Angela Merkel als Frosch, der nicht merkt, dass er gekocht werde, wenn man ihn zunächst in einen Topf mit kaltem Wasser setze. Auf diese Weise wollte Rösler seine FDP retten und die eine einmalige Initiative gegen die Kanzlerin ergreifen. Doch seine Theorie ist erstens Tierquälerei und zweitens Quatsch, klären Biologen Rösler auf.
Initiative ergreifen und dabei noch versuchen, witzig zu sein – das kann schnell nach hinten losgehen, wie uns Philip Rösler mit seiner Froschtheorie eindrucksvoll bewiesen hat. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, FAS (vom 4. März), hat es gleich mal einen Froschforscher erklären lassen: Frösche lassen sich nicht kochen, egal, wann man das Wasser erhitzt – Frösche sind ja nicht blöd, sagte der Biologe Alexander Haas.
Wirtschaftsminister und FDP-Vorsitzender Phillip – genannt „Fipsi” – Rösler hat versucht, die FDP aus dem Umfragentief zu holen, indem er Joachim Gauck als Bundespräsidenten-Nachfolger durchgesetzt – oder erzwungen – hat. Aber Rösler neigt bei seinen Zuhörern und Zuschauern dazu, ein Empfinden zu erzeugen, das jüngere Leute als „Fremdschämen” bezeichnen: Ein Verhalten, das so peinlich ist, dass man selbst beim Zusehen schon errötet.
Rösler hat es – mal wieder – übertrieben mit seiner Initiative und ist seit seinem Froschgleichnis beim „Talk Master” Markus Lanz eher zur Lachnummer geworden. Lanz ist aber anscheinend auch jemand, der Leute zu „humoristischen Höchstleistungen” motivieren kann oder ihnen zumindest – wie bei Rösler geschehen – vor”gauck”elt, dass ihr Geschwätz lustig sei.
Und auch die vermeintliche Gauck-Machonummer war nicht seine Initiative, sondern die vom „wirklichen” Macho der FDP und Kieler Parteichef: Wolfgang Kubicki. Der hat nämlich der Öffentlichkeit schon kurz nach Wulffs Rücktritt (der war um 11:05 Uhr, Kubicki trat um 11:11 Uhr vor die Kameras) und sagte, dass Joachim Gauck der FDP-Kandidat sei – so berichtete der Spiegel letzten Montag.
Was kann man also von Phillip Rösler lernen: Initiative ergreifen kann gut sein, aber man sollte es nicht übertreiben mit dem Selbstlob – sonst fängt es bald an zu stinken.
Klar sagen viele, die Karriere gemacht haben, dass sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen seien. Aber der Hauptjob von Politikern ist es nicht, andere zu unterhalten; dafür gibt es Kabarettisten oder Comedians. Und blöde Tiervergleiche oder Witze funktionieren schon gar nicht gegenüber einer Frau wie Angela Merkel an der Spitze der eigenen Mannschaft, mit ihrem sehr speziellem Humor, der nur selten durchblitzt.
Und auch die Wähler teilen Röslers Humor schreinbar nicht. Denn selbst, wenn 43 Prozent von ihm bei der Präsidenten-Frage positiv überrascht gewesen seien, so der ARD-Deutschlandtrend vom 1. März, die Wähler lesen auch Zeitungen und verfolgen Nachrichten – und einige sehen vielleicht auch die Sendung von Markus Lanz. 67 Prozent sagten nämlich auch, dass der FDP ihr Eintreten für Gauck am Ende nichts genützt habe – sie dümpelt weiter bei drei Prozent vor sich hin. Merkel kam besser weg bei der „Gauck-Frosch-Affäre”: 81 Prozent sagen, es war richtig, dass Merkel bei Gauck nachgegeben hat.
Die letzte Frage der FAS an den Froschforscher Haas: „Und was dachten Sie, als er Angela Merkel mit dem Frosch verglich?
„Na ja. Dass es da vielleicht etwas Passenderes gegeben hätte.”
(Text: Nina Nickoll)