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„Ich war seit 17 Monaten nicht feiern”

Erfolg, Esel und Elektropop: Das sind Donkeyboy. 43 Wochen hielt sich ihre erste Single „Ambitions” in den norwegischen Top 20. Sie lösten sich nach 13 Wochen an der Chartspitze selbst mit „Sometimes” ab. „Ambitions” erschien kürzlich in Deutschland. Bandleader Cato Sundberg spricht mit back view Redakteurin Miriam Keilbach darüber, die eigenen Songs im Radio zu hören, und warum er nicht wirklich mitbekommt, dass er jetzt berühmt ist.

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back view: Cato, wir in Deutschland kennen euch noch nicht. Wer steckt hinter Donkeyboy?
Cato:
Wir sind fünf Jungs, Thomas, Alex, Peter, Kent und ich – Kent und ich sind Brüder, die anderen kennen wir schon lange. Wir kommen aus Drammen in der Nähe von Oslo und wir nennen unsere Musik Elektropop.

Wie kam es zu dem ungewöhnlichen Namen?
(lacht) Als wir die Band 2005 gegründet haben, kamen wir beim Namen darauf, wie Thomas früher aussah. Und da er wie ein Esel aussah, haben wir uns Donkeyboy genannt.

Dann hat es vier Jahre gedauert, bis ihr mit eurer Musik Erfolg hattet?
Damals hatten wir nur einen Song, das lief ganz gut, wir gewannen auch einen sechsten Platz in einer Sendung, aber wir spielten meist im Keller, im Proberaum. Um richtig populär zu werden, brauchten wir ein Album. Das kam dann 2009. „Ambitions” war die erste Singleauskopplung aus dem Album und kam im vergangenen Jahr raus. Der Song ist unglaublich eingeschlagen und war ein Riesen Erfolg.

donkeyboytextKam es überraschend für euch, dass „Ambitions” so erfolgreich wurde – die Single hielt sich immerhin 43 Wochen in den norwegischen Top 20, 13 Wochen wart ihr die Nummer 1?
Wir hofften natürlich, dass es gut laufen würde. Aber es war schon überraschend, wie es dann lief. Ich mein, es war sehr toll, wir waren die Nummer 1!

Wie fühlt es sich an, wenn man hört, dass man die Spitzenposition eingenommen hat?
Zu Beginn war das alles unheimlich lustig, es hat sich überhaupt nicht real angefühlt. Wir hatten auch keinen Vergleich – so etwas erlebt man ja nicht jeden Tag. Es hat sehr viel Spaß gemacht und alles war aufregend, spannend und neu. Aber mit der Zeit – wir waren mit unseren ersten zwei Songs 21 Wochen Nummer 1 – haben wir uns dann doch daran gewöhnt.

Hattet ihr zu „Ambitions”-Zeiten Angst, dass ihr ein One-Hit-Wonder werdet?
Naja, die Befürchtung hat man mal im Kopf. Aber letztendlich war die Single 13 Wochen auf Platz 1 und keiner kam an uns heran. Wir mussten uns selbst vom Thron stürzen und dann war klar, dass es nicht nur einen Hit geben würde. Aber natürlich fürchtet man, dass die Menschen die eigene Musik nicht mögen. Das kann man ja nie wissen.

Für eure beiden ersten Singleauskopplungen habt ihr Linnea Dale, bekannt aus Idol (Anm. d. Red: Norwegische Version von „Deutschland sucht den Superstar”) als Sängerin engagiert. Sie tourt auch mit euch. Warum habt ihr sie ins Boot geholt?
Linnea hat bei Idol toll gesungen und sie hat uns voll überzeugt. Wir haben ihr die Songs vorgespielt und sie gefragt, ob sie mitmachen will. Ihr haben die Songs gefallen und sie hat zugesagt. War gar nicht so schwierig.

Wer schreibt bei euch die Songs?
Meist machen das mein Bruder Kent und ich zusammen. Aber wenn wir dann im Studio sind, gibt es natürlich auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Produzenten. Und wenn der Produzent supergut ist (lacht), darf er auch mal mitmachen und uns beim Songschreiben helfen.

