Nicht lustig – oder zum Totlachen?
Frankreichs Kulturecke: DVD-Kritik zu âLa Grande Vadrouille“
âLa Grande Vadrouille“ war durchgehend die Nummer eins in der Publikumsgunst, bis die Sch’tis kamen. Das war 2008. Nicht schlecht fĂŒr einen Film, der bereits 1966 in die Kinos kam und von drei britischen Piloten handelt, die sich nach einem Absturz in Frankreich ohne jegliche Sprachkenntnisse zurecht finden mĂŒssen.
Nicht besonders viel erwartete ich von der âgroĂen Sause“, wie âLa Grande Vadrouille“ mehr schlecht als recht ins Deutsche ĂŒbersetzt wurde. âDrei Bruchpiloten in Paris“, so der alternative Titel, klang fĂŒr mich eher nach 60er-Jahre-Kalauer als nach einer guten Abend-Unterhaltung. Doch irgendetwas musste ja an einem Film dran sein, der ĂŒber vierzig Jahre lang der Lieblingsfilm der Franzosen war.
Der Anfang erinnert an einen Abenteuerfilm: ein britisches Kampfflugzeug wird wĂ€hrend des zweiten Weltkriegs ĂŒber Paris abgeschossen. Beengende Einstellungen im Cockpit und das schrille Piepen der Alarmsignale lassen so etwas wie Spannung aufkommen, bis die drei Briten kurz vor dem Fallschirm-Sprung das Codewort summen: âTea for two and two for tea“. Wiedertreffen sollen sich die Bruchpiloten im tĂŒrkischen Bad, um sich dann gemeinsam ĂŒber die Grenze ins âfreie“ Vichy-Frankreich durchzuschlagen.
Doch bis dahin ist der Weg lang und mit vielen Gags gepflastert. Einer der Briten landet in der Pariser Oper und ĂŒberredet den Konzertmeister (fabelhaft hektisch gespielt von Louis de FunĂšs), ihm zu helfen. Dieser soll nun im tĂŒrkischen Bad die anderen treffen, da sich der Bruchpilot nicht aus der Kammer herauswagt. FĂŒr einen Briten, der kein Französisch spricht, ist das okkupierte Paris in der Tat nicht ungefĂ€hrlich – zumal sich Hitler samt Gefolge zum Abendkonzert angekĂŒndigt haben.
Der Konzertmeister macht sich also auf in das tĂŒrkische Bad, ausgerĂŒstet mit dem Code-Song und einem Indiz, woran er den einen Komplizen erkennt: am groĂen Schnurrbart. Dumm nur, dass dieser den gerade abrasiert hat, weil es ein zu auffĂ€lliges Erkennungszeichen war. Was folgt, ist ein munteres Verwechselspiel. Der Konzertmeister, ein sonst zugeknöpfter und autoritĂ€rer Schreihals, schleicht schĂŒchtern und nur mit einem Handtuch bekleidet durch das dampfende tĂŒrkische Bad, âTea for two“ summend. Beschwörend flĂŒstert er dem nĂ€chstbesten Schnurrbart-TrĂ€ger âBig moustache, big moustache“ zu – natĂŒrlich vergebens.
ErwĂ€hnenswert ist auch der Sprachmix, der dem Film einen internationalen Touch gibt und natĂŒrlich fĂŒr jede Menge Lacher sorgt. Jeder spricht seine Sprache (Englisch, Deutsch, Französisch, gegebenenfalls mit Untertiteln) oder versucht sich mehr schlecht als recht in der Sprache des anderen, was natĂŒrlich die entsprechenden MissverstĂ€ndnisse zur Folge hat. Die Deutschen kommen in âder groĂen Sause“ schlecht weg: Sie werden als dĂŒmmliche, primitive Nazis verballhornt, die auf jeden noch so schlechten Trick hereinfallen. Doch irgendeinen Buhmann braucht eine Komödie immer.
Entweder liebt man diesen Film und seinen Humor, oder man kann ihm nichts abgewinnen. Er kann nicht mit besonders intelligentem Humor beeindrucken, sondern eher mit Slapstick- und Situationskomik. Die Franzosen lieben ihn – allerdings nicht unbedingt die Jugendlichen. âLa Grande Vadrouille“ ist auf jeden Fall ein Klassiker, ĂŒber den man gut bei einem DVD-Abend lachen kann.
Einen Einblick gibt’s hier:Â Â http://www.youtube.com/watch?v=gQisbXnbqS0
(Text: Anna Franz)
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