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Franzis Leseecke: Robinson Crusoe

Ein Mann strandet auf einer einsamen Insel und schafft es, sich mit viel Glück und harter Arbeit ein ruhiges Leben aufzubauen. Die Idylle wird erst von ein paar Wilden der Nachbarinseln gestört, die auf seinem Eiland grausame Rituale durchführen. Und immer ist da der Wunsch, ins heimatliche England zurückzukehren.

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Franzis Leseecke back viewDaniel Defoes Hauptcharakter Robinson Crusoe ist schon seit Kindertagen von dem Wunsch besessen, die weite Welt zu bereisen. Entgegen der Wünsche seiner Eltern macht er sich auf in ein Leben zur See …
„So geschah es, dass ich, ohne Vater und Mutter um Rat zu fragen, ja ohne ihnen auch nur ein Wort zukommen zu lassen und es dem Zufall überlassend, ob sie etwas von mir hören würden, ohne Gottes und der Eltern Segen und ohne Rücksicht auf die Umstände und Folgen meiner Handlung in böser Stunde (und das weiß Gott) am 1. September 1651 an Bord des nach London bestimmten Schiffes ging.“
Auch von seinen mehr als negativen ersten Erfahrungen lässt sich Crusoe nicht von seinem Wunsch abbringen und so kommt es, dass sein Schiff vor der Küste Brasiliens in einen Sturm gerät und er, ohne eine weitere Menschenseele, auf einer Insel festsitzt.

Franzis Leseecke: Robinson CrusoeJahrelange Inselhaft und Epiphanien

Zum Glück kann Robinson noch den halben Schiffsstand retten, bevor das Wrack endgültig im nächsten Sturm untergeht. Die Zeichen stehen also gar nicht so schlecht für sein Überleben. Er beginnt Gerste und Reis anzupflanzen, Ziegen zu halten und sein Leben so angenehm wie möglich zu machen.
„Ich war der Herr der ganzen Insel; wenn es mir beliebte, konnte ich mich König oder Kaiser des Landes nennen, das ich in Besitz genommen hatte. Es gab keinen Rivalen, keinen Präsidenten neben mir, keinen, der meine Herrschaft angefochten oder geteilt hätte. Ich hätte ganze Schiffsladungen voll Korn produzieren können, aber ich vermochte sie nicht nutzbar zu machen, und darum säte ich nur ebensoviel aus, als mein eigener Bedarf erforderte. […] Kurz, Natur und Erfahrung lehrten mich bei genauer Betrachtung, daß alle guten Dinge dieser Welt nicht mehr Wert für uns haben, als insoweit wir sie gebrauchen können.“

Abgesehen vom Philosophieren über minimalistische Lebensführung, beginnt Crusoe sich wieder dem Protestantismus zuzuwenden, den er, zusammen mit den Vorschlägen seiner Eltern, eigentlich doch so abgelehnt hatte. Als er später einen Gefangenen der Wilden befreit, ist es natürlich klar, dass er diese arme Seele von seiner unmoralischen Lebensführung abbringen und hin zum „rechten“ Glauben führen muss.
„An diesem Punkte anknüpfend, begann ich nun, ihn in der Erkenntnis des wahrhaftigen Gottes zu unterweisen.“

Mein persönliches Fazit:

Robinson Crusoe hatte das Glück, nicht nur mit drei Dingen auf der Insel zu landen, was dem Buch den spannenden Survival-Abenteuer-Aspekt nimmt. Stattdessen erzählt der neue Inselbewohner die meiste Zeit in der Ich-Perspektive von seinen zahlreichen Handwerkskünsten und Rückschlägen, seinen landwirtschaftlichen Errungenschaften und Bauwerken.

Und wer denkt, dass mit der Ankunft der Wilden und der erfolgreichen Rettung von Robinsons neuem Gefährten Freitag die Spannung wieder steigt, wird noch sehr enttäuscht werden. Religionsstunden und theologische Diskussion beschäftigen die beiden, bis es endlich zur Rettung kommt.
Denn für Daniel Defoe, den Sohn einer puritanischen Londoner Familie, ist klar, dass Lebensglück und ein Happy End erst mit einer Rückkehr zur Religion sein können.

 

Meine Bewertung von “Robinson Crusoe”:
Tassen 1 von 5

1 von 5 Sternen

Titel: Robinson Crusoe
Autor: Daniel Defoe
Verlag: Anaconda
Seiten: 384
Amazon: Robinson Crusoe

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