Donkeyboy
Innerhalb von wenigen Wochen seid ihr zu den absoluten Superstars in Norwegen aufgestiegen. Ihr seid dort die erfolgreichste Band aller Zeiten – und das nach nur fünf Singleauskopplungen. Wie ist es, berühmt zu sein?
Es ist total komisch. Ich denke darüber nach und komme immer nur zu dem Entschluss, dass es sich merkwürdig anfühlt. Ich mein, die Leute kennen uns und sie sprechen uns an. Aber so wirklich mitbekommen tun wir es nicht, weil wir uns nicht so viel unters Volk mischen können. Ich war das letzte Mal im März des vergangenen Jahres feiern.

Dabei hättest du doch so viel Grund zum Feiern: Euer neuer Song „Caught In Life” ist schon wieder auf Platz 1…
… Ja, aber wir spielen im Moment vier, fünf Konzerte in der Woche, dazu andere Auftritte in Shows, beim Radio, Interviews. Wir reisen ständig. Und wenn man so viel unterwegs ist, hat man keine Lust mehr zum Weggehen. Wenn ich mal nichts zu tun habe, bin ich einfach gern für mich, entspanne, ruhe mich aus.

Einige Musiker sagen, sie wechseln den Kanal, wenn sie sich selbst im Radio hören.
Ja, aber ich finde es gut, meine Songs im Radio zu hören. Ich schalte nicht um. Ich höre sehr wenig Radio, nur ab und zu im Auto. Kürzlich saß ich im Auto – und „Caught In Life” ist ja noch recht neu – dann kam der Song im Radio. Ich dachte nur: cool. Es macht sehr viel Spaß und man sieht, was man geschafft hat.

Vor zwei Wochen habt ihr euer erstes Deutschlandkonzert gegeben. Ihr seid auf der Breminale, einem Festival in Bremen, aufgetreten. Wie war`s?
Wir hatten vorher eine einwöchige Radiotour durch Deutschland, vor einigen Monaten schon. Aber Bremen war unser erstes richtiges Konzert. Es war erst einmal erschreckend, weil unsere ganze Ausrüstung mit uns eingeflogen ist, aber leider irgendwo hängen blieb und wir erst ungefähr fünf Minuten vor dem Auftritt die Instrumente bekommen haben. Wir hatten ganz schön Angst, dass das schief geht. Es musste dann alles schnell gehen. Und es waren so viele Leute da, die sich das Konzert angesehen haben. Die Stimmung war auch klasse, aber wir haben uns einen guten Tag für das erste Deutschlandkonzert ausgesucht: Es war der Tag des Viertelfinals bei der Fußball-Weltmeisterschaft und Deutschland hat Argentinien mit 4:0 besiegt. Die Deutschen sind einfach ein cooles Volk.

Eure Single „Ambitions” gibt es jetzt auch in Deutschland. Wie läuft es bisher?
Wir haben eigentlich wenig davon gehört, aber wahrscheinlich sind auch noch nicht so viele CDs verkauft. Wir werden auf jeden Fall noch einmal für eine Radiotour kommen, um uns noch einmal vorzustellen. Aber wann genau das ist, kann ich noch nicht sagen. Wir hoffen auf den Herbst – wenn alles gut läuft, kommen wir vielleicht schon im September, aber das muss die Plattenfirma entscheiden und organisieren.

Wie sind denn eure Pläne für die nächsten Wochen?
Wir spielen im Moment viele Konzerte in Norwegen. Da hatten wir mit „Caught In Life” die inzwischen fünfte Singleauskopplung unseres gleichnamigen Albums, das ist jetzt fertiggespielt, also muss mal etwas Neues kommen. Außerdem treten wir derzeit viel in Schweden auf. Dort waren wir mit „Ambitions” auch auf Platz 1. Bald wollen wir noch nach Polen, da wurde „Ambitions” auch viel gespielt und war hoch oben in den Radio-Playlists. Wir werden dort in einer Fernsehsendung auftreten.

Also ganz nach dem Motto von aha und Marit Larsen – von Norwegen nach Europa?
Ja, das werden wir versuchen. Wir kommen überall dahin, wo die Menschen uns hören wollen.

Danke Cato und viel Erfolg mit „Ambitions” in Deutschland.

(Interview: Miriam Keilbach / Fotos: Catharina Rieper und Marcel Lelienhof)

Miriam K.

Miriam war 2007 im Gründungsteam von backview.eu. Sie volontierte beim Weser-Kurier in Bremen und arbeitet seit 2012 als Redakteurin bei der Frankfurter Rundschau. Ihre Themen: Menschen, Gesellschaft, Soziales, Skandinavien und Sport.

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