russland – akzeptiert wird. Probleme, die Menschen nicht mehr an eine Zukunft im eigenen Land glauben lassen, sind Korruption, Bandenkriminalität, Armut und die Diskriminierung der Volksgruppe Roma.

Die Jugendarbeitslosigkeit liegt laut der Wochenzeitung „Die Zeit“ 2015 in Kosovo bei 60 Prozent. Der Staat ist potentielles Kandidatenland der EU und Tibor Navracsics, EU-Beauftragter für Erziehung, Kultur, Jugend und Sport, besuchte im Juli 2015 den Ministerpräsidenten Kosovos um mit ihm über die weitere Entwicklung dieses Land zu sprechen.

Auch wenn es sinnvoller erscheint, im eigenen Land nach Perspektiven zu suchen als zu flüchten, bleibt die Entscheidung eine persönliche und hängt von weit mehr ab, als dem, was in den Medien berichtet wird.

(Text: Anna Luther / Foto: Julian Schliwinski by jugendfotos.de)

Autor

Von AnnaL

Ein Gedanke zu „Die Flucht zur Hoffnung“
  1. Man sollte meiner Meinung nach schon differenzieren, woher die Flüchtlinge kommen.Gibt es Krieg wie beispielsweise in Syrien, so sind diese Leute aufzunehmen. Bei Kosovaren z.B., stellt sich mir die Frage, ob es sich um einen ausreichenden Grund handelt, die Leute wegen erwiesenermassen wirtschaftlicher Not aufzunehmen.
    Bei aller so genannter Willkommenskultur, denkt kaum einer darüber nach, wie viele Flüchtlinge Deutschland tatsächlich verkraftet. Vielleicht noch eine Million mehr, möglicherweise auch zwei Millionen.
    Was aber dann. Jetzt gibt es mit der Unterbringung schon die größten Probleme.
    Soll doch niemand glauben, daß dies in Zukunft menschenwürdig zu gewährleisten ist.
    Manch einem würde ich gönnen, sich mal ein Bild vor Ort zu machen. Millionen vegetieren in den Slumgebieten Indiens oder Afrikas. Die Menschen haben keinerlei Perspektive. Alle hätten ein Recht auf ein besseres Leben , und bei uns aufgenommen zu werden. Nur wie soll das gehen.
    Es wäre wünschenswert, sich darüber Gedanken zu machen, wie viele Flüchtlinge wir tatsächlich aufnehmen können,
    Wenn die Leute, die am lautesten schreien, jeder eine Asylantenfamilie beherbergen, und für Sie aufkommen würde, könnten so schon noch ein paar Millionen untergebracht werden. Da die Solidarität angeblich so groß ist, sollte dies kein Problem darstellen.
    Leider wird die Zukunft allerorten einfach ausgeblendet, nicht mal ein Gedanken wird verschwendet, wohin das alles führen soll.
    Nichts desto trotz, Herzlich Willkommen an die ganze Welt
    Vielleicht denkt man auch mal daran

Schreibe einen Kommentar