Melancholischer Minimalismus
Auf ihrem Debütalbum „Das Grün in deinen Augen” singt Meike Schrader von utopischer Liebe, Vergänglichkeit und dem Mut, etwas Neues zu wagen. Wer sich gerne in melancholischen Gedanken verliert, ist hier genau richtig. Denn dem Album mangelt es leider an fröhlichen Klängen.
Die Singer-Songwriterin aus Hamburg hat sich mit ihrem ersten Album einen kleinen Traum erfüllt. Seit Meike Schrader 17 Jahre alt ist, nimmt sie Gesangsunterricht und singt für Udo Lindenberg oder Fettes Brot. Dabei kann sich ihre Altstimme auch solo hören lassen.Stets wird das atmosphärische Klavierspiel der Pianistin begleitet von Knud Feddersen an einem gedämpften Schlagzeug, Oliver Karstens am Kontrabass und dem ein oder anderen Blechblasinstrument.
Das Arrangement bleibt somit eher dünn, worüber auch die Streicher und Bläser nicht hinwegtrösten können. Die Jazz-Anleihen und Instrumentation erzeugen leider eine andauernde melancholische, traurige Grundstimmung.Lediglich in „Hamburg, mein Hafen” klingen fröhlichere Melodien an. Die Hymne an ihre Heimatstadt wird von einem Orchester unterstützt und transportiert all die schönen Assoziationen, die jeder mit seiner Lieblingsstadt verbindet.
Meike Schrader möchte zum Nachdenken anregen, doch auf eine gewisse Art und Weise scheinen ihre Lieder nur für sie selbst geschrieben worden zu sein. Es fällt schwer, für sich selbst die richtige Interpretation zu finden, wenn der universelle Anspruch fehlt.
Denn gerade das will die Musikerin sein: individuell, nicht jedem gefallen und dem Einheitsbrei im Radio entfliehen. Geschafft hat sie dies mit „Das Grün in deinen Augen” auf jeden Fall und sie erreicht die Zuhörer durch ihre beruhigend tiefe Stimme. Doch es ist fraglich, wer ihre eingängigen Worten auf sich beziehen kann. Schraders Poesie ist so einzigartig, dass nur wenige sich bei dem Hören ihrer Lieder denken können: „Hey, genau das erlebe auch ich Tag für Tag”.
„Das Grün in deinen Augen” ist hinsichtlich der Lyrics definitiv facettenreicher als manch ein Album eines Mainstream-Künstlers. Ihre Instrumentation wird jedoch auf Dauer recht eintönig. Da helfen auch die schönen jazzigen Soli und die kunstvolle Rhythmik nichts. Beim Hören eines Albums möchte man wenigstens einmal gerne lachen.
(Text: Ronja Heintzsch)