Santa kommt ins Schwitzen
Von Weihnachten bei 30 Grad
Weihnachten in Down Under zu erleben, ist eine Erfahrung der besonderen Art. Trotz heiĂer Temperaturen stehen die âAussis“ den EuropĂ€ern in Sachen Weihnachtsstimmung um nichts nach. Und sie beweisen Humor: Es ist fast schon ein bisschen grotesk, durch SupermĂ€rkte zu laufen, die von 35 Grad AuĂentemperatur auf angenehme 20 Grad abgekĂŒhlt werden und sich von âLet it snow“ berieseln zu lassen.
In den EinkaufsstraĂen findet man seinen Weg vor lauter Weihnachtsdekoration kaum noch und die GroĂstĂ€dte streiten sich, wer den schönsten und gröĂten Plastikbaum hat. WeihnachtsmĂ€nner schwitzen unter ihren MĂ€nteln und Kunstschnee leuchtet aus den Schaufenstern.
Vom Weihnachtsmann und Wombat
Nun darf allerdings nicht das Bild entstehen, Australier feierten Weihnachten ausschlieĂlich nach europĂ€ischem Vorbild. Im Gegenteil – viele BrĂ€uche werden einfach den gegebenen Wetterbedingungen angepasst.
Anstatt PlĂ€tzchen wird Eis in der Adventszeit konsumiert. Der Nikolaustag ist auĂerdem allgemein eher unpopulĂ€r. Die Schokolade wĂŒrde schlieĂlich in den Flip-Flops recht schnell schmelzen. Santa Claus kommt zudem ab und zu auch in Bermudashorts und nicht auf dem Schlitten, sondern dem Surfbrett an den Strand, um die Kinder zu beschenken.
AuĂerdem soll die australische IdentitĂ€t bei dem bunten Treiben nicht ganz auĂen vor gelassen werden. So wird beispielsweise in KinderbĂŒchern der Weihnachtsmann gelegentlich von Wombat, KĂ€nguru und Koala begleitet. Anstatt âJingle Bells“ singt man gemeinsam gerne âSix White Boomers“ – In diesem Lied tauscht Santa seine Rentiere gegen sechs weiĂe mĂ€nnliche KĂ€ngurus (Boomers) ein.
Geschenkeauspacken am Strand
1938 wurde in Melbourne damit begonnen, gemeinsam an Heiligabend Weihnachtslieder bei Kerzenschein zu singen. Diese Tradition, das âCarols by Candlelight“, wird seitdem auch in anderen StĂ€dten beibehalten. Doch die Bescherung an sich findet in Australien nicht an Heiligabend, sondern nach amerikanischem Vorbild am 25. Dezember statt. Nach einem ĂŒppigen typisch britischen Truthahnessen und Plumpudding wird das Fest dann auf den Strand verlagert. Die Geschenke werden also nicht unterm Tannenbaum, sondern im Sand zwischen Barbecue und Picknick ausgepackt.
Obwohl sich die âAussis“ noch so viel MĂŒhe geben, eine richtige besinnliche Weihnachtsstimmung kommt dennoch nicht auf. Ăber den Weihnachtsmarkt schlendern, GlĂŒhwein trinken und PlĂ€tzchen essen gehört eben einfach dazu. Weihnachten in Australien ist dagegen eher eine groĂe sĂŒdlĂ€ndisch-sommerliche Party. Wobei es nun, da Aldi im Jahr 2000 den australischen Lebensmittelmarkt eroberte, keinerlei Schwierigkeit mehr gibt, selbst Lebkuchen zu bekommen. Diese schmecken bei 30 Grad allerdings auch nur halb so gut.
(Text und Fotos: Julia Jung)
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