Tweef? Bitte was? Dieser auf der Twitter ausgeführte “Beef” eröffnet ganz neue Möglichkeiten der Streitkultur: einander in Echtzeit beleidigen auf einer Plattform mit 241 Millionen Nutzern. Nur kurz fassen muss man sich, denn ein Tweet muss sich bekanntermaßen auf 140 Zeichen begrenzen.
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„Was ist Tweef? / Tweef ist Beef über Twitter mit MCs/… Tweef ist, wenn ich dir was Böses über Twitter schrieb / Tweef ist, wenn du mir darauf ‘ne blöde Antwort gibst“. So beschreibt der saarländische Rapper DCVDNS das Netzphänomen, das immer mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Tweef, dieser sprachliche Neologismus, diese Zusammenfügung aus dem Namen der Mikroblogging-Plattform „Twitter“ und dem Anglizismus „Beef“, ist längst nicht mehr nur ein Nischenphänomen nerdiger Nutzer des Microbloggingdienstes. Nein, der Tweef hat es zu mehr öffentlicher Aufmerksamkeit gebracht als die meisten Social-Media-Ereignisse. Denn er hat viele prominente Paten, die ihn immer bekannter werden lassen. Allen voran seien da Boris Becker und Oliver Pocher zu nennen. Es ist zu bezweifeln, dass der Tweef ohne diese beiden zu seinem heutigen Bekanntheitsgrad gelangt wäre.
Im September 2013 lieferten sich die beiden Von Berufs wegen im Fernsehen-Auftreter einen heftigen Tweef. Begonnen hatte alles dait, dass Becker seine Freude über einen RTL-Bericht zu seiner Biografie “Das Leben ist kein Spiel” ausdrückte. Auf diesen antwortete Pocher mit „Na. Wieder auf Temepratur um deinen Flop anzukurbeln!?“
Der Tweef schaukelte sich weiter hoch, mit solchen Ergüssen wie „Der Hashtag #Niveau sollte DIR aberkannt werden!! Besser #Schulden #Alkohol #Lachnummer #Der Vorleser #Aufgedunsen #Doping.“ von Pochers Seite. Nicht unwesentlich war, dass Beckers Biografie auch seine Kurzzeit-Verlobung mit Sandy Meyer-Wölden thematisierte, die zu diesem Zeitpunkt als Alessandra Pocher bereits mit dem Tweef-Anstifter verheiratet war.
[box type=”info” bg=”light blue”] Den Tweef Becker vs. Pocher gibts am unteren Seitenrand in einer Diashow zum Nachlesen. [/box]
„Solange meine Frau deinen Namen trägt, überlegst du dir demnächst, was du für einen Schwachsinn schreibst“, twitterte Pocher weiter. Sogar in zwei Tweets gepackt, weil die Zeichenanzahl nicht reichte. Das sollte man noch perfektionieren. Als ob das Ganze nicht genug wäre, gab RTL den beiden Streithähnen danach noch Gelegenheit in einer Fernsehshow face to face gegeneinander anzutreten – natürlich gegen eine tolle Gage. Nichts da von wegen echter Empörung – alles diente also nur dem Ankurbeln der PR-Maschinerie.
Und diese beiden sind nicht die einzigen Prominenten, die Twitter zum Austragen ihrer Streitigkeiten nutzen. Die Frage ist: wen interessiert der Promintenten-Tweef? Die Antwort lautet meist: Niemanden. Das Gute am Tweef ist jedoch, dass der Dienst Twitter von seiner Schnelligkeit lebt. Innerhalb einer Minute werden dort mehr 100.000 Nachrichten abgefeuert. Wer nur eine Stunde lang nicht in seine eigene Timeline blickt, auf den warten unzählige neue Tweets. Ein Trost ist also, dass ein Tweef keine lange Halbwertszeit besitzt. Also, sollen sie ruhig tweefen, die Twitter-Gangsta. Denn auch DCVDNS meint: „Echte Gangstas streiten nur bei Twitter“.
(Text: Julia Radgen, Bild: Twitter Screenshot)