Oh Gott – Du bist lesbisch?
Was es bedeutet in Deutschland seine homosexuellen GefĂŒhle einzugestehen
Die heute 23-JĂ€hrige ist sich aber erst seit einem knappen Jahr im klaren, dass sie lesbisch ist. Bei einem Tanzkurs lernte sie ihre jetzige Freundin kennen. Sie stand offen zu ihrer HomosexualitĂ€t und zeigte relativ schnell ihre Zuneigung zu Rebecca. âAm Anfang bin ich davon gelaufen, weil diese GefĂŒhle fĂŒr eine Frau fĂŒr mich neu waren.“ Erst als die Eifersucht wieder zu Tage trat, merkte Rebecca, wie sie wirklich tickt. âIch hatte vorher zwei Beziehungen – beide mit einem Mann – aber das war einfach nicht wirklich etwas fĂŒr mich. Mir hat immer irgendetwas gefehlt, ich wusste nur nicht, woran das liegt“, erinnert sich die WĂŒrzburgerin.
Heute geht Rebecca sehr offen mit ihrer SexualitĂ€t um. Eltern, Freunde, Verwandte und sogar die engsten Arbeitskollegen wurden frĂŒh eingeweiht und reagierten in ihren Augen ĂŒberraschend gut und offen darauf. âIn der Familie meiner Freundin sah das leider anders aus“, erzĂ€hlt Rebecca weiter, âihre Eltern hatten lange ein Problem mit der HomosexualitĂ€t. Aber mittlerweile können sich nur ihre streng katholischen GroĂeltern noch nicht ganz damit anfreunden.“ Trotz oder gerade wegen der anfĂ€nglichen Schwierigkeiten, sind die beiden Frauen heute unzertrennlich und seit dem 3. April verlobt.
Sehr frĂŒh war sich dahingegen der 17-jĂ€hrige Philipp B. ĂŒber seine sexuelle Neigung im klaren. Mit 13 verliebte er sich bereits in einen Jungen in seiner Klasse. Aber auch hier war der gesellschaftliche Druck wieder gröĂer als die eigenen Vorlieben: âIch habe versucht alles zu ĂŒberspielen.“ Zwei Jahre spĂ€ter lernte er ĂŒber eine Internetplattform – speziell fĂŒr Schwule – seinen jetzigen Freund kennen. Nach unzĂ€hligen GesprĂ€chen und Telefonaten stand bald das erste Treffen an. âEs hat sofort gefunkt – und ich wollte endlich dazu stehen, dass ich Kerle toll finde. Meine drei besten Freunde haben es wirklich locker aufgenommen und mich genau so behandelt wie zuvor. Ich war echt glĂŒcklich!“ Auch wenn die meisten Freunde kein Problem mit der HomosexualitĂ€t von Philipp hatten, gab es auch Jugendliche, die ihn beleidigt oder sich ĂŒber ihn lustig gemacht haben.Schwieriger war jedoch das Coming Out bei den Eltern. âZuerst konnten sie keine Worte finden und haben einfach nur geschwiegen. Dann haben sie mich aber in den Arm genommen und mir gesagt, dass sie mich so lieben, wie ich bin. Ich war einfach nur so erleichtert, dass es endlich raus ist!“
Extremere Reaktionen stehen in Deutschland aber auch auf der Tagesordnung von Homosexuellen. âViele haben richtig dumm reagiert und mich teilweise sogar beleidigt. Einige Jungs aus meinem Heimatort haben sogar Dosen nach mir geworfen und mich als dumme Lesbe beschimpft“, erinnert sich Fatma aus Mannheim. Mit zwölf Jahren merkte sie, dass sie auf Frauen steht. Aus Angst vor den Reaktionen ihres Umfeldes, verdrĂ€ngte Fatma ihre GefĂŒhle jedoch zunĂ€chst. Erst drei Jahre spĂ€ter testete sie ihre sexuelle Ausrichtung mit Hilfe eines Kusses mit einer Freundin. âErst dadurch war ich mir sicher, dass ich auf Frauen stehe.“
Diese drei Beispiele aus dem Leben von Homosexuellen machen die immer noch schwierige Lage in Deutschland deutlich. Schwule und Lesben gelten oft immer noch als unnatĂŒrlich. Genau das macht den Schritt des Coming Outs fĂŒr viele so extrem schwer – jeder muss mit negativen Reaktionen seines Umfeldes, seiner Freunde und sogar in der eigenen Familie rechnen. Warum gilt eine gleichgeschlechtliche Neigung in der heutigen Gesellschaft immer noch als auĂergewöhnlich? Warum werden Schwule beschimpft? Warum muss es Lesben so schwer gemacht werden, sich zu outen?
Auch Homosexuelle sind Menschen – Menschen, die wie alle einfach nur auf der Suche nach Liebe sind!
(Text: Konrad Welzel)
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