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Die heilige Highschool-Hure

Highschool-Komödien sind so eine Sache. Wenn sie nicht durch alberne Furz- und Kotz-Witze ruiniert werden, füllt man sie mit kitschigen Tanz- und Gesangseinlagen grinsender Teenager. „Einfach zu haben” ist anders, nutzt Regisseur William Gluck doch altbekannte Klischees, um den scheinheiligen Umgang mit Sex und Moral in den USA zu verspotten.
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Olive Penderghast (Emma Stone) ist eine smarte, hübsche Schülerin, der es an nahezu nichts fehlt – außer an Popularität. Im Schulgang rumpelt man sie gerne mal um und die Cheerleader-Blondinen kennen nicht einmal ihren Namen. Bis zu dem Tag, an dem das Gerücht umgeht, Olive habe ihre Unschuld an einen deutlich älteren Studenten verloren.

Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die skandalöse Nachricht um Olives heiße Liebesnacht. Es wird geflüstert, getratscht und gesimst, was das Zeug hält. Und weil Olive irgendwann keine Lust mehr hat, den Irrtum aufzuklären und gegen das Gerücht anzukämpfen, macht sie das Beste aus der Situation und genießt ihren ungewohnten Ruhm.

Weil dieser ohnehin schon ruiniert ist, folgt Olive schließlich auch der Bitte ihres schwulen Freundes Brandon, verbreiten zu dürfen, er habe mit ihr Sex gehabt, um so den fiesen Quälereien und Schlägen der Quarterbacks zu entgehen. Plötzlich kommen immer mehr Schul-Loser auf die Idee, mit Olive ihren gesellschaftlichen Status zu verbessern, wodurch aus dem völlig unerfahrenen Teenager die lasterhafte Schulschlampe wird.

Dass diese Geschichte nicht sonderlich glaubwürdig ist, lässt sich nicht leugnen. Innovativ ist sie dennoch, überträgt sie doch wesentliche Motive des Literaturklassikers „Der scharlachrote Buchstabe” auf das Highschool-Genre. Die grobe Thematik zu kennen, ist von Vorteil. In Nathanael Hawthornes Roman von 1850 wird eine junge Frau des Ehebruchs bezichtigt und fortan gezwungen, ein rotes A (für Adulteress =Ehebrecherin) auf der Brust zu tragen. Da der Skandalroman gerade in der Schule durchgenommen wird, entschließt sich Olive dazu, fortan auch den roten Buchstaben zu tragen.

Besonders positiv fällt Nachwuchstalent Emma Stone auf, die eine durchaus interessante Mischung aus Charme, Gerissenheit und Sex versprüht. Ihre wunderbar sarkastische Art erinnert stark an die gefeierte Antiheldin „Juno” aus dem Jahr 2007. Auch Assoziationen an „Clueless”-Heldin Cher werden von Regisseur William Gluck bewusst gefördert. Mit Lisa Kudrow („Friends”), Penn Badgley („Gossip Girl”) und Amanda Bynes („Was Mädchen wollen”) tauchen zudem einige bekannte Gesichter in größeren Nebenrollen auf.

„Einfach zu haben” überzeugt mit einer ganzen Reihe guter Gags, spitzer Seitenhiebe und frechen Dialogen. Stanley Tucci und Patricia Clarkson sind als Eltern herrlich komisch, besonders wenn sie dem Skandal um ihre Tochter mit purer Ironie begegnen. Auch Mariannes Enthaltsamkeitsclub und ihre Bibelfreunde sorgen für Gelächter im Publikum. Bedauerlicherweise funktionieren manche Gags nur in der Originalvertonung und verlieren durch die Übersetzung und Synchronisation an Stärke. Wer also voll auf seine Kosten kommen will, sieht sich „Easy A” – so der englische Titel – besser im Original an.

(Text: Julia Hanel)

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