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Wie Frauen ticken

Um es vorab zu sagen: Ich habe nichts gegen Männer. Ich mag sie. Ich mag sie vor allem wenn sie für mich kochen, abwaschen, den Müll raus bringen oder die Tür aufhalten. Aber das kommt selten vor. Meistens erwarten sie selbiges von der Frau, die im Idealfall gut gelaunt und gerstenschlank im kleinen Schwarzen und auf hohen Hacken zwischen Haushalt, Job und Bett jongliert, dem Herrn der Schöpfung stets zu Diensten ist.

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Fest steht: Mann weiß immer noch nicht was es heißt, Frau zu sein. Und als wäre das nicht schlimm genug, versucht er jetzt, Frauen zu verstehen und es gibt Leute, die ihm dabei helfen. In ihrem Buch „Wie Frauen ticken – 100 Fakten, die aus jedem Mann einen Frauenversteher machen”, nehmen sich Hauke Brost („Wie Männer ticken”) und Marie Theres Kroetz-Relin der Männern an – und liefern gleich in der Einleitung ein Klischeebild ab: Die Frau als spannendes Universum sei: „vielschichtig, widersprüchlich, geheimnisvoll und komplex”.

Hört sich nett an. Doch im Folgenden mutiert sie zum ruhelosen Tier, getrieben von Urinstinkt und biologischer Uhr. Schon im Teenageralter fließt Muttermilch durch ihre Venen. Worte, die ihren Mund verlassen, formen sich einzig zu Klatsch und Tratsch, mit denen sie im Grunde nur ihren „tausend Ängsten und Sehnsüchten” Ausdruck verleihen will. Und nähern wir uns dem Bett und somit ihren „unerfüllten sexuellen Träumen”, stehen „Vater und allererster Freund” Spalier, denn die sind ja eh an allem Schuld. Oh Mann.

„Wir wollen Tabus brechen, und die Sprachlosigkeit überwinden”, kommentiert das Autoren-Duo das Anliegen seines Buches. Ob sie in ihren 125 Fragen, mit Themen wie dem Kennen lernen, Sex und Familie, dem Job und der Psyche der Frau noch Tabus brechen können, ist fraglich.
Doch geradezu Sprachlos könnte sich Frau hinsichtlich der Tatsache fühlen, dass hier nicht nur zum Verständnis, sondern vor allem zur Manipulation aufgerufen wird. Denn ist Frau nach langem Arbeitstag und nervenden Kollegen nicht nach Zweisamkeit, wird dem Mann empfohlen, sie mit Komplimenten zu überschütten und ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Doch das geschieht nicht uneigennützig, nein, Ziel aller Schmeichelei ist es stets, die Liebste in die Höhle zu zerren und zu vernaschen – in alter Höhlenmenschmanier.

„Wie ticken Frauen” ist ein wenig charmantes aber amüsantes Buch über die weibliche Spezies. Frauenversteher zaubert es nicht herbei. Jenen, die es ernst mit uns Frauen meinen, sei geraten es mit sprechen und zuhören zu versuchen. Lesen allein hilft da nicht. Oder tragen Sie einfach mal wieder den Müll raus. Das kann Wunder bewirken!

(Text: Kristina Hellhake)

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