OstenWeltenbummler

One Night in Bangkok

Khao San Road, Bangkok Thailand. Der Einstiegsort für Rucksacktouristen. Thailand ist einfach zu bereisen, fern von zu hause wartet das Abenteuer überall. Hier in Thailand sollte auch meine Episode Asien beginnen. Dabei möchte ich am liebsten sofort wieder weg von dieser Strasse. Es ist laut hier. Es stinkt. Der Geruch von frisch gegrilltem Hühnchen vermischt sich mit dem abgestandenem Abwassergeruch der aus der Kanalisation kommt.[divide]

Bangkok

Eine Kombination die man nicht vergisst und überall in der Stadt vorfindet. Bei Regen wird es noch schlimmer. Dann kommt der wahre Geruch Bangkoks zu Tage. Von links dröhnt mir ein Stand, der gefälschte CDs direkt neben einer Polizeiwache verkauft, die Ohren mit Technomusik zu. Torkelnd nähern sich mir zwei sehr betrunkenen Farangs, welche sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten können. In ihren Händen halten sie rote Eimer aus deren Öffnungen lange Strohhalme ragen. “Buckets” nennen sich diese. Oder Cola gemischt mit einen billigen Fusel. Sie laufen an mir vorbei und grölen zum Abschied noch einmal laut bevor ich sie aus den Augen verliere. Farang, die liebliche Thai Bezeichnung für alle Ausländer. Klingt wie ein Schimpfwort. Dabei ist es wirklich nur eine Bezeichnung. Teilweise sogar eine Wertschätzung? Taxifahrer haben auf ihren Taxis Sticker kleben die “I Love Farangs” verkünden. Sicherlich eine lieb gemeinte Bezeichnung.

“Bucket? Stlong?”, spricht mich im nächsten Moment ein kleiner Thai an. Seinem Aussehen nach scheint er eben erst in die Pubertät gekommen zu sein. Er ist dünn und hager, hat einen kleinen Flaum über seiner Oberlippe und trägt selbst zu dieser dunklen Abendstunde eine Sonnenbrille mit Goldrand. “You want?”, schaut er mich dabei über die Ränder seiner Sonnenbrille an und grinst. Ich ignoriere ihn schweigend und lasse ihn hinter mir. Er wird nicht der Einzige bleiben, der mir an diesem Abend einen seiner Cocktails anbieten wird.

Die Khao San Road ist auch als Mekka für gefälschte Gegenstände bekannt. Es gibt alles imitiert. Was auch immer man sucht. Sie haben es. Sie die Händler auf der Strasse, die ihre gefälschten Marken T-Shirts, Schuhe, DVD`s, CD`s, Ausweise usw. an den Mann bringen wollen.

Die Leuchtreklamen sind erdrückend hell. Grell thronen sie über die Strasse, locken Reisende in Gasthäuser, Restaurants und Bars. “Ein Frosch?”, denke ich und höre die Quarklaute eines Frosches. Eine alte Frau, behangen wie ein Christbaum mit Ketten und Schmuckstücken lächelt mich freundlich an. In ihren Händen hält sie einen kleinen Frosch, schwarz und aus Holz geschnitzt. In der anderen einen kleinen Holzstock mit welchen sie den kleinen Frosch über einen Rückenkamm fährt. Dabei entsteht das Quarkgeräusch eines Frosches. ” Buy?”, schaut sie mich mit ihren großen braunen Augen an. Es ist mir peinlich. Wahrscheinlich bin ich ihre letzte Hoffnung noch an diesem Tag etwas zu verkaufen. Ihre Tasche ist noch voller Holzfrösche. Sie schaut mich erwartungsvoll an. “No.”, sage ich und als sie versucht, mir den Frosch in die Hand zu drücken antworte ich mit Bestimmtheit “No, thank you!” und drehe mich um.

Es erwartet mich schon der nächste der versucht mir etwas zu verkaufen. Dieses mal ein Fischernetz. Mein verwirrter Blick muss ihm klar gemacht haben, dass er mit mir heute keine Geschäfte machen kann. Er geht seines Weges Entnervt setzte ich mich in ein kleines Restaurant und beobachte das Geschehe. Lass mich von dem Schwarm Menschen treiben der durch diese Strasse wandert. Staune etwas verwundert, was für verschiedene Wesen hier herumlaufen. In Fischerhosen, armlosem Top und Dreadlocks erblicke ich einen Mitzwanziger, der in aller Öffentlichkeit einen Joint raucht. Dazu hält er eine junge Thai in den Armen. Er sieht meinen Blick und gibt mir das Peace Zeichen in meine Richtung. Mein Essen wird serviert. Pad Thai oder einfach Thainudeln. Billig und üppige Portionen. Dazu noch ein Bier um den scharfen Beigeschmack zu neutralisieren. Ein kleiner Junge kommt an meinen Straßentisch. Nicht älter als 8 Jahre. Er hält in seiner Hand eine kleine Flöte. Mit seinen großen braunen Augen versucht er sie mir zu verkaufen. Mitleidig sage ich nein und schüttele mit dem Kopf. War ich zu hart? Vielleicht. Trotzdem hat der Junge Erfolg und verkauft seine Flöte an ein Pärchen am Nachbartisch.

Ich beobachte weiter die Menschen. Sehe einen älteren Mann, dick und bärtig läuft er suchend durch die Strasse. Auf seinem T-Shirt steht “I Love Thailand” verschwindet er in eine der Discotheken. Angewidert denke ich mir, dass er heute Abend nicht alleine nach Hause gehen wird.

Es ist nur eine Straße – die Khao San Road in Bangkok – doch ich habe bereits jetzt Kopfschmerzen. sicherlich auch vom billigen Bier, mehr jedoch von den verwirrenden Eindrücken.

Amelie A.

Ich schreibe seit 2018 für backview.eu. Als Mutter von 2 Kindern berichte ich über meine ganz eigenen Erfahrungen.

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