[divide]
„His Airness”, „Air Jordan”, Michael Jordan trägt viele Namen. Seine Person ist untrennbar mit seiner Trikotnummer 23, den Chicago Bulls und seinem Ruf als größter Basketballer aller Zeiten verbunden. Allein die nackten Zahlen seiner Karriere lesen sich beeindruckend. Er ist sechsfacher NBA Champion, zweifacher Olympia Sieger und wurde fünfmal zum wertvollsten Spieler der NBA gewählt. Dazu kommt noch eine unüberschaubare Liste an Rekorden, von denen viele wahrscheinlich für die Ewigkeit stehen werden.
Doch so beeindruckend sich diese Auflistung liest, Jordan ist damit nicht unangefochten der erfolgreichste Basketballspieler. So hält vielmehr ein gewisser Bill Russel den Rekord für die meisten Titel mit ganzen elf Triumphen. Auch im Bereich Punkte wird Jordan von dem legendären Wilt Chamberlain übertroffen, dem es tatsächlich alleine gelang, in einem einzigen Spiel die unglaubliche Marke von 100 Punkten zu erreichen. Trotzdem sind beide wahrscheinlich nur eingefleischten Basketballfans bekannt. Warum ist also gerade Jordan eine solche Berühmtheit?
Ein steiniger Karrierebeginn
Michael Jordans Karriere liest sich fast wie ein Hollywood-Drehbuch. Sein Weg an die Spitze verlief definitiv nicht reibungslos und er war keines dieser Talente, das schon am Anfang seiner Laufbahn als nächster großer Star gefeiert wurde. Noch in der zehnten Klasse bekam Jordan nicht einmal einen Platz im Basketballteam seiner Highschool, zog aber durch enorme Leistungssteigerung das Interesse zahlreicher College Teams auf sich. Letztlich entschied er sich für die renommierte University of North Carolina. Dort entwickelte sich Jordan vom unbedeutenden Mitläufer zum Topscorer der gesamten College Liga und Spieler des Jahres.
Trotzdem galt er auch beim NBA Draft nicht als das Toptalent und wurde erst an dritter Stelle gewählt. Für die bis dato völlig erfolglosen Chicago Bulls war er allerdings ein echter Glücksgriff. Jordan schlug ein wie eine Bombe und legte Abend für Abend Fabelzahlen auf. Selbst Larry Bird, seines Zeichens Superstar und NBA-Champion äußerte nach einem Spiel, in dem Jordan seinen Boston Celtics den bis heute gültigen Playoff Rekord von 63 Punkten eingeschenkt hatte, sie hätten heute gegen „Gott verkleidet als Michael Jordan” gespielt.
Titel en masse
Bereits in seinem dritten Jahr wurde „His Airness” zum wertvollsten Spieler der NBA gewählt. Doch der größte Teamerfolg, die Meisterschaft, blieb trotzdem aus. Jahr um Jahr scheiterte man in den Playoffs an den für ihre harte Spielweise bekannten „Bad Boy” Pistons. Erst in seinem siebten Jahr und nachdem sich seine Teamkollegen, allen voran Scottie Pippen, verbessert hatten war ihm dieser Triumph vergönnt. Damit allerdings nicht genug, es gelang den Bulls sogar ihren Titel zweimal zu verteidigen. Fast nebenbei führte er auch das mit NBA-Legenden gespickte „Dreamteam” der USA bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona zu Gold.
Doch nun tat Jordan etwas äußerst Ungewöhnliches. Auf dem Höhepunkt beendete er seine Karriere und suchte neue Herausforderungen in Form einer professionellen Baseball-Laufbahn. Diese war allerdings von wenig Erfolg gekrönt. Wenig später feierte Jordan ein fulminantes Comeback, welches erneut von drei aufeinander folgenden Titeln gekrönt wurde. Auch nach seinem zweiten Rücktritt war für „His Airness” noch nicht Schluss und er versuchte es als inzwischen 38-jähriger bei den Washington Wizards erneut. Ein weiterer Titel blieb zwar in den letzten Jahren seiner Karriere aus, allerdings bewies er mit den respektablen Zahlen und weiteren All Star Nominierungen, dass er auch in seinem für einen Profi Sportler hohen Alter immer noch ein Leistungsträger in der NBA sein konnte.
Ein kompletter Basketballer
Doch nicht nur seine individuellen Leistungen machen den Mythos Jordan aus, sondern auch die Art und Weise wie er diese erreichte. Es war dieser besondere Flair, der ihn auf dem Platz umgab, die Leichtigkeit und Finesse mit der er die Verteidiger austanzte und den Ball mit Gefühl in den Korb legte, die unbändige Kraft, mit der zum Dunking abhob und den Ball durch den Ring hämmerte. In ihm vereinte sich das Repertoire eines kompletten Basketballers. Wenn man Jordan zusah, konnte man das Gefühl haben, er hätte Eis in den Adern. Man wusste, egal wie schlecht das Spiel für ihn bisher gelaufen war, wenn er in der Schlussphase zum entscheidenden Wurf aufstieg, würde er diesen zum Sieg treffen. Er war einer der wenigen Spieler, die ein Spiel im Alleingang entscheiden konnte.
Jordan war allerdings auch mehr als ein einzigartiger Basketballer, sondern auch das Aushängeschild der NBA und somit auch des gesamten Sports. So wurde er zum gern gesehenen Werbegesicht, trat in Musikvideos auf und seine eigene Kleidungsmarke „Jordan Brand” zählt bis heute zu den erfolgreichsten Marken weltweit. Außerdem trat er als Hauptdarsteller im Film Space Jam auf, in welchem er die Looney Toones um Bugs Bunny zum Sieg in einem Basketballspiel gegen böse Aliens führte. Auf diese Weise gewann er die Herzen von vielen Kindern und wurde zu einem weltweiten Idol.
Kehrt Jordan nochmal zurück?
Bis heute ist die allgemeine Wertschätzung für Jordan ungebrochen, so entbrannte in den letzten Wochen die Diskussion, ob „His Airness” auch in seinem jetzt fortgeschrittenen Alter noch in der NBA spielen könnte. Dabei äußerte zum Beispiel Antawn Jamison, selbst 36 Jahre alt und Spieler der Los Angeles Lakers, dass Jordan bei reduzierter Spielzeit noch immer Leistungen erbringen könnte. Diese Aussage ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Jamison bei seinem Team nur wenige Minuten von der Bank kommt. Auch Jordan selbst hatte bei seiner Aufnahme in die Basketball Hall of Fame mit einem möglichen Comeback mit 50 kokettiert.
Zumindest hat er sich nicht vollständig in den Schaukelstuhl verabschiedet, sondern ist heute immer noch aktiv. Als Trainingsgast bei seinem eigenen NBA Team, den Charlotte Bobcats spielt er häufig gegen viel jüngere Spieler, die sich begeistert über die Leistung äußern, die er bis heute auf den Platz bringt.
In diesem Sinne wünschen wir einer großen Legende des Sports viel Glück und Gesundheit, damit er weiterhin den jungen im Training zeigen kann, wo es lang geht und man von seinem Comeback weiter träumen kann. Vielleicht sollten wir auch seinen Charlotte Bobcats, ihres Zeichens in der letzten Saison, was die Bilanz anbetrifft, das schlechteste Team aller Zeiten, wünschen ,dass das Sieger-Gen ihres Besitzers auf sie abfärbt.
Happy Birthday „His Airness”.
(Text: Max Stenger)